Dead.

一章

一章

Es war Freitag.

Sie wäre heute fast nicht aufgewacht. Sie hatte nach der Schule bis tief in die Nacht, mit ihrer Mutter über Unsinn wie immer diskutiert. Sie konnte ihre Mutter nicht davon abhalten, Heroin zu nehmen, aber manchmal war es einen Versuch wert.

Und das waren die Zeiten, die die beiden immer mehr trennten. Ihre Mutter wollte nie über ihre Sucht sprechen, sie mochte es nicht. Aber es war immer einen Versuch wert. Es war wenigstens einen Versuch wert, sie davon abzuhalten.

Auch wenn es sowieso nie funktioniert.

Ihre Prüfungen waren heute und sie konnte sich an nichts erinnern, sie hatte es nicht geschafft so viel zu lernen, wie sie sich vorgenommen hatte. Ihren Kopf am Strand leeren, führte am nächsten Tag nur zu Schläfrigkeit und unbeständigem Fokus.

Aber zu diesem Zeitpunkt war Michi alles egal. Sie war müde, elend und ehrlich, sie wünschte, sie wäre diejenige, die tot war.

Wie auf Anhieb vibrierte ihr Handy in ihrer Sweatshirttasche, sie sah nicht, wer ihr schrieb (oder anrief), aber irgendetwas sagte ihr, sie solle nachschauen.

Er wieder. Der tote Junge. Sie dachte, dies sei eine neue Gewohnheit von ihm; Ihr zu den  Zeiten zu schreiben, an denen sie entweder zur Schule ging oder von der Schule kam. Sie wollte sich darüber ärgern, hätte eigentlich schon mit den Augen gerollt und ihn innerlich verspottet.

Aber ihr harter Gesichtsausdruck wurde weicher, und jeder genervte Knochen in ihrem Körper hatte sie verlassen, als sie über die Nachrichten las:

Toter Junge: Hattest du bis jetzt einen schönen Tag?

Toter Junge: lebendiges Mädchen

Sie spürte plötzlich, wie ihr Magen kribbelte,  sie war davon erschrocken. Sie spürte, wie sich ihr Gesicht zu erwärmen begann, wie röte sich auf ihre Wangen legte.

Fuck, dachte sie sich. Fuck, was ist das?

Michi sah sich um, sorgte dafür, dass niemand den Anblick versäumen konnte. Sie war noch nie zuvor wegen so etwas errötet und war sich nicht sicher, warum sie eine so einfache Nachricht erröten ließ.

Sie las es über fünf Mal.

Bevor sie mit

Michi: Ist doch egal

Michi: Toter Junge.

antwortete.

Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass sie lächelte.