Kapitel 4

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Ich kam auf ihn zu. "Dereck?", fragte ich in die Stille hinein. Er sah sofort erschrocken auf als hätte ich ihn bei etwas verbotenen erwischt. Er stand auf und legte mir seinen Arm auf die Schulter. "Alles okay. Ich tröddel nur ein wenig." Ein falsches Grinsen umspielte seine Lippen. Ich hatte nicht vor weiter darauf ein zu gehen. Wenn er reden möchte, kann er das machen aber ich werde ihn nicht noch weiter damit quälen.

Ich setzte mich auf die Bank und beobachtete ihn wie er sich umzog. Er hatte einen wirklich trainierten Körper. Man könnte wirklich eifersüchtig werden. Vor allem wenn man so dünn war wie ich.
Plötzlich sah mich Dereck an. Er hatte meinen Blick gemerkt. Ich sah sofort weg und lief rot an. Ich wusste selbst nicht wieso.
Ich hörte Dereck lachen. Ich sah ihn überrascht an. "Checkst du mich etwa aus?"
Jetzt wurde ich tief rot. "Was? Nein!", rief ich ein wenig zu laut und Dereck lachte wieder.
"Schon okay." Damit nahm er seine Tasche und hängte sie um seine Schulter. "Wir können gehen."
Ich stand unbeholfen auf und folgte ihm. "Hey, ich hab nur bemerkt wie... wie schnell du so einen Körper bekommen hast. Ich meine damals..." Ich brach ab. Ich bemerkte selbst das ich mich gerade komplett daneben benahm. 
"Keine Sorge. Das war nur ein Witz." Dereck war wieder total anders. Er schien plötzlich wieder gute Laune zu haben. Als wäre nichts gewesen. Ich hatte keine Ahnung wie er das schaffte aber er machte es einfach.

"Übrigens", nuschelte er mit vollem Mund, da er sich einen Müsliriegel aus der Tasche gezogen hatte und diesen jetzt aß. "Wir trinken morgen im voraus. Würde es bei dir gehen?"
Ich sah ihn verwirrt an. "Dereck, ich trinke nichts." Das wusste er eigentlich auch.
Er schlug mir auf den Rücken und grinste. "Du wirst trinken, glaub mir. Gut dann nehme ich einfach eine Flasche mit und trink sie bei dir."
"Bist du dir sicher, dass ich da mit soll?", fragte ich nochmal hoffnungsvoll.
Er zog eine Augenbraue hoch. "Aber so was von."
Ich seufzte enttäuscht. Nach dem heutigen Tag hatte ich noch weniger Lust aber ich würde mich davon nicht drücken können.
"Und außerdem werden wir heute trainieren." Ich blickte in Derecks selbstsicheres Gesicht. Ich hatte keine Ahnung was in diesem Jungen vor geht aber er schien das von heute morgen einfach verdrängen zu wollen.
"Du schleppst mich zu dieser Party und dann willst du mich auch noch umbringen?", fragte ich ihn.
Er lachte einfach nur und legte seinen Arm auf meine Schulter. "Da ist wohl jemand besonders lustig."

Und Dereck machte nie Spaß. Nach einer Stunde standen wir dann wieder auf dem Feld welches wir für Trainingszwecke nutzen durften.
"Wenn du mit mir dann später kein Mathe lernst, bin ich sauer.", sagte ich schmollend.
"Ja, ja und lenke jetzt nicht ab." Dereck war sofort in seinem Element.
Er hatte mir mehrere Male einfach angewiesen, ich solle den Football nehmen und versuchen an ihm vorbei zu kommen. Am besten es schaffen ihn umzuwerfen oder einfach geschickt ausweichen.
Um ehrlich zu sein, stellte ich mich dümmer als jeder andere an. Jedes Mal wurde ich zu Boden geworfen und handelte mir viele blaue Flecken ein.

Als mir Dereck dann eine Taktik beibringen wollte, war ich mir ziemlich sicher, dass ich diesmal was hin bekam aber auch Fehlanzeige. Dereck landete direkt auf mir.
"Du brauchst noch verdammt viel Übung." Damit sprang er von mir runter und half mir auf. "Wir machen irgendwann anders weiter."

Untypisch für Dereck, hatten wir uns nach dem Training wirklich an Mathe gesetzt. Es war natürlich trotzdem schwer ihn dafür zu motivieren aber letztendlich lief es ziemlich gut. Er bekam sogar etwas Zustande. Mich freute es sogar mehr als ihn. Ich konnte also doch etwas erklären und ihm auch was zurück geben.
"Ethan, ich weiß das du gerade voll in deinem Element bist aber ich habe wirklich keine Lust mehr. Die Stunde sollte vorerst reichen." Er schmiss das Heft von sich weg und lehnte sich zurück.
Ich schüttelte lächelnd den Kopf. "Ich finde du hast schon große Fortschritte gemacht." Er musterte mich mit hochgezogener Augenbraue. "Du klingst wie ein verdammter Lehrer."

Dereck war übernacht bei mir geblieben. Ich hatte eigentlich erwartet, dass er nach so einem Tag nach Hause gehen würde aber ich hatte mich getäuscht. Vielleicht ist er auch genau deswegen geblieben. Damit ich denke, dass alles okay ist. Ich hatte keine Ahnung was in seinem Kopf vor geht aber ich freute mich darüber, dass er hier blieb. So wusste ich wenigstens, dass es ihm eingermaßen gut geht. Ich mache mir einfach zu viele Sorgen.
Ich streckte mich als ich in meinem Doppelbett aufwachte und merkte sofort, dass Dereck schon auf war. Ich habe noch nie erlebt, dass ich vor ihm aufgewacht bin. Er steht immer sehr früh auf und geht da meistens joggen oder macht Essen. Er kochte auch gerne was für meine Eltern. Er aß ja so wieso ziemlich oft bei mir und wollte damit etwas zurück geben. Doch er wusste, dass er sich wie zu Hause fühlen kann und einfach das tun und lassen kann was er mag. Meine Eltern haben keine Ahnung von den Partys auf die Dereck immer geht. Deswegen mögen sie ihn. Müssen sie ja.

Ich stieg aus meinem Bett und gähnte erst mal ausgiebig. Derecks Bettseite war schon kalt, was also heißt, dass er schon lange auf ist. Doch als ich dann nach unten ging, fand ich ihn nicht. Wird er wieder joggen gegangen sein?
Ich beschloss wieder in mein Bett zu steigen und auf ihn zu warten. Vielleicht könnte ich ja noch eine halbe Stunde schlafen. Ich würde so wieso die halbe Nacht aufbleiben.
Doch ich wollte erst gar nicht an die Party denken. Ich wusste wie es ablaufen wird und in meiner Vorstellung langweilige ich mich zu Tode und versuche nicht angekotzt oder von Alkohol überschüttet zu werden. Was man nicht alles für Freunde tut. Ich kann doch einfach zu Hause bleiben und ihn danach abholen. Wenigstens würde ich dann nicht einfach nur rum sitzen. Ich hatte über diese Möglichkeit gar nicht nachgedacht. Ich sollte sie ihm mal vorschlagen.


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