Es klingelte.
Ganz laut.
In dieser Sekunde.
Direkt neben meinem Ohr.Vor Schreck fiel ich direkt aus meinem Doppelbett und stieß mir meinen Kopf an dem weißen Nachttisch unmittelbar neben dem Bett an. In solchen Situationen war ich echt froh, einen harten Schädel zu haben.
Ich stützte mich am Boden ab, rappelte mich auf und strich mir meine braunen, schulterlangen Haare aus dem Gesicht.
Ich setzte mich auf mein Bett und schaute nach, was mich so unsanft aus dem Schlaf gerissen hatte.
Mein Handywecker.Wartet, wie viel Uhr war es denn?
Oh scheiße, schon kurz nach 7.00 Uhr.
Schnell rannte ich ins Bad. Ich musste heute morgen noch Haare waschen und dafür bräuchte ich mindestens 20 Minuten. Na das könnte was werden.
Nachdem ich mich ausgezogen hatte, stellte ich mich unter die Dusche.
Als ich fertig war, trocknete ich mich ab und eilte in mein Zimmer zu meinem Schrank.
Ich griff eine dünne, hellblaue Jeans und ein weißes T - Shirt heraus und bevor ihr fragt, nein, keine besondere Marke. Einfach ganz normal.
Warum sollte ich auch mehr Geld für etwas ausgeben, was genauso aussieht, nur weil es von einer bestimmten Marke kommt?
Solche Menschen waren entweder dumm oder hatten zuviel Geld.
Und wenn ihr jetzt noch auf das
„Ich schminkte mich dezent“ wartet, könnt ihr euch..... Ach was wieß ich, könnt ihr halt lange warten. Ich schminkte mich nämlich allgemein überhaupt nicht. Es lag nicht daran, dass ich es nicht nötig hatte, denn glaubt mir, das hatte ich. Ich empfand es einfach als sinnlos und eine Zeitverschwendung. Denn am Ende sah ich genauso scheiße aus wie vorher.Übrigens, nein, heute war keine Schule.
Es war nämlich Samstag.
Warum ich trotzdem einen Wecker um 7.00 Uhr angestellt hatte?
Meine Mutter wollte heute mit mir einkaufen gehen und sie hasste es, wenn man trödelte oder zu spät kam. Das hielt sie für verantwortungslos. Außerdem befolgt sie einen strikten Zeitplan.Ich ging also runter und packte alles nötige in meine Tasche. Schlüssel, Handy, Geld, usw.
Meine Mutter stand schon in der Tür und wartete.
Kennt ihr das, wenn jemand im Takt mit dem Fuß auf den Boden tippt. Jap, genau das war es, was sie gerade tat.
Und es machte mich wahnsinnig.„Lena? Wollen wir heute irgendwann noch einmal los?“
„Jaja, ich komme ja schon.“
Zum Glück war ich fertig. Ich hatte nämlich keine Lust, mir die Fahrt über Predigten anzuhören.
Während meine Mutter die Haustür abschloss, hockte ich mich schonmal in das Auto. Mehr, als, dass es weiß war, konnte ich leider nicht zu dem Auto sagen, da ich nicht besonders viel von Autos verstand.
Ich ging gerne mit meiner Mutter einkaufen, da sie dann meistens bezahlte. Fies, aber wahr.
Ich suchte mir nur ein paar weiße Shirts und zwei einfache schwarze Hosen aus.
Nach der Shoppingtour gingen wir noch in den Supermarkt.
Meine Mutter musste noch ein paar Sachen besorgen. Sie war ganz aufgeregt, weil sie die Nachbarn für diesen Tag zum Abendessen eingeladen hatte. Sie wollte es perfekt haben.Auf jeden Fall legte ich mich erstmal hin, als wir zuhause angekommen waren.
Mein Vater kam heute früher von der Arbeit, um meiner Mutter zu helfen, das Essen vorzubereiten.
Sie hätte es wahrscheinlich auch alleine hingekriegt, wie eigentlich jeden Abend, aber wahrscheinlich hätte er dann ein schlechtes Gewissen gehabt.
Nach einer Weile klopfte es an meiner Zimmertür.
„Lena?“
Meine Mutter.
„Ja?“
Ich sah, wie die Türklinke runtergedrückt wurde und kurz darauf das Bild von meiner Mutter im Türrahmen.
Sie musterte mich.„Ziehst du dir bitte etwas anderes an? Unsere Nachbarn wollen bald kommen!“
Sie musterte mich immernoch. Und der leicht verächtliche Blick, der dabei ihr Gesicht streifte, verriet mir, dass sie absolut nicht einverstanden mit meinem Outfit war.
„Was stimmt denn nicht an dem, was ich anhab?“
„Garnichts, aber ich hätte es gern gehabt, wenn du etwas anzieht, was ein bisschen feiner ist, als eine Jogginghose und ein Shirt.“
„Und was schlägst du vor?“
Meine Mutter ging zu meinem Schrank und öffnete die Tür.
Nach kurzem Wühlen fand sie offenbar etwas und zog es heraus.„Das hier!“
Was sie grade vor meinem Kopf hin und her wedelte, war ein knielanges weißes Sommerkleid mit einem hellbraunen Ledergürtel.
Wow, ich wusste garnicht, dass ich das noch hatte.
„In Ordnung, gib her. “
„Sehr schön, in einer Viertelstunde unten.“
Als Bestätigung nickte ich nochmal und kurz darauf war sie auch schon wieder nach unten verschwunden.
Ich richtete mich auf und ging erstmal in Rekordzeit duschen.
Dann zog ich mir Unterwäsche und das weiße Kleid an.
Als letztes kämmte ich meine Haare nochmal durch.
Dann lief ich fertig die Treppe runter.Unten erwarteten mich schon meine Eltern.
„Lena Schatz, könntest du noch den Tisch decken?“, hörte ich meinen Vater.
„Ja.“
Ich tat, wie mir geheißen und holte aus der Küche Besteck, Teller und Gläser. Dann legte ich noch auf jedem Teller eine Serviette ab und zündete die große Kerze auf dem Esstisch an.
„Probiert bitte mal!“, rief meine Mutter aus der Küche.
Mein Vater und ich bekamen beide einen großen Löffel mit einer Art Sauce in die Hand gedrückt.
„Da werden sich unsere Nachbarn bestimmt freuen.“, meinte mein Vater: „Das ist wirklich köstlich, Olivia!“
Olivia war der Name meiner Mutter.
Meine Großeltern konnten bei der Namensgebung wohl nicht ahnen, dass sie weder friedlich werden, noch, dass sie keine Oliven mögen würde.
Wer mir nicht folgen könnte, sollte es googlen.
Schon lustig, wenn man bedachte, dass es genau eine Sache gab, die meine Mutter nicht aß.Das war jetzt aber irgendwie nebensächlich.
Das Gespräch meiner Eltern wurde sofort unterbrochen, als es an der Tür klingelte.
Bevor irgendjemand anderes reagieren konnte, stürmte meine Mutter schon voller Aufregung zur Tür und riss sie mit Schwung auf.
Das war doch mal eine nette Begrüßung an die neuen Nachbarn.Wir folgten unserem Familienmitglied an die Tür.
Vor dem Haus erblickte ich ein Ehepaar, sie waren in etwa so alt wie meine Eltern.„Hallo, freut mich. Ich bin Olivia, Ihre neue Nachbarin. Ich bin so froh, dass sie heute Zeit hatten. Es gibt nichts Schöneres um sich besser kennenzulernen, als ein nettes Abendessen, finden Sie nicht auch?“
Das Ehepaar schien leicht überrumpelt.
Da ich meine Mutter kannte, wusste ich, dass dieses aktive Geplappere sich mit der Zeit wieder legen würde.
„Freut uns ebenfalls. Ich bin Rebekka, das ist mein Mann Shawn und mein Sohn Arthur.“
Wartet mal, Sohn?
Ehe ich noch weiter darüber nachdenken konnte, machten sie Platz.
Platzt für einen Jungen.

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Special
Novela JuvenilEin Mädchen. Direkt. Ehrlich. Anders. Was ist, wenn dieses Mädchen auf einen Träumer trifft?