Liena erwachte mit stechenden Kopfschmerzen. Sie spürte harten Boden unter sich. Was war passiert?
Die Erinnerungen kamen sofort zurück. Sie waren geflohen, Liena hatte den anderen die Chance zur Flucht gegeben und hatte sich gestellt. Danach wurde sie mit Gewalt zu ihrem Vater geschleppt.
Sie hatte sich gewehrt, gebrüllt, um sich geschlagen. Sie hatte sich ja gestellt. Sie konnte selbst laufen, kein Grund für grobe Gewalt. Alle Menschen, an denen sie vorbeigekommen waren, hatten irritiert geschaut.Zu sagen, dass ihr Vater stinkwütend war, war eine wahre Untertreibung. Er war fuchsteufelswild. In wilder Rage. Das Gesicht knallrot. Die Fäuste geballt und die Ader am Hals zuckend.
Er schrie Liena an, dass die Spucketröpfchen nur so flogen. Liena gab sich keine Mühe, ihm zu antworten. Plötzlich ganz ruhig stand sie vor ihm und reagierte nicht. Er würde ihr schließlich keine Beachtung schenken.
Liena versuchte ihre Augen zu öffnen. Das rechte ging, das linke wollte nicht. Es war komplett zugeschwollen. Liena traute sich gar nicht, das Ausmaß der Schwellung mit den Fingern abzutasten. Es fühlte sich so dick an und pochte alleine vom Aufsetzen. Jeder Atemzug tat weh, als sie einatmete.
Liena sah sich soweit es ging um. Sie saß auf dem Boden, an eine graue Steinwand gelehnt. Der Raum, in dem sie sich befand, war nicht groß. Was Liena Angst machte, war die große eiserne Türe, die sich ihr gegenüber befand. Sie war eingesperrt! Wie in einem Gefängnis!
Sie hatte sich schon innerlich darauf eingestellt, während ihr Vater sie anschrie. Sie wusste, was kam. Sie kannte die Anzeichen. Schließlich war es oft genug passiert. Aber sie war stark genug, um es auszuhalten. Zumindest redete sie sich das ein.
Als die erste Faust ihr Gesicht traf, versuchte sie aufrecht stehen zu bleiben. Aber ihr Vater schlug so lange auf sie ein, bis sie sich geschlagen gab und auf dem Boden zusammensackte. Danach fehlte die Erinnerung.Sie musste hierhergebracht worden sein. Wie lange war sie bewusstlos gewesen? Wie viel Zeit war vergangen?
Auf einmal hörte Liena ein Schluchzen. Verwirrt sah sie sich erneut um und entdeckte ein kleines Fenster in der Wand. Es lag zu hoch, um hindurch zu sehen, aber Liena war sich sicher, dass hinter der Wand noch jemand anderes saß.
Auch gefangen.
Liena hoffte nur, dass Raphel, Cia und Josh es heil aus den Tunneln hinausgeschafft hatten. Wo auch immer der enden mochte. Hauptsache, sie waren in Sicherheit und es ging ihnen gut. Dann war alles in Ordnung.
Lienas Herz zog sich schmerzhaft zusammen als sie an Raph dachte. Im letzten Moment, bevor sie in die Decke des Tunnels schoss, um ihn zum Einsturz zu bringen, war ihr etwas eingefallen. Sie hatte sich erinnert, was Raphel vor einigen Tagen zu ihr gesagt hatte. Er liebte sie. Sie hatte nie die Möglichkeit gehabt, ihm das zurückzusagen. Ehrlich gesagt, hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht gewusst, ob sie es erwidern wollte. Aber jetzt war sie sich sicher.
Das Schluchzen von nebenan verwandelte sich in ein schmerzvolles Stöhnen. Konnte derjenige da drüben nicht still sein? Sie konnte das nicht gebrauchen.
Liena vermisste Raphel. Sie war sich sicher, als er sich weigerte, sie zurückzulassen. Er hatte es verdient, dass Liena ihm sagte, dass sie ihn auch liebte. Das musste gesagt werden, schließlich würde sie ihn vermutlich nie wiedersehen. Er sollte es wissen.
Lienas Kopf wummerte und verursachte ihr Übelkeit. Sie musste sich wieder hinlegen. Die Erschöpfung erdrückte sie fast. Ihr Körper tat überall weh, sogar einfach nur Liegen und Atmen schmerzte. Sie versuchte ruhig zu atmen und sich zu beruhigen. Ein wenig Schlaf würde guttun.
Das Stöhnen ertönte erneut. Liena versuchte, es so gut es ging zu überhören, aber es war nahezu unmöglich. Sie konnte so nicht schlafen. Und trauern.
"Geht das nicht leiser?", rief sie nach einer weiteren halben Stunde.
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Signs of Cain
Science FictionRegel Nr. 1: Berühre niemals einen Zomb!" Liena lebt in einer Zeit des Versteckens und dem Kampf ums Überleben. Eine Apokalypse mit ekligen, giftigen Zombs ist ausgebrochen. Die übrig gebliebenen Menschen versuchen, sich zu verbarrikadieren und zu...