Kopftuchschlampe
War das gerade ein Scherz oder meinte Barbie das wirklich ernst?
Weil wenn das gerade kein Scherz war, dann hat sie echt nicht mehr alle Tassen im Schrank. Was hatte sie bloß in den Sommerferien gemacht, dass sie anscheinend all ihre Gehirnzellen verloren hat?
Ein Blick Richtung Schlitzauge reichte, um zu sehen, dass sie genauso schockiert war wie ich.
Sprachlos sah ich Barbie an in der Hoffnung, dass sie irgendwann laut PRANK schreit und dann Schlitzauge und mich wegen unseren schockierten Gesichtsausdrücken auslacht, aber nichts dergleichen geschah.Oh Allah, lass das bitte ein Streich sein!
„Barbie, jetzt mal ganz ehrlich, ja? Bist du wirklich von diesem Plan überzeugt?", hakte ich nochmals nach.
Als Barbie freudig nickte, gab ich letztendlich die Hoffnung auf, dass sie es nicht ernst meinte.Sie glaubte wirklich daran, dass alles sich verändern würde, wenn wir uns nur von beliebten Jungen flachlegen ließen. Als ob das je funktionieren würde! Und überhaupt wegen so einem Grund sein erstes Mal haben zu wollen, war doch total blödsinnig. Man sollte es aus Liebe tun und nicht um sich in der Gesellschaft hochzuficken.
„Als ob die Schüler plötzlich aufhören uns zu mobben, nur weil wir von irgendeinem Kerl flachgelegt wurden", unterstütze Schlitzauge mein Standpunkt und sah Barbie provokativ an. Sie war schon immer eine sehr direkte Person, die kein Blatt vor dem Mund nahm. Auch ihre Wortwahl ließ manchmal zu wünschen übrig, aber so kenne ich sie nun mal: ehrlich und hart.
„Nein, ich werde mit einem x-beliebigem Kerl in die Kiste steigen!", Barbie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und sah Schlitzauge genauso provokativ zurück.
„Ich werde mit Moritz schlafen"
Immer wieder schockierte es mich wie selbstsicher Barbie war. Selbstbewusstsein war ja nicht schlimm, aber in dem Maße, den gerade Barbie besitzt war schon etwas zu viel des Guten. Ich meine, es ist doch überhaupt nicht realistisch, dass sie sich vom beliebtesten Jungen unserer Stufe, ja sogar Schule, entjungfern lässt. Es war nicht mal ansatzweise realistisch, dass sie überhaupt in seine Nähe gelangen konnte, wie konnte sie dann noch so etwas bescheuertes behaupten?
Leise kichernd hielt sich Schlitzauge neben mir eine Hand vor dem Mund um nicht in ein großes Lachen auszubrechen. Barbies Mimik wurde ernster.
„Was gibt's da zu lachen?", fragte sie an Schlitzauge gerichtet, die sich allmählich wieder beruhigt hat.
„Es ist einfach nur erbärmlich, wie du denkst, dass alles besser wird, wenn wir keine Jungfrauen mehr sind. Und überhaupt wie gedenkst du es zu schaffen mit Moritz im Bett zu landen-", kurz hielt Schlitzauge inne, um nicht wieder zu kichern ehe sie fortfuhr. „Wirst du ihn entführen und zwingen dich zu ficken, oder was? Ich meine seh uns doch mal an, wir sehen doch gar nicht so aus wie die Weiber, mit denen er immer abhängt. Barbie, dieser Plan ist echt scheiße und ich bitte dich, als deine Freundin, dir diese Gedanken aus dem Kopf zu schlagen", riet Schlitzauge mit ruhiger Stimme.
„Denkst du genauso wie sie, Kopftuchschlampe?", fragte Barbie mich ohne auf Schlitzauge einzugehen. In ihren Augen las ich die winzige Hoffnung, dass ich diese Frage verneine, aber ich schüttelte schweren Herzens nur meinen Kopf, da man staubtrockener Mund sich anfühlte, als würde dort Wüstenklima herrschen, sodass ich kein Laut aussprechen konnte.
Wie ein Blitzschlag änderte sich Barbies Haltung und Gesichtsausdruck. Schwer konnte ich sehen, ob sie uns wütend oder enttäuscht ansah. Höchstwahrscheinlich beides, denn während sie ihre Hände vor Zorn zu Fäusten ballte, blitzte in ihren Augen für nur eine Millisekunde Traurigkeit auf. Fast so schnell, dass ich mir nicht sicher war, ob ich das mir nur eingebildet hätte.
„Ihr werdet schon sehen!", versprach sie mit einem bösem Blick bevor sie zornig aus der Mensa stampfte. Ihre Goldlocken hüpften bei jeden ihrer Schritte auf und ab.
Fassungslos saßen Schlitzauge und ich bewegungslos, während wir beide einfach nur verdutzt zu Tür blickten, wo gerade eben noch eine fuchsteufelswilde Barbie die Cafeteria verließ.
So hab ich mir den ersten Schultag bei langem nicht vorgestellt.

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Club der Jungfrauen
Teen Fiction„Am Ende dieses Jahres bin ich keine Jungfrau mehr" ••••••••••••••••••••••••••••••••••• Seit die 3 Freundinnen sich kennen, müssen sie mit Vorurteilen und Ausgrenzung kämpfen. Während die Eine aufgrund ihrer Religion Kopftuchschlampe, die Andere we...