Shadow of Desire

Kapitel 3

"Komm schon Hel, jetzt sag mir endlich, wo du hin gehst!" So sehr wie Helena ihre beste Freundin auch liebte, momentan ging sie ihr einfach nur auf die Nerven. Eigentlich hatte Cat gar nichts, von ihrem bevorstehenden Besuch in der Lesbenbar mitbekommen sollen, doch nachdem sie Phils Idee, einen gemütlichen DVD Abend zu machen, abgelehnt hatte, musste dieser natürlich zu Cat rennen und mit ihr darüber spekulieren, ob sie ein Date hatte. Manchmal waren ihre Freunde einfach unmöglich. 

"Nein, das geht dich überhaupt nichts an, Cat", wimmelte Helena ihre Freundin bestimmt ab. "Aber...sag doch einfach mit wem du ausgehst", meinte Cat beleidigt. "Ist es Shawn wegen dem du so ein Theater machst?", fügte sie mit ihrer typischen Neugier hinzu. Helena seufzte. 

"Nein es ist nicht Shawn und ich muss jetzt wirklich los. Wir sprechen uns morgen Cat." Ohne eine Antwort abzuwarten, beendete Helena das Gespräch und sah grimmig auf das Chaos auf ihrem Fußboden. Sie hatte sämtliche Klamotten aus ihrem Schrank gerissen, weil sie keine Ahnung hatte, was sie anziehen solllte. Sie wollte ausnahmsweise nicht wie das brave Mädchen wirken, als das sie sich sonst meistens gab, doch ihr Schrank wollte nichts zufriedenstellendes hergeben. Sie zog es sogar in Erwägung, extra für diesen Abend shoppen zu gehen, doch dann verbot sie sich selbst, ihm so viel Bedeutung zu zu gestehen. Am Ende würde sie sich damit nur selbst enttäuschen und das wollte sie vermeiden. 

Letztendlich hatte sie sich für ein eine enge Hose und ein knappes Top entschieden, welches einen ziemlich tiefen Einblick gab. Helena war verdammt nervös und wenn sie ehrlich war, hatte sie nicht die geringste Ahnung, wie sie sich in dieser Bar verhalten sollte. Sie wusste nicht, was dort von ihr erwartet wurde. Es war ihr unangenehm, überhaupt keine Erfahrung in dieser Richtung zu haben. Zwischendurch zweifelte sie sogar daran, dass sie überhaupt jemand ansprechen würde, weil sie sich nicht gerade hübsch fand. Doch sofort hatte sie Cats protestierende Stimme in ihrem Kopf, die ihr sagte, dass sie sich selbst immer nur schlecht redete. Ihre Freundin hatte recht, Helena war nicht gerade als Optimistin geboren. Doch sie spürte, dass heute die Zeit war, ihre Zweifel nach hinten zu drängen und ihre Angst zu überwinden. Sie hatte noch nie mit anderen Lesben gesprochen, doch das Verlangen, nach dieser besonderen Art nach Freiheit, brannte schon länger in ihrem Herzen. Helena wollte diese Chance nutzen, um für sich selbst heraus zu finden, was sie wirklich wollte. Sie wusste zwar, dass sie auf Frauen stand, doch war sie auch bereit dazu, die Konsequenzen in Kauf zu nehmen und ihre Sexualität zu leben? An diesem Abend würde niemand sie als Hetero Frau erkennen. Sie würde nur einen unter vielen sein und alleine dieser Gedanke, gab Helena ein gutes Gefühl.

Trotzdem fühlte sie sich alles andere als bereit, als sie am frühen Abend die Lesbenbar betrat. Schon auf der Fahrt hier hin, hatte sie bereits ein paar mal überlegt wieder umzukehren. Doch nun gab es kein zurück mehr. Die Bar war schon relativ gut gefühlt und da Helena das Gefühl hatte, dass die Tischecken eher von Gruppen genutzt wurden, bevorzugte sie die Bar, an der sie sich vielleicht nicht ganz so alleine fühlen würde. Sie bestellte sich einen Barcadi Cola und begann damit die anderen Frauen zu bebachten. Es herrschte eine ganz vertraute Atmosphäre und Helena war sich sicher, dass die meisten Frauen öfter da waren. Sie war nicht der Mensch, der sich in irgendwelche Gespräche einmischte, oder sich einfach so dazu gesellte. Gerade als Helena das Gefühl hatte, dass ihr langweilig wurde, wurde sie von einer anderen Frau angesprochen. Obwohl sie sich eigentlich feminin gab, hatte sie auch etwas maskulines. Alleine ihre Muskeln waren beeindruckend. Helena hätte sie durchaus als hübsch bezeichnet, auch wenn sie so gar nicht ihr Fall war. 

"Hey, dich habe ich hier noch nicht gesehen", stellte sie fest und hob eine Augenbraue.

 "Ja ich bin zum ersten mal hier", entgegnete Helena unsicher. Doch das Lächeln auf den Lippen der anderen Frau wurde breiter.