Omega

Kapitel 11 ~ Loslassen

Die folgenden Tage vergingen im Vergleich zu den letzteren ziemlich ereignislos.
Meine Wunden waren mittlerweile, dank meiner Werwolf Heilkräfte, ganz verheilt wobei es vermutlich auch ohne diese nicht viel länger gedauert hätte.
Als Omega war man schließlich nicht gerade krass.
Während bei Logan oder Jamie die Wunden vermutlich noch am selben Tag verheilt wären dauerte es bei mir eben länger.
Das Verhältnis zwischen Jamie und mir war seit dem Gespräch irgendwie seltsam. Er mied jeglichen Körperkontakt und wirkte allgemein eher distanziert.
Ich für meinen Teil wusste nicht ob mir das gut tat oder alles noch schlimmer machte.
Logan hatte ich seit unserem Gespräch nicht mehr zu Gesicht bekommen. Er aß neuerdings alleine in seinem Büro und auch sonst begegnete man ihm nirgends.
Savanna die gute, kam am Abend, an dem Jamie und ich uns ewige Freundschaft geschworen hatten auch noch vorbei.
Sie hatte sich tatsächlich kleinlaut entschuldigt. Was in mir die Frage aufkommen ließ was Logan ihr denn gesagt hatte...
Aber um ihn das zu fragen müsste man ihn mal treffen.
Paul hatte sich die letzten 4 Tage auch nicht wirklich gemeldet. Er schwebte gerade auf Wolke 7 mit dem Mädchen, dem er bei der Ankunft die Zunge in den Hals gesteckt hatte.
Schien also so, als wäre ich auf mich allein gestellt.
Seufzend rappelte ich mich auf und lief zu meinem Schrank, wo ich mir Shorts und ein Top heraus nahm.
Es war die perfekte Uhrzeit um Joggen zu gehen. Die Sonne war noch nicht mal richtig aufgegangen.
In letzter Zeit schlief ich auch nicht so gut, ich träumte immer ganz wirres Zeug, weshalb ich wie heute früh aufwachte.
Ich band mir einen Pferdeschwanz und zog meine Laufschuhe an, bevor ich mein Zimmer verließ.
Im gesamten Haus war es mucks Mäuschen Still und ich war froh das der alte Teppich im Flur meine Schritte dämpfte.
Auf dem Weg zur Treppe hatte ich bereits meine Kopfhörer in den Ohren, weshalb ich auch nicht hörte als sich jemand näherte.
Erst die Hand auf meiner Schulter ließ mich erschrocken herumfahren.
"Ganz ruhig, ich bin's bloß." Ein Schiefes grinsen lag auf den Lippen meines Gegenübers. Ein grinsen das dem seines Bruders unglaublich ähnlich war. Seine grünen Augen fixierte meine und ich nahm die Kopfhörer wieder raus.
"Ach bekommt man dich auch mal wieder zu Gesicht?" Fragte ich und man hörte eine klare Provokation in meinem Ton.
"Wieso, hast du mich etwa vermisst?" Wieder grinste er und irgendwie empfand ich es seltsam wie er sich benahm. Die frechen Sprüche sind eher Jamies ding...
"Ganz schön unfair... Jamies ding... als hätte er Ansprüche darauf als einziger Witze zu machen..." kaum merklich legte der Alpha den Kopf schief und schien mich zu Mustern.
"Hör auf ständig meine Gedanken zu lesen!" Murrte ich und wandte mich dann von ihm ab um weiter die Treppen herunter zu gehen schließlich blieb es nicht ewig so kühl.
Womit ich nicht rechnete, war das Logan es für nötig hielt mir zu folgen.
"Wohin gehst du?" Fragte er während er neben mir her ging.
"Raus." Sagte ich knapp. Ich fand es Unfair das er ungefragt meine Gedanken gelesen hatte, besonders da es umgekehrt nicht ging.
Immer diese Alphas und ihre blöden Fähigkeiten...
Mürrisch verließ ich das Haus. Logan folgte mir noch immer auf Schritt und Tritt, selbst als ich anfing zu Joggen.
"Habt ihr jetzt endlich über alles gesprochen?"
Diese Frage kam so plötzlich, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet.
"Folgst du mir etwa deshalb? Weil du wissen willst wie es lief?" Ich schnaubte und blieb dann stehen, was Logan mir gleichtat.
"Naja sagen wir es mal so, Jamie weiß es und wir sind weiterhin Freunde!"
Schrie ich ihn fast schon an und stemmte die Hände in die Hüften.
"Ist es das was du hören wolltest?! Lässt du mich jetzt wieder in Ruhe?!"
Logans Gesichtsausdruck veränderte sich. Von seinem frechen grinsen war keine Spur mehr. Er sah mich ernst an. "Wenn es das ist was du willst..." murmelte er sein Blick war so wunderbar und kalt zugleich.
Noch bevor ich etwas sagen konnte hatte er sich schon auf den Weg zurück gemacht.
Jetzt fühlte ich mich schlecht. Er wollte wahrscheinlich nur wissen wie es mir jetzt geht, und ich blöde Kuh mach ihn so runter...
Einerseits wollte ich ihm nach und mich entschuldigen, aber mein dummer Stolz ließ dies nicht zu.
Warum bist du nur so?!
Ich war wütend, auf mich und die Situation eben. Aber da steckte mehr dahinter. Ich war auch sauer auf Jamie, oder besser gesagt nicht direkt auf ihn sondern darauf, das etwas zwischen uns stand.
Ich war unzufrieden mit der derzeitigen Situation, und das hatte ich nun an Logan ausgelassen.
Ich musste mich abreagieren und danach würde ich mich entschuldigen gehen.
Ich rannte also los, einfach in den Wald hinein, soweit mich meine Beine trugen.
Ohne zu achten wohin ich genau rannte.
Immer geradeaus, immer schneller.
Mit jedem Schritt würde ich müder, aber dennoch fühlte ich mich befreit
von einer Last. Schwer hatte sie auf meinen Schultern geruht bis eben.
Ich entschloss für mich, das es das beste war einfach nach vorne zu schauen.
Ich sollte die Gefühle für Jamie einfach hinter mir lassen.
Es würde schwer werden, aber die Distanz die er momentan wahrte würde mir dabei helfen.
Zwar hatte ich mir das schon vorgenommen, als wir beschlossen hatten Freunde zu bleiben aber dieses Mal war es etwas anderes...
Ich bemerkte wie ich langsamer wurde.
Scheinbar waren meine Beine an ihre Grenzen gekommen.
Schnaufend kam ich zum Stehen.
Mein Herz raste und ich wusste, dass ich übertrieben hatte.
Aber es hatte gut getan.
Loslassen und Neuanfang!
Ich würde es schon schaffen!