Liena wurde aus ihren Gedanken gerissen, als der Motor unter ihrem Hintern plötzlich zu Stottern begann. Sie waren erst eine Stunde gefahren. Nun wurden sie immer langsamer und schließlich kamen sie zum Stehen. Mitten auf dem leeren Highway.
"Scheiße.", fluchte Raph. Liena stieg ab, Raph ebenso.
"Ist der-?"
"Tank leer. Ja!", Raph machte ein verbissenes Gesicht. "So eine Scheiße!" Aus Wut trat er gegen das Motorrad, das scheppernd umfiel.
"Wie ist denn das möglich? Sashah hat es doch vollgetankt!"
Liena sah sich um. Sie waren mitten im Nirgendwo. Tumbler Town war nicht mehr zu sehen, aber auch keine andere Stadt in der Ferne. Nur der Highway und Felder und Wiesen. Liena erinnerte sich, vor einigen Meilen das letzte Straßenschild gesehen zu haben. Die nächste Stadt war noch etwa 20 Meilen entfernt.
"Keine Ahnung. Vielleicht haben wir ein Leck. Vielleicht wurde der Tank von einer Kugel getroffen, als dieser Verrückte vor einigen Tagen auf uns geschossen hat."
"Was machen wir denn jetzt?", fragte sie.
Raph stieß laut die Luft aus. "Wir laufen. Was anderes bleibt uns nicht übrig. Schnall deinen Rucksack gut fest. Wir haben einen kleinen Weg vor uns."
Liena schnaubte halbwegs belustigt. Sie hasste Wandern.
"Na los. Wenn wir uns beeilen, kommen wir noch vor Sonnenuntergang in der nächsten Stadt an. Das wird lustig. Ich kenne ein paar ganz tolle Wanderlieder.", grinste Raph.
Es war schon faszinierend, wie schnell sich Raphel an eine Situation anpassen konnte. Liena lächelte ihn müde an.
"Ich hoffe nur, du kannst singen."
"Na hör mal! Vor n paar Jahren habe ich mal 'n Karaoke-Wettbewerb gewonnen."
"Und wie betrunken warst du damals?" Liena musste lachen. Sie stellte sich vor, wie Raph mit einem Mikro in der Hand auf einer Bühne herumtaumelte und ein Partylied vor sich hin lallte.
"Vielleicht ein kleines bisschen. Den Text konnte ich aber immerhin noch lesen."
"Ich weiß trotzdem nicht, ob ich Zeuge deiner Singkünste werden will.", stichelte Liena weiter. Da holte Raph schon tief Luft und begann zu singen. Ohne Absprache waren sie mittlerweile einfach losgelaufen, nebeneinander mitten auf dem Highway. Das Motorrad ließen sie hinter sich zurück.
>>>N<<<
"Ich kann nicht mehr!", jammerte Liena gefühlte zwanzig Stunden später. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon liefen. Noch immer war keine Stadt oder auch nur Häuser zu sehen. Die Sonne war stark heute und Lienas Rücken war unter ihrem Rucksack nassgeschwitzt. Liena wunderte sich, dass ihr Rucksack sich mit jedem Schritt schwerer anfühlte, schließlich hatte sie nicht viel mitgenommen. Doch dann erinnerte sie sich an die Pakete mit Essen, die sie von Priscilla bekommen hatten. Während ihrer Wanderung verzehrten sie einiges davon, was Liena wenigstens eine kleine Last von den Schultern nahm.
Raphel grinste. Er war noch immer bester Laune. Seit einer Weile hatte er zum Glück mit Singen aufgehört. Zuvor hatte er Liena jedoch alle Lieder zum Besten gegeben, die er finden konnte. Anfangs verdrehte Liena noch die Augen, später versuchte sie gekonnt ihn zu ignorieren. Trotzdem musste sie jetzt andauernd die Melodie summen, die in ihrem Kopf festzustecken schien. Sie hasste Ohrwürmer. Und diesen würde sie sicher für einige Tage nicht aus ihrem Kopf bekommen. Außerdem hatte sie Hunger und Durst und musste aufs Klo, aber das würde sie vor Raphel sicher nicht zugeben.
"Regelmäßig atmen, Liens, dann geht es gleich viel leichter.", antwortete Raph und pfiff leise vor sich hin.
"Jetzt bist du nicht nur Sänger, sondern auch Fitnesscoach?", gab Liena zurück und keuchte einmal laut aus. Es war zusätzlich nicht einfach, mit Raphels langen Beinen Schritt zu halten.
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Signs of Cain
Science FictionRegel Nr. 1: Berühre niemals einen Zomb!" Liena lebt in einer Zeit des Versteckens und dem Kampf ums Überleben. Eine Apokalypse mit ekligen, giftigen Zombs ist ausgebrochen. Die übrig gebliebenen Menschen versuchen, sich zu verbarrikadieren und zu...