Dreams come true, literally

Kapitel 2

Ein Mann öffnete mir die Tür. Er musste Anfang sechzig sein, da lange Falten seine Stirn durchzogen und sein Haar silbrig schimmerte. Auf seiner langen Nase saß eine schwarze Halbmondbrille. Sein runzeliges Gesicht sah mich verwundert an. Dann hellte sich seine Miene auf.

"Ah Sie müssen Olivia O'Connor sein. Kommen Sie rein!", sagte er erfreut und hielt mir die Tür auf. "Ja Sir...",ich stotterte, ich wusste nicht wer er war.
"Ich bin Mr Kingsley. Ihr neuer Englischlehrer. Möchten Sie sich dem Kurs vorstellen?",fuhr er fort.
Ich weiß nicht ob ich das wollte, allerdings war es eher eine höfliche Aufforderung als Frage, weshalb ich mich dem Kurs zuwandte.

Dreißig Gesichter sahen mich neugierig an. Ich überlegte.
"Hi.", sagte ich verlegen. "Ich bin Olivia O'Connor. Ich bin vor zwei Wochen hierher nach Sydney gezogen, weil mein Vater ein neues Jobangebot bekommen hat. Vorher habe ich mit meinen Eltern und meinem Bruder in Canberra gelebt.", ich hielt inne. Ich wusste nicht was ich noch erzählen sollte, weshalb ich mich wieder Mr Kingsley zuwandte.
"Hat jemand noch Fragen an Miss O'Connor?", setzte er an. Da niemand eine Frage zu haben schien, wurde ich angewiesen mich in die erste Reihe neben ein Mädchen zu setzten, das auf mich wie eine typische Streberin wirkte.

Sie begrüßte mich erfreut und stellte sich vor: "Hey Olivia, ich bin Chloe. Sie grinste mich mit ihrer festen Zahnspange an und rückte ihre Brille zurecht. Sie hatte sich ihre roten Haare zu einen Zopf zusammengebunden und trug eine gelbe Bluse, die sie in eine grüne Hose eingesteckt hatte.
Es sah so aus als hätte sie morgens blindlings in den Kleiderschrank gegriffen und die erstbesten Sachen angezogen.

Ich nickte ihr kurz zu und drehte mich wieder nach vorne. Wir hatten Englischunterricht und analysierten Texte von Shakespeare. Ich ließ den Blick umherschweifen und erkannte verschiedene Gruppen im Kurs.
Die beliebten Mädchen, die nur Markenklamotten trugen, dem Unterricht gar nicht folgten und stattdessen über Partys quatschen.
Die 'coolen' Jungs, die sicherlich während der Pause heimlich Alkohol tranken oder Zigarren verkauften.
Und die Ruhigen, die von den 'Coolen' und 'Beliebten' als langweilig abgestempelt werden. Eigentlich war gar nicht so viel anders, wie auf meiner alten Schule.
Aber natürlich saß ich neben dem Freak. Das erleichtert mir bestimmt die Suche nach neuen Freunden...

Der Gong riss mich aus meinen Gedanken und ich erhob mich.
"Miss O'Connor, kommen Sie bitte noch zu mir bevor Sie gehen.", sagte Mr Kingsley, woraufhin ich nach vorne ging.
Er gab mir einen Informationszettel und erklärte mir einige Sachen.
"Ah Miss Gilbert, können Sie Miss O'Connor herumführen und ihr die Bibliothek, die Cafeteria und die Turnhalle zeigen?", fragte er Chloe.
Ich seufzte innerlich.
"Natürlich Mr Kingsley!", erwiderte sie eifrig und zog mich mit sich.

"Also zeig mal deinen Stundenplan. Ah du hast also gleich Geschichte. Oh nein, die Abkürzung RA steht für Mr Ryan. Da würde ich mich nicht in die erste Reihe setzten, der spuckt nämlich bei jedem Wort. Uäh. Ah sie mal an, Mrs Sheperd in Biologie. Ich habe gehört, dass sie am liebsten jeden Tag Frösche sezieren würde, allerdings macht ihr der Lernplan da einen Strich durch die Rechnung.", gluckste sie.
Chloe brabbelte wie ein Wasserfall, während sie mich durch die Schule führte.

Sie zeigte mir die Turnhalle und die Bibliothek, welche riesengroß war und mich sehr an Canberra erinnerte.
Danach führte sie mich zur Cafeteria, wo ich mir einen Kaffee kaufte.
Auf einmal tippte mich jemand an der Schulter an.

Ich drehte mich hektisch um und hätte beinahe meinen Kaffee über Will verschüttet, der mich belustigend ansah.

"Na, wie läuft dein erster Schultag bis jetzt?", fragte er mich.
Bevor ich antworten konnte, erzählte ihm Chloe wo wir alles waren und was wir im Unterricht gemacht hatten.
Will sah mich verwirrt und belustigend an und fragte dann, nachdem Chloe endlich zuende gesprochen hatte: "Und du bist?"
Ich seufzte: "Will, Chloe. Chloe, Will."
"Aja.", Will hob die Augenbrauen und sah mich an.

"Will kommst du, wir müssen dich unserem Coach vorstellen, vielleicht kannst du ja diese Saison schon ins Team!", rief ein Junge, der anscheinend in Will's Stufe zu sein scheint.
Wir verabschiedeten uns und ich begab mich auf dem Weg zu meinem Geschichtsraum. Währenddessen hörte ich mir weitere Geschichten und Gedanken von Chloe an bis sie auch endlich an ihrem Raum angekommen war.

Der restliche Tag verlief monoton und es passierte nichts besonderes mehr.
Ich war froh als der letzte Gong ertönt war und ich endlich nach Hause konnte.

Mum holte uns mit dem Auto ab und fragte uns wie unser Schultag gewesen war.

Morgen dann also wieder das gleiche...