Mein erster Gedanke am Morgen, eigentlich war es schon fast Mittag, nach dem Aufwachen, galt Svea. Inzwischen müsste sie schon im Flieger nach Barcelona sitzen. Ja beinahe schon angekommen sein. Ich musste ihr schreiben. <<Hallo Svea, bist du gut angekommen?>> Mir war schon klar, dass so schnell nichts von ihr zurückkommen würde, deshalb legte ich das Handy zur Seite und machte mir erstmal einen Kaffee und etwas zu Essen. Danach konnte ich mir den Blick auf das Handy nicht verkneifen. Wie nicht anders zu erwarten … nichts! Ich konnte doch nicht den ganzen Tag damit verbringen auf eine Antwort von ihr zu warten. Deshalb holte ich meine Gitarre und begann zu spielen. Wie immer, wenn ich einmal angefangen hatte zu spielen, vergaß ich die Zeit und alles um mich herum. Erst durch das Klingeln meines Handys, das ich natürlich neben mir liegen hatte, wurde ich wieder in die Realität zurückgeholt. Mein erster Gedanke, wie konnte es auch anders sein, galt ihr. Doch zu meiner Enttäuschung war es Riku. „… und hapa, alles klar?“ Typisch für ihn, kam er gleich zur Sache. „Ja, alles klar!“ gab ich ihm zur Antwort. „Bist du jetzt zu einer Erkenntnis gekommen?“ Eigentlich hatte ich im Moment keine Lust über dieses Thema zu reden, doch das Telefonat abzuwürgen wollte ich dann auch nicht.
„Okay, ich gebe zu, du hast recht! Mich hat es erwischt! Bist du jetzt zufrieden?“ Offenbar kam mein Tonfall etwas pampig rüber, denn Riku wiegelte sofort ab. „Hey, ich wollte dich nicht ärgern. Ich hab mir echt Sorgen um dich gemacht. Du warst gestern total von der Rolle. So hab ich dich noch nie erlebt!“ Ja so war er halt, mein bester Freund. „Ich freu mich doch für dich, dass du das auch mal erleben darfst. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben!“ Auch das war typisch Riku. „Toll, danke auch!“ „… und was hast du jetzt vor?“ Was sollte ich schon vorhaben. Viel konnte ich nicht tun. „Abwarten, bis sie wieder zurück ist, und dann herausfinden, wie sie dazu steht!“ „Genau! Aber du hast doch ihre Nummer. Melde dich bei ihr! Kleine Nachrichten … und je nach dem, wie sie darauf reagiert, kannst du daraus schließen, was sie denkt.“ Er dachte mal wieder wie ich. „Danke für den Tipp, aber da bin ich auch schon selber darauf gekommen.“ Ganz kumpellike antwortete er mir noch abschließend „Na dann, kann ich dich ja beruhigt alleine wursteln lassen! Wenn du meinen Rat oder meine Schulter zum Ausheulen brauchst, dann weißt du ja, wo du mich findest! Bis dann!“ Sein Lachen konnte ich noch hören. Die Chance auf einen Kommentar nahm er mir, da er auflegte. So konnte ich diesen nur noch in den leeren Raum werfen. „Danke, du Idiot!“
Das Telefongespräch mit Riku brachte mir Svea und meine Gefühle für sie, wieder in meine Gedankenwelt zurück. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich sie bis eben tatsächlich für zwei Stunden erfolgreich daraus verbannt hatte. Doch wollte ich das? Im Moment war die Erinnerung an sie wieder so präsent. Ei n weiteres Mal schnappte ich mir mein Handy und rief ihr Profilbild auf. Dies brachte mir gedanklich alles wieder zurück. Ich konnte wieder ihre Hand auf meiner Schulter spüren, das Gefühl das mich bei dieser Berührung durchflutet hatte. Der Kontakt unser beider Hände, das Brennen, die Blitze, die mich durchzuckten, die Hitze, die ich spürte, als sie meine Hände in ihre nahm. Und dann ihr bezauberndes Lächeln, das sie mir noch ein letztes Mal auf dem Parkplatz schenkte, bevor sie mit ihrem Auto aus meinem Blickfeld verschwand. Tief in meine Erinnerungen versunken überhörte ich fast das Klingeln meines Handys. Ein Blick darauf zeigte mir dann, dass es das ersehnte Lebenszeichen von Svea war. Rasch ging ich ran und begann beim Klang ihrer Stimme zu strahlen.Mit einem Räuspern, da mir doch fast die Stimme versagt hatte, meldete ich mich. „Hallo Svea!“ „Hallo Samu! Danke für deine Nachricht! Der Flug war bestens und hier ist strahlender Sonnenschein!“ Wie schön, es ging ihr gut. Aber warum auch nicht? Ein Flug nach Barcelona war ja auch keine Weltreise. „Oh wirklich? Das freut mich! Hier ist es trübe!“ Ich fasse es nicht. Nun redete ich doch tatsächlich mit ihr über das Wetter!
Doch mir fiel mal wieder auf Teufel komm raus nichts Besseres ein. Mein Hirn war wie vernagelt und ließ keine vernünftigen Gedanken zu. Was musste sie nur von mir denken? Nun rief sie mich schon an und ich gab nur Blödsinn von mir. Ihre Stimme holte mich aus meinen Selbstvorwürfen zurück. „Du Samu, ich muss jetzt leider los, mir die Location ansehen. Aber wenn ich heute Abend wieder im Hotel zurück bin, soll ich mich nochmal melden?“ Bevor sie es sich nochmals, angesichts meiner bisher weniger glorreichen Gesprächsführung, anders überlegen konnte, antwortete ich „Ja bitte. Ich würde mich freuen, wenn du dich nochmals meldest!“ Ich meinte in ihrer Stimme ein Lächeln hören zu können, als sie erwiderte. „Toll, das mach ich! Es kann aber spät werden!“ „Das ist kein Problem! Ich werde da sein.“ und sehnsüchtig darauf warten, doch das sagte ich ihr nicht. „Dann bis später. Ich freu mich!“ „Ja ich mich auch!“ doch das hörte sie schon nicht mehr, denn sie hatte schon aufgelegt.
Nach dem Gespräch mit Svea musste ich dringend den Kopf etwas frei bekommen. Deshalb zog ich mir meine Laufklamotten an, schnappte meinen Mp3-player und machte mich auf um eine Runde zu Joggen. Mit der Musik von ‚Bon Jovi' und ‚Mumford and Sons' auf den Ohren startete ich zu meiner extra großen Runde. Ich bekam tatsächlich den Kopf etwas leer und musste nicht jede Sekunde an Svea denken. Es tat gut. Laufen war für mich schon immer eine Möglichkeit gewesen, um in meinem Kopf aufzuräumen und Platz für andere Sachen und Gedanken zu machen. Gab es bandtechnisch eine wichtige Entscheidung zu treffen, die mir sehr schwer fiel oder bei der ich mich nicht entscheiden konnte, machte ich mich auf die Socken. Danach fiel es mir fast immer leichter das Richtige zu entscheiden. Dies war auch nun wieder der Fall … ich sah die ganze Sache mit Svea nun klarer und entspannter.
Es führte nun kein Weg daran vorbei… Ich hatte mich in sie verliebt.
Sie fand mich bisher auch nicht gerade schrecklich … was ich zumindest aus ihrem bisherigen Verhalten schlussfolgerte. Zu meinem Glück sah sie in mir nun auch nicht nur den Musiker mit derzeitigem Erfolg, sondern auch den Menschen Samu Haber, was selten genug vorkam. Nun würde ich einfach abwarten, wie sich alles entwickelte. Auf das Telefonat heute Abend freute ich mich schon und vor allem auf die Möglichkeit, mehr über sie zu erfahren, sie näher kennenzulernen.
Die Wartezeit … klar wartete ich gespannt wie ein Flitzebogen auf ihren Anruf … verkürzte ich mir erstmal dadurch, dass ich mir ein leckeres Abendessen zauberte. Als dann alles verputzt war und die Küche wieder blitzte, setze ich mich vor den Fernseher und zappte durch die Programme. Bei einer Dokumentation über die finnischen Eishockeyteams blieb ich hängen. So verging die Zeit. Es war inzwischen nun wirklich schon spät geworden. Ob sie sich noch melden würde. Ich glaubte schon fast nicht mehr daran und entschied mich, ins Bett zu gehen und dort noch eine Weile weiter fernzusehen. Ich war gerade im Bad fertig und hatte es mir noch im Bett gemütlich gemacht, als plötzlich mein Handy den Nachrichtenton von sich gab. Svea …sie meldete sich tatsächlich doch noch.
Ich öffnete die Nachricht und las <<Sorry Samu, bist du noch wach?>> Sogleich antwortete ich ihr <<Ja, klar…soll ich dich anrufen?>>, als Antwort darauf klingelte mein Handy. Ich nahm sofort ab und meldete mich „Hallo Svea, schön dass du dich noch meldest!“ „Samu, es tut mir so leid, dass es so spät geworden ist, aber bei den Aufnahmen gab es immer wieder Verzögerungen und wir mussten leider im Zeitplan bleiben!“ Man konnte an ihrer Stimme hören, dass sie sehr zerknirscht deswegen war. Doch das war nicht schlimm, sie hatte sich ja nun noch gemeldet. Dies sagte ich ihr auch und konnte sie dadurch beruhigen. Es entwickelte sich, im Gegensatz zu heute Mittag, eine angenehme, lockere Unterhaltung.
Sie erzählte von ihrem Tag und den bevorstehenden Shootings. Fragte mich nach meinem Tag und was ich die nächsten Tage so geplant hatte. Meine mittägliche Unsicherheit war tatsächlich verschwunden und ich konnte mich angeregt mit ihr unterhalten. Wir vergaßen darüber völlig die Zeit und hatten letztendlich fast zwei Stunden gequatscht, als Svea sagte: „Samu, es tut mir so leid, aber ich sollte jetzt schlafen. Ich muss morgen früh raus. Ich würde so gerne noch mit dir weiterreden!“ Es tat mir weh nun aufzuhören, aber sie musste morgen ausgeschlafen sein, deshalb erwiderte ich. „Lass uns einfach morgen weiter reden, okay?“ Mit noch immer etwas unglücklicher Stimme bestätigte sie „Ja das machen wir. Ich melde mich, sobald ich Zeit habe. Dann schlaf schön!“ „Da freu ich mich. Bis morgen! Schlaf du auch schön!“ Nun beendeten wir beide eher widerwillig die Verbindung. Ich lag noch eine ganze Weile wach im Bett und ließ unser Gespräch Revue passieren. Doch irgendwann fiel ich in einen ruhigen Schlaf. Am nächsten Morgen wachte ich ausgeruht und zufrieden auf. Das Handy, welches auf dem Nachttisch neben dem Bett lag, erregte durch heftiges Blinken meine Aufmerksamkeit. Ohne gelesen zu haben, wer mir geschrieben hatte, wusste ich schon, dass die Nachricht von Svea war. >>Guten Morgen, du Schlafmütze! Hab einen schönen Tag! Ich freu mich auf heut Abend. LG Svea<<.
Es machte mich gerade ziemlich glücklich, dass sie heute Morgen schon an mich gedacht hatte. Denn auch mein erster Gedanke galt wieder ihr. Auch wenn sie es nun vielleicht nicht gleich lesen würde, da sie mitten in der Arbeit steckte, schrieb ich zurück. >>Für ein „Guten Morgen“ ist es ja nun schon zu spät, doch ich wünsche dir einen schönen stressfreien Tag. Freu mich auf dich! LG Samu<<
Den weiteren Tag verbrachte ich im Grunde genauso wie den vorigen und wartete am Abend voller Ungeduld auf ihren Anruf. Der kam dann auch dieses Mal früher als am Vorigen. Wieder redeten wir über alles Mögliche. Familie, Freunde und Schulzeit waren nur ein Bruchteil der Themen, die wir ansprachen. Es machte riesigen Spaß mit ihr auch einfach nur herumzublödeln. Sie hatte einen herrlichen Humor, ahnlich dem Meinen. Wir waren in vielen Dingen auf der selbigen Wellenlänge, was das Ganze noch viel einfacher machte. Auch dieses Gespräch dauerte wieder Stunden und wurde ebenso, wie am vorigen Abend erst beendet, als Svea meinte, dass sie nun doch so langsam ans Schlafen denken sollte. Wir verabredeten uns erneut für den nächsten Abend und beendeten dann wohl oder übel das Telefonat. Auch in dieser Nacht schlief ich wunderbar ruhig.
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Little bit love (Samu und Svea)
Fiksi PenggemarEin kurzer Moment kann dein Leben so nachhaltig verändern, dass nichts mehr so ist, wie es war. Dies kann dir im Positiven widerfahren, aber leider kann dir auch das Schicksal übel mitspielen. Freude und Leid, Glück und Drama können so nah beieinand...