Nach dieser Busfahrt hat der Ausdruck „mit Blicken durchbohrt werden" eine ganz andere Bedeutung für mich als zuvor. Lag wahrscheinlich auch daran, dass ich früher nie wirklich die Blicke auf mich gezogen habe, da ich ein ganz normales 16-jähriges Mädchen war.
Ich war weder außergewöhnlich hübsch, sodass alle meine Schönheit bewundern würden noch war ich so hässlich, dass ich die Blicke der Menschen in der Umgebung wegen meiner Hässlichkeit auf mich gezogen hätte.
Kurz gefasst war ich einfach nur durchschnittlich... naja bis heute, aber das hatte ich mir schon gedacht, als ich beschlossen hatte ein Kopftuch zu tragen, um meiner Religion und Gott näher zu kommen.
Auch war mir bewusst, dass ich jetzt, also am ersten Schultag nach den Sommerferien, nicht mehr das unsichtbare Mädchen war, aber trotzdem hätte ich nie gedacht von allen Seiten angestarrt zu werden, als wäre ich das neue Eisbärbaby im Zoo... falscher Vergleich.
Ich korrigiere: die Menschen sahen mich an als wäre ich eine Terroristin, die eine Bombe im Rucksack versteckt hätte.Am liebsten hätte ich den Inhalt meines Rucksack vor allen im Bus geleert um ihnen zu zeigen, dass ich nur langweilige Schulsachen mit mir trage oder ich hätte sie gleich angeschrieen, dass sie mich nicht so anglotzen sollten. Aber ich tat es nicht.
Sogar als ich hörte wie jemand „Kopftuchschlampe" murmelte, handelte ich nicht. Vielleicht lag es daran, dass ich Angst hatte oder weil genau in dem Moment meine zwei Freundinnen in den Bus einstiegen und in meine Richtung kamen. Gehen wir mal vom letzteren aus.
Innerlich betete ich, dass sie meine Entscheidung zum Kopftuch akzeptierten, denn die beiden waren meine einzigen Freundinnen, die ich in der Schule hatte.
Als wäre es noch gestern gewesen, konnte ich mich an den Tag heute vor genau einem Jahr erinnern. Damals waren wir drei die neuen Schüler im Weise-Rose-Gymnasium. Ab dem Tag hatten wir die Pausen immer zusammenverbracht, da keiner mit uns Neuzugängen abhängen wollte...naja um genau zu sein wurden wir eher schikaniert. Besonders von den beliebten Schülern.
Beispielsweise hatten die Beliebten meinen Freundinnen fiese Spitznamen gegeben, die auch die meisten aus meiner Klasse benutzten: Schlitzauge, da sie wegen ihrer asiatisch Wurzeln mandelförmige Augen hat und Barbie, die wegen ihrer blonden Haarmähne und ihren linken Klamotten so genannt wurde.
Davon wurde ich aus welchem Grund auch immer von den Beliebten verschont. Auch war ich auch diejenige aus unserer Clique die wenigstens etwas gut mit den anderen Schülern aus unsere Schule klarkam. Wieso es nur ich war, verstand ich nicht.
„Hey! Schön euch wieder zu sehen", begrüßte ich die beiden und spielte nervös mit dem Stoff des Kopftuchs.
„Heyyy...Oh mein Gott! Was ist denn das da auf deinem Kopf?!", schockiert versuchte Barbie mir das leise mitzuteilen, jedoch drehten sich paar Köpfe im Bus neugierig zu uns um.
Oh Nein! Genau vor solch einer Reaktion habe ich mich gefürchtet. Was ist wenn Barbie jetzt unsere Freundschaft kündigen und nichts mehr mit mir zutun haben will?
„Das nennt man ein Kopftuch, du Nuss!", klärte Schlitzauge Barbie auf und sah sie mit einem strafenden Blick an, sodass sie kurz verstummte.
„A-aber wieso?", fragte sie in meine Richtung, jedoch fing sie gleich an weiterzureden, gerade als ich meinen Mund öffnete um ihr zu antworten.
„Deine Haare waren doch so schön! Wieso versteckst du sie? Das kann doch nicht dein Ernst sein? Das Kopftuch stellt doch die Unterdrückung der Frauen dar"„Barbie, es reicht! Ich denke, dass das Kopftuch ihre Entscheidung war und sie hat jedes Recht das anzuziehen, was sie will. Wir beschweren uns ja auch nicht, dass du nur Pinkes anziehst", verteidigte Schlitzauge mich und zeigte dabei auf den rosa Rock, den Barbie heute trug. Dankend nickte ich Schlitzauge zu.
Gerade als Barbie wieder etwas sagen wollte, fuhr der Bus in die Straße ein, wo wir aussteigen mussten um zur Schule zu kommen.
Schweigend liefen wir drei die paar Meter zum Schulgelände, während ein Gedanke die ganze Zeit in meinem Kopf rumschwirrte.
Wie wird wohl der Rest der Schule reagieren?

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Club der Jungfrauen
Novela Juvenil„Am Ende dieses Jahres bin ich keine Jungfrau mehr" ••••••••••••••••••••••••••••••••••• Seit die 3 Freundinnen sich kennen, müssen sie mit Vorurteilen und Ausgrenzung kämpfen. Während die Eine aufgrund ihrer Religion Kopftuchschlampe, die Andere we...