Chapter ~1~

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Alisons Sicht

"Alison,würde es dir wirklich so schwer fallen auch nur einen Nachmittag bei deiner Familie zu verbringen? Familie ist wichtiger als irgendwelche...punk Freunde."

Mit einem fassungslosen Blick sah ich meine Mutter an. Sie besaß nie viel Mitgefühl oder verständniss,vorallem was meine Freunde betraf. Allerdings ging das nun wieder ein Schritt zu weit. Ich war nie ein wirklicher Familienmensch gewesen,da ich immer der Meinung war,dass die eigene Familie eigentlich nur aus lauter fremden Menschen bestand. Man kennt sie,man feiert und lacht mit ihnen. Am Ende des Tages kennt man ihr wahres Ich trotz allem nicht. Man weiß nicht viel über sie,nur das nötigste. Man kennt die kleinsten Geheimnisse nicht. Man weiß nicht wie sie hinter deinem Rücken sind. Wer weiß,vielleicht führen sie ein Doppelleben?Zudem kann man sie sich nicht aussuchen. Meine Schwester hätte diese Sichtweise verstanden. Sie wüsste wie ich mich fühle,und wenn nicht würde sie versuchen sich in mich hinein zu versetzen. Sie starb damals mit acht Jahren an einem Autounfall. Ich saß neben ihr,sah zu wie sie starb. Ich konnte nichts tun. Noch heute verfolgen mich Schuldgefühle,und nachts Träum ich nur von dem zusammencrash. Die blitzenden Lichter,der laute Alarm eines Krankenwagens danach. Wie die Menschen auf unser Wagen zu rannten und versuchten uns zu retten. Noch immer hab ich das Geräusch von dem Wiederbelebungsgerät im Kopf,welches das Herz meiner Schwester wieder zum schlagen bringen sollte. Noch immer hallen die Schreie meiner mom durch meinen Kopf. Und was tat ich? Ich stand regungslos an der Seite. Ich sah einfach zu. Ich war noch so jung,und sah wie meine eigende Zwillingsschwester vor meinen eigenden Augen starb.
Eine Träne lief meine Wange runter. Mit einer schnellen Handbewegung wischte ich sie weg und bewegte mich in richtung Haustür. Ich konnte es hier nie lange aushalten. Ich hasse es hier. Ich hasse es wie man mit mir umgeht. Wie man mich mit einem Vorwurfsvollen Blick ansieht. Ich hasse die Fassade dieses Hauses,die langsam anfängt zu bröckeln. Wir sind noch lange nicht perfekt,vorallem nicht nach diesem Unfall. Wieso tun wir dann so,als wären wir es? Nach langen acht jahren sah ich meine Mutter nicht einmal weinen wegen meiner Schwester. Selbst auf der Beerdigung gab sie nicht nach. Und ich hasse sie dafür. Ich hasse sie dafür,dass sie mir die Schuld gibt obwohl sie diejenige war,die den Unfall nicht verhindert hat. Und ich hasse mich dafür,dass ich meine weder Schwester beschützen konnte noch dass ich an ihrer Stelle gestorben bin.

Ich machte mich auf den Weg zu meiner besten Freundin. Sie verstand mich,akzeptierte mich so wie ich bin. Sie gab mir das Gefühl etwas wert zu sein. Bei ihr konnte ich meine Gedanken aussprechen,mögen sie noch so überdacht und absurd sein. Sie war einfach mehr als meine beste Freundin. Sie war meine besser Hälfte,mein halt. Ich wusste,dass ich alles für sie tun würde. Wär sie nicht da,gäbe es mich schon lange nicht mehr. Stirbt sie,sterbe ich auch. Denn was dazu bestimmt war gemeinsam ein ganzes zu geben,wird als Hälfte nicht überleben..

Wherever you are [|L|R|H|]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt