"Denk nach Sara!", ermahnte ich mich selbst. Zum sicherlich 27. Mal öffnete ich meinen Koffer nun um sicherzugehen, dass ich auch wirklich alles eingepackt hatte, was ich brauchen würde. Ich konnte meine Aufregung nicht unterdrücken. Heute würde in meinem Leben ein neues Kapitel anbrechen und obwohl mich diese Tatsache nervös machte, freute ich mich gleichzeitig auch unglaublich darüber. Zudem würde ich diesen Neustart nicht alleine wagen müssen. Meine beste Freundin Stephenie, die ich aber eigentlich immer nur Jenny nannte, sollte jeden Moment hier auftauchen und dann wollten wir uns zusammen auf den Weg in unser neues Zuhause machen.
In meinem Kopf ging ich erneut all die Dinge durch die ich brauchte und hoffentlich eingepackt hatte. Mit dem Gedanken, dass ich wirklich nicht einmal still sitzen konnte, klatschte ich mir zumindest gedanklich mit meiner flachen Hand ins Gesicht. Die Vorstellung davon, brachte mich allerdings dazu, dämlich vor mich hin zu kichern weshalb ich schlussendlich nur den Kopf über meine bizarren Gedanken schütteln konnte.
Glücklicherweise klopfte es in diesem Moment an der Tür, weshalb ich meiner Dummheit keine Aufmerksamkeit mehr schenken musste. Stattdessen lief ich zu meiner Wohnungstüre und öffnete diese, eventuell etwas überschwänglich, um dahinter, wie erwartet meine beste Freundin zu entdecken, welcher ich auch direkt in die Arme fiel, sodass sie ihren Koffer, den sie bei sich hatte, fallen ließ. Das brachte uns beide zum Lachen und nachdem wir uns begrüßt hatten, bat ich sie in meine Wohnung. Vermutlich war sie ähnlich aufgeregt wie ich, denn sie war eigentlich etwas zu früh. Aber das war kein Problem. Wir konnten auch in meiner Wohnung warten bis wir aufbrechen müssten.
"Bist du auch so fucking aufgeregt wie ich?", fragte ich an Jenny gewand, welche es sich in meinem Wohnzimmer bequem machte, während ich ihr ein Glas Wasser einschenkte. "Oh ja, ich kann es gar nicht abwarten", erwiderte sie fröhlich und ich setzte mich zu ihr, "wer hätte gedacht, dass wir beide mal Lehrerinnen werden würden?" "Na und dann auch noch an unserer ehemaligen Schule", fügte ich hinzu.
Dort hatten wir uns damals nämlich kennengelernt. Wir hatten beide stundenlang in der Bibliothek gesessen und Bücher verschlungen. Irgendwann hatten wir dann begonnen uns darüber auszutauschen was wir gerade lasen und welche Bücher wir besonders spannend fanden. Mit der Zeit waren wir die besten Freundinnen geworden und als diese auch in unserem Jahrgang bekannt. Zugegeben, wir hatten den Lehrern ihr Leben auch einige Male schwerer gemacht als nötig. Aber wir hatten uns im Unterricht stets bemüht und die Schule beide mit sehr guten Noten abgeschlossen.
So kam es dann auch, dass wir vor circa zwei Wochen jede einen Brief erhalten hatten, welcher ein Jobangebot als Lehrerinnen an unserer alten Schule beinhaltete. Wir hatten einander natürlich sofort von dieser Neuigkeit erzählen wollen und waren umso erfreute als wir herausfanden, dass wir gemeinsam in dieser Schule arbeiten könnten.
Hier saßen wir also nun in meinem Wohnzimmer und blickten dieser großartigen Veränderung entgegen. "Meinst du wir können uns schon auf den Weg machen?", fragte mich Jenny und der hoffnungsvolle Blick in ihren Augen ließ mich schmunzeln. "Ich glaube nicht, dass es ein Problem ist, wenn wir etwas zu früh sind", antwortete ich also und wir erhoben uns von meiner Couch.
Nachdem ich nochmal in jedes Zimmer meiner Wohnung gesehen und mich für die nächsten Monate gebührend verabschiedet hatte, schnappte ich mir nun auch endlich mein Gepäck und trat zu Jenny, welche mit ihrem Koffer in der Hand, ungeduldig von einem Bein auf das andere wippte. "Hast du dich jetzt fertig verabschiedet?", fragte sie beinahe schon leidend. "Ich hab doch gar nicht so lange...", setzte ich an um mich zu rechtfertigen doch meine beste Freundin unterbrach mich, "du hast eine knappe halbe Stunde gebraucht und es ist ja nicht so als würdest du nie wieder zurückkehren." Verblüfft schaute ich auf meine Uhr und stellte mit Erschrecken fest, dass Jenny die Wahrheit sagte. "Naja wir werden trotzdem noch überpunktlich sein. Also wollen wir?", fragte ich und Jenny nickte, "ich warte nur auf dich." "Na dann bis gleich", lachte ich, packte meine Sachen nochmal fester und dachte an das wunderschöne Schloss, in dem ich damals zur Schule gegangen war. Dann spürte ich ein wohlbekanntes Kribbeln, bevor meine Sicht verschwamm und ich mich kurz darauf auf einer Wiese wiederfand und in der Ferne schon das Schloss erkennen konnte. Neben mir stand auch schon Jenny und strahlte ähnlich glücklich wie ich darüber, dass wir nach Jahren wieder zurück waren. "Los geht's", flüsterte ich beinahe ehrfürchtig und machte mich mit meiner besten Freundin zusammen auf den Weg in Richtung Schloss. Das so viel mehr war als nur eine Schule. Es war mein Zuhause und auch das von Jenny. Hier war unsere Heimat. Gemeinsam durchschritten wir nach etwas Laufen das große Eingangstor und Jenny sprach feierlich, "willkommen zurück Zuhause, willkommen in Hogwarts!"