Kapitel 1 Parker

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Ich stehe noch immer, wutentbrannt im Drums und starre auf die Tür, durch die sie soeben verschwunden ist.
"Verdammte Scheiße!" Wütend schlage ich mit der Handfläche gegen die Wand.

Soll ich ihr nachgehen? Scheiße das würde auch nichts bringen!

"Was hast du angestellt?"
Mary taucht neben mir aus der Menschenmasse auf und sieht mich forschend an. "Ich wollte mit ihr reden und dieses Miststück verschwindet einfach."
"Ach und du denkst, sie hätte keinen Grund gehabt dich hier stehen zu lassen?"
"Hör auf mich zu analysieren Mary. Lass einfach gut sein."

Ich höre die letzten Töne, die Ben mit der  Gitarre anschlägt, den tosenden Applaus des überwiegend weiblichen Publikums, doch ich sehe noch nicht einmal in seine Richtung
Mir ist klar, das er mir für alles was passiert ist die Schuld gibt und fuck, er hat Recht. Als ich eine Hand auf meiner Schulter spüre brauche ich mich noch nicht einmal umzudrehen um zu wissen, das er hinter mir steht. Ich höre noch nicht einmal zu, was er mir ins Ohr brüllt, denn er wird sich sowieso gleich auf den Weg zu ihr machen.

Auf den Weg zu Jo! Zu der Frau die sich in meinen Organismus gefressen hat und die ich nicht mehr los werde.

Wie ich vermutet habe stürmt Ben an mir vorbei, nachdem Mary ihn wohl über das Geschehene aufgeklärt hat und erneut fällt die Tür des Drums ins Schloss.

Was wohl passiert, wenn er bei ihr ankommt? Werden die Beiden in der Kiste landen? Wird er sie so sehen, wie ich es getan habe? Die roten Wangen, die glasigen Augen, die lustvoll geöffnet Lippen?

Fuck!

Mein Hirn treibt mich bei der Vorstellung,  dass er all das von ihr zu sehen bekommt in den Wahnsinn und ich renne, ein paar Augenblicke nach Ben aus dem Drums. Mary versucht mich aufzuhalten,  brüllt mir hinterher ich soll es lassen. Ja das sollte ich. Ich kann es aber nicht.

Mein Prius parkt wie immer direkt vor der Tür, so schnell wie jetzt habe ich den Motor noch nie gestartet und mich in den Verkehr eingefädelt. Die ganze Fahrt zum Wohnheim spielt mein Hirn mir die wohl wahnwitzigen Gedanken und Bilder vor.

Jo die Ben um den Hals fällt, die sich nur zu gerne mit ihm ins Bett legt...
Ich fahre schneller, drücke das Gaspedal durch und umklammerte das Lenkrad, wie einen Rettungsring um von den Bildern in meinem Kopf nicht ins offene Meer gespült zu werden. "FUCK!" Meine Stimme zittert, als ich dieses Wort im Wageninneren immer und immer wieder brülle und dabei auf das Lebkrad schlage.

Was passiert, wenn ich ankomme und die Tür ist abgeschlossen? Was passiert wenn ich die Beiden höre? Wird sie sich genauso anhören wie bei mir?

Ich mache mich selbst wahnsinnig.

Vielleicht hat Mary ihr geschrieben. Vielleicht hat sie Jo vorgewarnt,  dass ich kommen werde. Vielleicht ist Jo nachsichtig mit mir und wartet, damit von Ben flachgelegt zu werden, bis ich wieder weg bin. Vielleicht hat Mary auch Ben geschrieben und er lässt nichts anbrennen.

Vor dem Wohnheim stelle ich den Prius auf den Parkplatz und atme tief durch. Noch mit jeder Sekunde die ich warte steigt meine Angst,  dass ich gleich Dinge sehen werde, die ich niemals sehen wollte.

Ich schlage die Fahrertür zu und gehe mit starren und schnellen Schritten meinem Schicksal entgegen.

Zimmer 305. Die Tür steht offen.

Sie wird doch nicht mit Ben vögeln während Gott und Die Welt zusehen kann. So dreist kann sie nicht sein!

Ich bleibe im Türrahmen stehen und sehe Ben auf ihrem Bett sitzen. Vom einen auf den anderen Moment sehe ich schwarz. Ich stürme in ihr Zimmer, reiße Ben, am Kragen seines Shirts nach oben und schleuderte ihn quer durch den Raum. "Verpiss dich Parker!" Faucht er mir entgegen. "Du hattest deine Chance und hast sie vertan!" "Fick dich! Wenn du sie auch nur berührst schlag ich dir das Grinsen aus deinem dreckigen Gesicht!"

Ben grinst. Hat er damit gerechnet? Wo hat er sie versteckt?

"Keine Panik Alter. Heute leg ich sie bestimmt nicht flach und du im übrigen auch nicht." Der Schlag sitzt. Noch während Ben spricht hole ich aus. Meine Faust trifft seinen Kiefer. "Bist du jetzt völlig wahnsinnig?" Er hält sich das Kinn. Ich kann sehen wie sehr es schmerzen muss zu reden. "Sie ist weg!"

Ben schmeißt mir sein Handy zu.  Eine weitergeleitete Nachricht von Mary.

Ich muss raus aus der Stadt.  Mach dir keine Sorgen, ich brauche nur etwas Abstand. Ich melde mich sobald sich die Lage wieder beruhigt hat. ~Jo

"Wo ist sie hin?" Verzweifelt scrolle ich auf dem Display von oben nach unten, in der Hoffnung noch ein wenig mehr lesen zu können. "Alter raffst du es nicht? Sie ist weg und wer weiß ob sie wieder kommt."

Ich gebe Ben wortlos das Handy zurück und gehe.

Weg... ohne ein Wort... einfach weg.... Aber wohin?

Love Like A Rush Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt