Kapitel 10

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Kapitel 10

"VATER STOP!" Ich erkannte die Stimme des blonden Jungen, sie verriet Panik, als er plötzlich zwischen uns trat und seinen Vater von mir weg schubste, sodass dieser einige Schritte zurück taumelte. Nach Luft ringend sank ich zu Boden, beobachtete wie der Blick des Vaters sich von Entsetzen, über Wut bis hin zu einer ausdruckslosen Miene verwandelte. Auch der Blondschopf schien schockiert von sich selbst zu sein. "V-Vater.. I-Ich..Ich wollte nicht..e-es tut mir leid.." Doch sein Vater unterbrach ihn mit den simplen Worten "Darüber sprechen wir noch mein Sohn!" Ohne den entsetzten Jungen auch nur noch eines Blickes zu würdigen, sah er noch einmal hasserfüllt zu mir, bevor er sich schließlich umdrehte und davon lief. Nachdem sein Vater den Raum verlassen hatte, war Lauren ihm wortlos gefolgt, jedoch nicht ohne dem Blondschopf noch einen seltsamen Blick zugeworfen zu haben. Es war eine Mischung aus Empörung, Ungläubigkeit und absoluter Verwirrung gewesen. Doch als sein Blick wieder zu mir glitt hielt ich automatisch die Luft an. Jeder Muskel in meinem Körper verspannte sich, als er einen Schritt auf mich zutrat. Kurz glitt mein Blick zu Alice, die immer noch bewusstlos am Boden lag. Verdammt vielleicht würde ich es sogar schaffen ihn erneut zu überlisten und entkommen, doch ich konnte sie doch nicht einfach hier zurück lassen! Ich wollte mir nicht mal ausmahlen, was er ihr antun würde..
Gespannt wie ein Pfeil wartete ich darauf was er tun würde. Erwartet hätte ich das er mich angriff, niederschlug, oder gar sofort zur Strecke brachte. Stattdessen schloss er für einen kurzen Moment die Augen und atmete tief durch. Es schien, als versuche er sich zu beruhigen, aus Angst, dass er erneut die Kontrolle über die Situation verlieren könnte. Schließlich sah er mir wieder in die Augen. Sein eben noch so verlorener Blick, war dem eines energischen gewichen. Kalt und ohne jegliche Emotionen, so wie Alice ihn immer beschrieben hatte. Ein entsetzter Aufschrei entwich meiner Kehle, als ich plötzlich in den Lauf einer Waffe starrte, welche er so eben aus seiner hinteren Hosentasche hervor gezogen hatte. "Schaff Nummer 2 sofort wieder zurück in die Truhe und zwar schnell!" Seine Forderung war klar und deutlich, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, als er mich wartend ansah und mit einem Nicken auf die dunkle Truhe hinter sich deutete. Panisch sah ich zwischen ihm und der Truhe hin und her, dann zu Alice. "N-Nein!" Erwiderte ich schließlich zitternd und dennoch entschlossen woraufhin er wütend schnaubte. Ich würde Alice auf keinen Fall zurück in dieses scheußliche Ding sperren! Sollte er mich doch erschießen, dann würde ich wenigstens reinen Gewissens sterben.
"Was hast du gesagt?!" Das Beben in seiner Stimme verriet die Wut, welche er versuchte zurück zu halten. Erneut richtete ich mich auf, sah ihm in die Augen und entgegnete "Ich habe 'Nein' gesagt! Ich werde meine Freundin nicht in dieses abscheuliche Ding sperren!" Man sah förmlich in seinen blauen Augen, wie es in seinem Kopf anfing zu rotieren und plötzlich schien er eine Eingebung zu haben. Denn auf einmal richtete er die Waffe nun gezielt auf Alice, ehe ich mich entsetzt dazwischen stellte in der Absicht sie zu schützen. "Schaff Nummer 2 jetzt sofort wieder in die Truhe sonst schwöre ich dir, wirst du für ihren Tod verantwortlich sein!" Seine Stimme war zum zerreißen gespannt, als er mir wieder in die Augen sah. Verzweifelt glitt mein Blick zu Alice, dann auf die Truhe und wieder zurück. Was sollte ich nur tun?
"Schön wie du willst!" Mit diesen Worten entsicherte er die Waffe in seinen Händen und zielte auf meine leblose Freundin, ehe ich mich panisch dazwischen warf. "NEIN! S-Schob gut. Ich mach's ja nur b-bitte tu ihr nichts!" flehte ich ihn an und hielt zitternd die Hände hoch, als Zeichen meiner Kapitulation. Kurz schien er zu überlegen, doch dann nickte er und deutete ohne weiteres auf die Truhe hinter sich. Zitternd drehte ich mich zu Alice und ergriff ihre Arme. Schluchzend zog ich ihren leblosen Körper über den kalten Marmor, darauf bedacht ihr dabei so wenig wie möglich zu schaden.
"Verschließ sie!" forderte er, als ich sie endlich in die Truhe geschafft hatte und ihr schluchzend die zerzausten Haare aus dem Gesicht strich. "MACH SIE ZU!" Entsetzt zuckte ich bei seinem wütenden Aufschrei zusammen, gehorchte jedoch. "E-Es tut mir so leid.."waren die Worte, die ich ihr noch zuflüsterte, ehe ich zitternd den Deckel schloss und die Truhe schließlich verriegelte.

Illusion (Niall Horan) {SLOW UPDATES} Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt