15 Jahre waren bereits vergangen. Die Veränderungen in Vanheim hatten unvorstellbare Ausmaße angenommen. Und diese waren gewiss keine guten. Das gesamte Dorf sowie seine Ländereien wurden vollkommen heruntergewirtschaftet und standen kurz vor dem Sterben. Vanheim hatte vor 15 Jahren noch aus 4000 Einwohnern bestanden. Nun schrumpfte die Bevölkerung auf weniger als 1000. Die Nugir war unterernährt und all ihre Stärke wurde ihnen geraubt. Horu hatte sich ausgeruht und seit seiner Übernahme nicht einen Krieg mehr geführt. Man sollte annehmen, dass solch stolze und barbarische Kreaturen so einen Häuptling, ohne zu zögern, stürzen würden. Doch dazu kam es nie. Doch wieso? Was war geschehen? Horu liebte Macht und diese wusste er kreativ auszuüben. Seit seiner Herrschaft mussten selbst kleine Kinder auf den Graurübenfeldern Schuften. Um einer Flucht dieser vorzubeugen, hielt der Häuptling ihre Mütter stets in seiner Nähe. Sie waren seine persönlichen Bediensteten. So nannte er sie jedenfalls. Doch er behandelte sie vielmehr wie wertlose Sklaven. Die Kinder wussten um die Konsequenzen, wären sie jemals geflüchtet. Nicht selten kam es vor, dass Horu dieses Szenario für das ganze Dorf veranschaulicht hatte. Zu solchen Anlässen ließ er ihre Mütter auf heißen Kohlen laufen oder sie mit der Peitsche demütigen. Auch schreckte er nicht davor zurück, sie einfach vor den Augen ihrer Kinder zu töten. Die Väter, welche einst große Krieger waren, dienten nur noch als Gladiatoren. 15 Jahre lang durften sie in keiner Schlacht mehr kämpfen. Horu wusste genau, wie man den Stolz eines gesamten Volkes brechen konnte. Dies und seine eigene Stärke verhalfen ihm dazu, dass nur wenige es wagten, ihre Schwerter gegen ihn zu erheben. Doch sie hatten keinen Erfolg. Der Einzige, dem es in diesem verarmten und verwahrlosten Dorf wirklich gut ging, war er.Heute wurde das alljährliche Opferfest veranstaltet. Doch das Fest, mit dem einst die Krieger auf der Schlacht unterstützt wurden, hatte nichts mehr mit dem zu tun, was es einst war. Heute wurden keine Tiere mehr geopfert. Ebenfalls verschwanden auch die ehrenvollen Kämpfe zweier Krieger. Vielmehr ließ Horu eine große Arena aus den Knochen der Verstorbenen Vanheims erbauen, um darin 100 Männer gegeneinander antreten zu lassen.Diese Feste waren die einzige Möglichkeit für einen Nugir, so etwas Ähnliches wie eine Schlacht zu erleben. Doch sie kämpften nicht um das Wohl des Dorfes oder um die Gunst der Götter. Sie kämpften auch nicht für Ruhm und Ehre. Einzig und allein einem Zweck hatten diese Gemetzel. Sie dienten lediglich Horus Unterhaltung. Der Gewinner sollte nicht belohnt, sondern aufs Grausamste geschändet und entehrt werden. Das hieß, dass sie sich vor Horu zum Gespött des Volkes machen mussten. Doch das Grausamste dieser Strafen war jedoch, dass der Gewinner anschließend, vor den Augen seiner Familie, vor den Augen aller, bei vollem Bewusstsein zu Tode gequält wurde. In diesen Dingen äußerte sich Horus Kreativität und Machtbesessenheit. Er blühte in ihnen auf wie ein Kind.Die Arena war bereits gefüllt und Horu saß auf seinem großen Knochenthron, von dem er das gesamte Spektakel bestaunen konnte. In den Zuschauertribünen war der Zwiespalt der Nugir zu erkennen. Ein kleinerer Teil stand traurig und erbost dort, während der Großteil sich diesem Treiben bereits blind ergeben hatte. Sie empfanden sogar so etwas wie Spaß. Doch dies war mehr ein Überlebensinstinkt, um Horu nicht negativ aufzufallen. Wenn man genau hinschaute, sah man in allen Augen die tiefe Betroffenheit und Verzweiflung, welche sie nur hinter einer Maske versteckten. Unter ihnen befand sich der siebenjährige Snari, dessen Vater ebenfalls für den Kampf in der Arena ausgewählt wurde. Neben ihm stand seine Mutter, welche ihm zitternd die Hand drückte. Sie beide wussten, dass sie heute ein Familienmitglied verlieren werden. Es gab nicht das Geringste, dass sie tun konnten. Alle Zuschauer blickten auf den Knochenthron, als Horu sich stolz von ihm erhob."Hört zu, liebes, arbeitsames Volk!", rief er, mit kratziger, heller Stimme."Auch heute haben wir uns versammelt, um tapferen Männern die Möglichkeit zu geben, in Ehren abzutreten" Er machte mit seinem ironischen Unterton absolut keinen Hehl aus seinen Motiven und fuhr fort "Wie ihr wisst, müssen nun hundert Krieger um ihr wertvolles Leben kämpfen. Da wollte ich es mir nicht nehmen lassen einige Worte zu sagen. Ich sehe eure Trauer und ich sehe eure Verzweiflung. Seit ich dieses Dorf übernommen habe, müsst ihr begreifen, wer hier das Sagen hat. Ihr versteht sicher, dass ich jegliche Auflehnung gegen mich nicht dulde." Während er diesen Satz sprach, brachten zwei seiner Wachen ihm einen Mann aus dem Publikum. "Seht ihr diesen Mann? Wisst ihr was er getan hat? Er hat es gewagt eine Rebellion gegen mich anzuzetteln." Dabei schaute er mit großen, wuterfüllten Augen durch die Zuschauermenge. "Ihr könnt euch doch gewiss denken, was ihn nun erwartet?" Dabei wandte er sich dem Verurteilten zu und grinste ihm fies ins Gesicht. Während der Blick des Mannes sich immer mehr mit Angst füllte, wurde Horus Grinsen nur breiter. Er genoss diese Angst so sehr, dass sie ihn in einen Blutrausch versetzte. Er nahm sich ein Messer, welches einer seine Wachen ihm bereithielt und drückte die Spitze leicht in seinen Hals, direkt an der Schlagader. Um die größtmögliche Qual zu erschaffen, ließ er den Mann mit aller Kraft festhalten. Dann drückte er die Klinge so langsam er nur konnte hinein. Er sollte jeden Millimeter dieses Schmerzes spüren und begann unfassbar an zu schreien. Dabei zappelte er so stark, dass er eine Kraft unvorstellbaren Ausmaßes entwickelte. Es war ihm möglich sich von den Griffen der Wachen loszureißen und wollte Horu überwältigen. Doch als er ihm die Klinge entreißen wollte, stach Horu zu und packte den Mann mit seiner anderen Hand an der Kehle, oberhalb der Stichwunde. Der Verurteilte griff Horus Arme, doch jeglicher Aufwand, sie nur ein wenig zu bewegen war vergeblich. Horu zog die klinge langsam aus seinem Hals und hob seinen gesamten Körper an der Kehle nach oben, um ihn ausbluten zu lassen. Keiner der Tritte, die ihm entgegengeschmettert wurden, konnten ihm etwas anhaben. So harrten sie aus, bis Horus Opfer das Bewusstsein verlor und verblutete. Er schaute in die Menge und ließ ihn in seine eigene Blutlache fallen. Anschließend setzte er sich wortlos auf den Thron und gab das Handzeichen, welches das Turnier einläutete. So marschierten 100 Männer durch mehrere Tore in die Arena.Als die Kämpfer begannen aufeinander einzuschlagen, nutzte Snaris Mutter den Moment. "Snari nun hör zu was ich dir sage. Jetzt wo niemand aufpasst, musst du fliehen, renn hier weg so schnell du kannst. Hast du das verstanden?" Dabei packte sie ihn an den Schultern und rüttelte ihn. Snari konnte ihr jedoch nicht richtig folgen. Es war verständlich, dass er nur seinen Vater im Kopf hatte, welcher in einigen Minuten tot sein sollte. Er wandte seinen Blick nicht von der Arena, sodass seine Mutter ihn mit sich zog. Gemeinsam drängten sie sich durch die Zuschauermenge. Sie rannten sie Treppe hinab, welche direkt zum Haupteingang der Arena führte. Snari begriff noch immer nicht, was gerade passierte "Mama was soll" Im selben Moment verschloss seine Mutter ihm mit der Hand den Mund. "Hör mir zu mein Sohn. Wenn wir jetzt nicht hier abhauen ist deinem Vater nicht geholfen. Also hilf mir jetzt den Türriegel zu lösen, verstanden?" Sie schaute ihn so böse an, dass er ihr aufs Wort gehorchte. Gemeinsam hoben sie den großen, schweren Holzriegel aus der Vorrichtung und schufen sich somit den Weg in die Freiheit. Gemeinsam schafften sie es bis zu einer der zerstörten Dorfmauern. Snaris Mutter half ihm mit einer Räuberleiter dabei, sie zu überwinden und wollte ihm zugleich folgen. Doch in dem Moment, als Snari auf der Mauer stand, ergriffen zwei Wachen seine Mutter. Sie zogen sie mit voller Kraft zurück, wobei sie hart auf dem Boden aufschlug. "Los, verschwinde Snari, du bist schnell genug, ihnen zu entkommen!", schrie sie mit all ihrer Kraft, als die Wachen sie an den Haaren mit sich zerrten. Snari schrie voller Verzweiflung auf und wollte seiner Mutter helfen." Mama nein, bitte nein bleib bei mir. Ich gehe nicht ohne dich!" Doch in dem Moment, als er die Mauer hinabspringen wollte, um sie zu retten, griff ihn von Hinten eine große starke Hand, und zog ihn mit sich. "Nein, nein bitte nein! Mama!".Sehr merkwürdige Szenen spielten sich in der Arena ab und dieses Schauspiel wurde immer abstruser. Die Krieger versuchten nicht zu siegen. Sie versuchten, um jeden Preis zu sterben. Dadurch brach eine riesige Panik unter ihnen aus. Als sich bereits die Hälfte niedergemetzelt hatte, begannen sie sogar darum zu verhandeln, wer töten muss und wer sterben darf. Suizid war ihnen verwehrt, da sie damit ihre Familien ebenfalls zur Schändung verdammt hätten. Mit diesen grausamen Ritualen schaffte Horu es, den gesamten Stolz aller Bewohner zu brechen. Auch Snaris Vater war noch immer unter ihnen. Er ignorierte die merkwürdig, hektischen Verhandlungen und streckte sie alle Nieder. Er gehörte zu den stärksten Männern des Dorfes. Eine Stärke, die ebenfalls vergeudet wurde. Somit stand er als vermeintlicher Sieger dieses Turniers fest und wusste, welche Qualen er nun in Kauf nehmen musste, damit Horu seine Familie verschonte. Stolz und mit langsamen Schritten erhob sich Horu von seinem Thron und begab sich in die Arena. Als er vor Snaris Vater stand, Schaute er ihm einige Sekunden tief in die Augen. Dann packte er seinen Kopf und drückte ihn nach unten. "Als Belohnung für deinen Sieg, darfst du mir nun meine Stiefel lecken" Er hatte keine andere Wahl, als sich dieser Prozedur zu unterziehen.Horu genoss diesen Moment der ultimativen Unterdrückung und rief mit einer Handbewegung seine Wachen zu sich, welche ihm ein Häutungsmesser reichten. Er kniete sich zu dem gedemütigten Krieger und zog sein Gesicht an seinem Bart zu sich. "Siehst du dieses Messer? Du hast gewiss schon gesehen, was ich in dieser Arena damit schon getan habe oder?" Doch nichts als ein hasserfüllter blick wurde ihm entgegengeworfen. Dieser Mann hatte nicht die geringste Angst davor, dass man ihm die Haut abziehen würde. Die Widerstandsfähigkeit eines Nugir wurde ihm dabei jedoch zum Verhängnis, da er das Bewusstsein bis zum Schluss dieser Prozedur nicht verlor. Er erlebte jede Sekunde dieses Schmerzes und wurde dazu gezwungen selbst danach noch aufrecht stehen. Anschließend wurde Feuerholz für einen Scheiterhaufen ausgelegt. Er musste ihn selbst entzünden und sich in die Flammen stellen. Selbst in diesem Moment versuchte er sich seinen Schmerz nicht anmerken zu lassen. Doch als er in den Flammen stand, um sein Leid endlich zu beenden, wurde seine Frau in die Arena geschliffen, welche bei der Flucht erwischt wurde. Sie töteten sie vor seinen Augen.
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Blade of Deliverance - Dyralls Schicksal
FantasyIn einer, von Krieg und Zerstörung, gebeutelten Welt, ist ein Krieger dazu in der Lage weiter zu denken als jemals zuvor. Getrieben von Visionen und großen Träumen, versucht er alle Völker zu einen. Doch seine Idee, von einem Volk, welches sich nich...