Prolog

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Prolog:

Das Wasser rollte in sanften Wellen auf das Ufer zu. Das leise Plätschern, wenn es auf die Steine am Ufer traf, hatte eine beruhigende Wirkung auf mich. Es war schon immer so. Schon als Kind konnten mich das Meeresrauschen und Plätschern von Wasser beruhigen. Diese Stelle am Wasser war ein Zufluchtsort für mich. Hierher kam ich immer, wenn ich Zeit für mich alleine brauchte, zum Nachdenken oder wenn sich meine Erinnerungen wieder wie Säure in mein Hirn fraßen. Heute war wieder solch ein Tag, an dem mich die Gedanken an einen bestimmten Tag in meinem Leben nicht zur Ruhe kommen ließen.

Dieser Tag, welcher der schlimmste in meinem Leben war, der mein Leben schlagartig, innerhalb von Sekunden für immer verändert hatte. Ein Leben das bis zu diesem Zeitpunkt ein glückliches war und nun nie wieder so werden würde, wie es zuvor war. Dieser Moment, der alles verändert hatte, war heute wieder übermächtig und nicht aus meinen Gedanken zu verdrängen. Nichts und niemand war heute in der Lage, mich von diesen Gedanken abzuhalten. Die Erinnerungen an diesen Moment hielt mich gefangen. Sie bildeten einen Panzer um mein Herz und ließen keine anderen Gefühle zu. Einzig das Gefühl der Trauer konnte ich wahrnehmen.

Morgen würde sich dieser Tag und dieser Moment, der alles, auch mich und meine Einstellung zum Leben, verändert hatte, zum dritten Mal jähren. Es heißt, die Zeit heilt alle Wunden. Wie oft hatte ich diesen Satz in den letzten drei Jahren gehört. Doch er war nicht wahr. Denn auch nach drei Jahren waren meine Wunden nicht geheilt und ich war mir sicher, dass sie das auch niemals sein würden. Sie wurden blasser, wurden kleiner, auch der Schmerz wurde weniger, doch verheilen, da war ich mir ganz sicher, würden sie nie.

Ich wusste nicht wie lange ich hier schon saß. Hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Versunken in die Erinnerung an das Liebste und Schönste, das mir in meinem Leben geschenkt wurde, und auf grausamste Art und Weise aus meinem Herzen gerissen wurde.

Bis zu diesem Tag, war ich Mitglied einer finnischen Rockband. Sie war zu diesem Zeitpunkt europaweit sehr bekannt. Wir hatten viele Fans, spielten in vollen Hallen und großen Stadien. Jedes Konzert unserer Tourneen war restlos ausverkauft. Die ursprüngliche Besetzung war zu viert. Bei Konzerten und größeren Auftritten hatten wir noch Verstärkung durch einen sehr guten Freund. Ich war der Sänger und Gitarrist der Band. War an der Entstehung aller unserer Songs maßgeblich beteiligt. Ich führte lange Zeit ein, großteils, dem Klischee eines Rockstars entsprechendes Leben. Ich trank viel und gerne, denn feiern taten wir häufig. Frauen gehörten da natürlich auch immer dazu. Unsere überwiegend weiblichen Fans waren jung und viele von ihnen jederzeit zu einem Abenteuer bereit. Das machte es mir natürlich einfach meine Bedürfnisse zu befriedigen. Meistens waren es nur One-Night-Stands und ich hatte spätestens am nächsten Abend schon wieder vergessen, wie sie hieß und aussah, da schon die nächste Willige wartete. Zwischendurch entstanden auch mal etwas längere Beziehungen, doch die hielten selten länger als ein paar Wochen.

Mir gefiel dieses Leben und ich war zufrieden damit, vermisste nichts. Bis zu dem Tag vor sechs Jahren, an dem ich beim Einkaufen in einem Supermarkt in Helsinki, der Frau meines Lebens im wahrsten Sinne des Wortes vor die Füße gestolpert war.

Little bit love (Samu und Svea)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt