„Du kannst all das werden, was ein Nugir nie sein konnte."
Dyrall öffnete die Augen, orientierte sich einen kurzen Moment in der Wirklichkeit und schaute, regungslos und auf der Seite liegend, in alle Richtungen. Dann schnaufte er tief durch und ihm wurde klar, er war wirklich wach. So legte er sich auf den Rücken und verschränkte die Hände unter den Hinterkopf. Seine Gedanken galten diesen Worten,denn er hörte sie in der Stimme seiner Mutter. Als hätte sie ihn wahrhaftig besucht, verstärkte sich in ihm immer mehr das Gefühl,dass dieser Moment mehr war als nur ein Traum. Er hörte sie so klar,wie er sich selbst hörte, als er murmelte „Wer... war das? Mutter,warst du das?". Doch eine Antwort bekam er nicht und als hätte jemand Ihn erschreckt, stand er urplötzlich auf. „Papa kommt heute zurück!", rief er sich selbst zu und rannte stürmisch aus seinen Gemächern in die große Halle, welche durch die nächtlichen Feiern extrem nach Met stank. Über Krüge und Teller sprang er wie, als wenn sein Körper sich vollkommen automatisch bewegen würde. Erselbst schaute nur in die Richtung des geöffneten Tores, aus dem das grelle Tageslicht ihn blendete.
Draußen angekommen, stürmte er an der großen Eiche vorbei und sah, dass das ganze Dorf bereits wartend vor den geöffneten Toren des Dorfes stand. Dyrall drängte sich durch die Menge da er wusste, dass Nurrok ganz vorn stehen müsste, um seinen Vater zu empfangen. „Onkel",rief er, nach Luft schnappend. „Kommt Papa? Ist er schon da?".Nurrok schaute mit verschränkten Armen zu Dyrall runter und murmelte leicht besorgt in seinen Bart „Mmh...hätte schon längst kommen müssen." Dyrall fiel auf, dass sein Onkel nervös mit dem rechten Knie zuckte. So stellte er sich nah an seine Seite um ihm, dem großen Häuptling, etwas Sicherheit zu geben. Wie durch ein Wunder hörte das Zucken auf. Nurrok schnaufte beruhigt durch die Nase. Gemeinsam warteten sie dort eine Weile, ohne ein Wort miteinander zu sprechen.Auch das gesamte Volk, welches hinter Ihnen versammelt stand,schwieg. Nicht ein Nugir wagte es, diese Ruhe nur durch ein Husten oder Schnaufen zu stören. Was würde passieren, wenn ihre Armee verloren hätte? Welches Schicksal würde das Dorf dann erwarten?Würde es erobert oder gar zerstört?Da zuckten Dyralls lange Ohren nach vorn. Er konnte ganz leise, aus dem Wald, durch den sein Vater gestern verschwunden war, trommeln hören.
„Onkel...Hatte unsere Armee trommeln dabei?". Nurrok schaute Dyrall verwundert an und genau in diesen Moment registrierten auch seine Ohren diese Trommelschläge. Er schnaufte laut durch die Nase und antwortete mit enttäuschter Stimme „Nein, hatten se nich." Kaum waren diese Worte ausgesprochen, erkannten sie eine traurige Gewissheit. Aus den Bäumen lugten die Bluttränen Banner hervor und sie begriffen, dass Torall mit all seinen Kriegern gefallen sein musste. Dyrall sank mit starrem Blick zu Boden. Er konnte es nicht fassen. Seine Angst war begründet und er gab sich just in diesem Moment selbst die Schuld dafür. Wären seine Zweifel nicht gewesen,hätte er diese Niederlage nicht hervorgebracht.
Nurrok allerdings, wirkte nicht überrascht. Nein er schnaufte sogar so, als wäre eine lang ersehnte Gewissheit eingetreten, beinah...erleichtert. Doch von alledem bekam Dyrall nichts mehr mit, geplagt von den Schuldgefühlen verharrte vollkommen erstarrt auf seinen Knien im Schlamm. Es konnte doch nicht sein, dass sein Vater, welcher so mächtig war, gegen solch einen grausamen Herrscher verloren hatte, welcher keine Ehre kannte. Nurrok wusste was zu tun war und packte den Kleinen an seinen langen, blutroten Haaren und riss ihn aufrecht nach oben. „Hör zu, Junge! Du hast keine Zeit zu trauern,du..." er zögerte kurz "Du musst nun hier weg, hast du mich verstanden?". Dabei verpasste er Dyrall einen heftigen Schlag ins Gesicht, sodass dieser aus seiner Erstarrung gerissen wurde. „Tut mir leid mein Kleiner, aber du kannst jetzt nicht traurig sein. Also hör mir jetzt ganz genau zu, heulen kannst du später". Als Nurrok so mit ihm sprach, bemerkte Dyrall, dass er plötzlich ganz anders redete als sonst. So als wäre das, was er nun sagen würde von so großer Bedeutung, wie noch nie etwas anderes, dass er jemals sagte.„Man wird dich nun in die Halle bringen, dort ist ein Hinterausgang, welcher direkt durch die Dorfmauer gen Osten führt.Ich habe keine Zeit für lange Erklärung aber dein Vater hat mir aufgetragen, dich zu retten, also werde ich das tun". Dyrall hörte ihm zwar zu, doch sein Schock saß noch immer so tief, dass er nicht wahrhaben wollte, was gerade passiert. „Los, tu was wir besprochen haben und geh!" Da packte eine Frau den kleinen Jungen an den Kleidern und zog ihn mit. Dyrall verschwand durch die Menge und sah,wie sein Onkel sich entschlossen der nahenden Armee zuwandte. Doch er bekam keine Zeit sich Sorgen zu machen. Das ganze Dorf schien sich so zu positionieren, dass Horu und seine Armee von dieser Flucht nichts sehen konnte.
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Blade of Deliverance - Dyralls Schicksal
FantasyIn einer, von Krieg und Zerstörung, gebeutelten Welt, ist ein Krieger dazu in der Lage weiter zu denken als jemals zuvor. Getrieben von Visionen und großen Träumen, versucht er alle Völker zu einen. Doch seine Idee, von einem Volk, welches sich nich...