You Again? || Han Jisung x Reader

Kapitel 17

Durch ein Klopfen an meiner Tür wachte ich dann irgendwann auf. Ich hatte keinen Plan, wie spät es war oder wie lange ich geschlafen hatte, aber es war noch hell draußen, also kann es nicht so lange gewesen sein. Meine Augen fühlten sich total schwer durch das Weinen an, sodass ich Schwierigkeiten hatte, diese offen zu halten.
Wer will denn jetzt was von mir? Ich hab gerade keinen Bock auf jemanden... Vielleicht ist es ja Hyunjin, dann hab ich wenigstens einen, bei dem ich mich ausheulen kann.

,,Ja?", versuchte ich, etwas lauter zu rufen, damit die Person vor der Tür das hörte, was aber nicht wirklich klappte, da meine Stimme noch angeschlagen vom Heulen war. Also stand ich widerwillig aus meinem Bett auf und ging zur Tür und öffnete diese. Chan stand dort mit irgendwelchen Zetteln in der Hand und wollte gerade zum Reden ansetzen:,,Hey (Y/N), ich wollte nur-", aber als er mir dann ins Gesicht sah, sprotzte seine Miene nur voller Besorgnis. Er fasste mir an den Schultern und schloss die Tür schnell hinter sich. ,,Was ist mit dir passiert? Ist alles okay mit dir?" Ich spürte, wie schon wieder alles hoch kam, was ich aber mit aller Kraft unterdrücken konnte. Ich wollte nicht, dass Chan sich wegen jemanden wie mir Sorgen machte. ,,Weswegen bist du hier?", fragte ich mit weinerlichen Unterton, den ich aber überspielen konnte. Er kratzte sich am Hinterkopf und antwortete:,,Nunja, ich wollte dir nur die Hausaufgaben bringen, die Hyunjin mir für dich gegeben hatte und nachschauen, ob bei dir alles in Ordnung ist... ähm, naja, du weißt schon... nach der ganzen Sache..."

Danach schwiegen wir beide für wenige Sekunden, bis ich merkte, wie mir wieder eine Träne aus dem Augenwinkel floss, woraus ein unkontrolliertes Weinen wurde.
Chan legte die Zettel weg, nahm mich dann sofort in den Arm und strich mir sanft und beruhigend über den Rücken. ,,Sag mir doch, was los ist. Glaub mir, danach fühlst du dich besser, wenn du dich ausgesprochen hast. Ist es noch wegen der Fahrstuhlsache?" Ich löste mich aus der Umarmung und schaute Chan tief in die Augen. Er lächelte mir aufmunternd zu. Ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte, aber nach alle dem, was zwischen uns passiert war, war ich mir unsicher. Sollte ich es ihm echt erzählen? Was, wenn er mich verurteilen würde?
Nachdem ich mich etwas eingekriegt habe, entschied ich mich dennoch dazu, es ihm zu sagen.

,,Als Jisung und ich im Fahrstuhl eingesperrt waren, da... d-da haben wir uns g-geküsst." Es kostete mir viel Mut, ihm das zu erzählen und zu meiner Verwunderung wirkte Chan gar nicht überrascht oder sonst was - es erschien sogar ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen, was aber auch einen Hauch Traurigkeit enthielt. ,,Ich wusste, dass das früher oder später passiert.", meinte er und schaute zu Boden. Ich glotzte ihn fragend an. ,,Man merkt doch voll, dass ihr aufeinander steht. Und als du mir gesagt hast, dass du bei unserem Kuss nichts gefühlt hast, war es mir noch klarer, dass es an Jisung liegt."
,,Aber wir kratzen uns doch förmlich die Augen aus... Wie kommst du denn dann auf sowas?", fragte ich perplex.
,,Wirklich JEDER merkt das, außer ihr selbst anscheinend. Selbst Ella hat das gecheckt und das soll schon was heißen!", antwortete er. Ich musste lachen wegen der Aussage mit Ella und fragte:,,Ach, habt ihr euch schon über Jisung und mich ausgetauscht?"
,,Vielleicht... " Er lachte nervös und, danach herrschte mal wieder Schweigen.

,,Und warum bist du jetzt so traurig? Ist doch toll, dass ihr endlich zueinander gefunden habt!", erkundigte sich Chan. Ich seufzte. ,,Naja, nach dem Kuss wurden wir direkt aus dem Aufzug herausgeholt und dann bin ich ja gleich weggelaufen, weil ich noch nicht fassen konnte, was geschehen war. Ich hatte auch Angst, dass er sich danach wieder wie der letzte Arsch verhält oder sagt, dass ihm der Kuss nichts bedeutet oder so... Ich weiß auch nicht, wie es jetzt mit uns weiter gehen soll. Ich mein, wir hassen uns doch eigentlich? Und er hat doch 'ne Freundin, oder nicht?! Man, das ist alles so kompliziert... Tut mir leid, dass ich dich gerade so voll heule, aber bei mir herrscht gerade Gefühlschaos."
Wow, ich glaub so viel hab ich in meinem Leben noch nie am Stück geredet. ,,Alles gut, du kannst mir ruhig alles anvertrauen.", meinte er, worauf ich lächeln musste.
,,Ich bin mir auch gar nicht sicher, ob ich Jisung wirklich liebe, oder nicht.", sagte ich verzweifelt.

,,Hast du denn beim Kuss etwas gefühlt?"
Sofort bekam ich Gänsehaut, als ich an den Kuss und dieses unglaubliche Gefühl zurückdachte. Ich nickte zögernd, weil mir das irgendwie unangenehm war.
,,Dann liebst du ihn.", schlussfolgerte Chan.

Ich schluckte schwer - er scheint wohl Recht zu haben... Man, wie konnte ich mich in so einen Vollidioten verlieben? Das ist ja ekelhaft.
,,Chan, ich bin dir wirklich dankbar für deine Hilfe, aber ich brauch jetzt etwas Zeit für mich allein."
,,Ja, klar, kann ich verstehen. Wenn du wieder irgend'nen Rat oder so brauchst, ich bin immer für dich da. Wir sehen uns.", sagte er, umarmte mich nochmal kurz und wollte dann gehen, aber ich hielt ihn am Handgelenk fest. ,,Warte! Aber bitte erzähl das niemanden, okay?"
,,Ich würde sowas niemals machen. Aber willst du das nicht mal Hyunjin erzählen? Er ist doch dein bester Freund.", meinte er. ,,Wollte ich erst... Aber jetzt, wo ich so drüber nachdenke, wäre das das Schlimmste, was ich machen könnte, denn der würde gleich zu Jisung rennen und sagen:,,Oh JiSuNg, (Y/N) hEuLt WeGeN dir uNd sIe sTeHt vOlL aUf dIcH!!!" und darauf hab ich überhaupt
keinen Bock.", antwortete ich, weshalb Chan lachen musste. ,,Stimmt, du hast recht. Und was ist mit Ella und Mauke?"
,,Die erzählen mir sowas immer auch erst zehn Jahre später, also mach ich das auch."
,,Ah, okay. Naja, ich geh dann mal."
Er ging dann Richtung Tür und verabschiedete sich noch, bevor er verschwand.

Ich legte mich dann wieder auf mein Bett und dachte gefühlte Stunden an Jisung, bis ich dann wieder einschlief. Die Hausaufgaben, die Chan mir gebracht hatte, hab ich mir nicht mal mit dem Arsch angeguckt, weil ich auch gerade andere Sachen im Kopf hatte.