Es war eine lange Nacht gewesen und meine Gedanken schweiften immer noch zum Vortag. Mein erster Tag am Rosenschloss. Immer wieder war ich in der Nacht aufgewacht, ohne wirklich zu wissen wieso. Ich schlief in einem großen Himmelbett, mit weicher, roter Bettwäsche. Wenn ich auf dem Bett lag, fühlte ich mich wie eine Königin, oder so, als würde ich schweben. Es schien perfekt zu sein, doch es war nicht perfekt. Irgendetwas schien mir Sorgen zu bereiten und hielt mich nachts wach, doch ich wusste selbst nicht was es eigentlich war. Meine ganze Situation hier machte mir zwar deutlich mehr zu schaffen als ich zugeben wollte, doch das war es nicht. Etwas Anderes bereitete mir Kummer. Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken, es erschien mir zu sinnlos als das ich meine Gedanken daran verschwendete. Schließlich war alles in Ordnung. Ich setzte mich in meinem roten Himmelbett auf und streckte mich. Sobald ich die warmen, rosa-roten Sonnenstrahlen erblickte, die durch das riesige Fenster schienen, waren die Gedanken auch schon wieder vergessen, als hätte es sie nie gegeben. Ich stand auf und zog mir meine Schuluniform an. Es war ein komisches Gefühl sie zu tragen, hatte ich doch gestern noch mein Lieblingskleid getragen und jetzt stand ich in dem gleichen Raum und würde für das ganze nächste Jahr diesen Rock tragen müssen. Es war ein hübscher Rock, keine Frage, er ging mir bis zu den Knien und war aus leichtem, roten Samt. Der Gürtel war schwarz, mit einer goldenen Schnalle. Auch der Rock war unten mit Gold bestickt. Das Oberteil war ebenfalls aus Samt und das Wappen der Schule prangte auf der linken Brust. Es war eine rote Rose auf einem schwarzen Hintergrund, der Rand des Wappens war golden. Bei diesen Uniformen hatte die Schule sicher weder Kosten noch Mühen gescheut. Jeder Schüler hatte gleich vier Stück von ihnen, und die Reichen sogar noch viel mehr, so dass sie sich nie dazu bequemen mussten in den Wäschekeller zu gehen. Natürlich musste man die Wäsche hier nicht selbst waschen, aber man musste sie eben in den Wäschekeller stellen. Die Angestellten kümmerten sich dann um die Wäsche.
Auch Aurelia, Lumilla und Elise waren inzwischen aufgestanden. Nicht das es mich interessiert hätte, aber Aurelia war nicht zu überhören. Lauthals beschwerte sie sich über einen kleinen Fleck an ihrem Rock, den ich von meiner Position aus nicht ansatzweise erkennen konnte. Doch Lumilla war sehr mitfühlend.
"Komm!", sagte diese. "Wir gehen uns beschweren, die müssen dir dann einen neuen geben!". Sie hakte sich bei ihrer Freundin unter und verließ mit der inzwischen schluchzenden Aurelia den Raum. Ich verdrehte die Augen. Bei der Ankunft der Mädchen hatte ich gesehen wie viele Uniformen Aurelia dabei hatte. Da kam es auf die eine wirklich nicht an. Es würde wahrscheinlich nicht einmal auf zehn ankommen, aber das sahen Aurelia und Lumilla offenbar anders. Elise seufzte während sie ihren Gürtel zumachte und schaute kurz zu mir herüber. Dabei lächelte sie sogar. Und ich lächelte zurück. Solche Freundinnen hatte Elise nun wirklich nicht verdient.
Ich entschied mich dazu noch vor dem Schlagen der Glocke zum Frühstück zu gehen, um nicht wieder gemeinsam mit den Anderen den Raum verlassen zu müssen. Es erwies sich als ein guter Plan, denn offensichtlich war Alina, welche mich im Treppenhaus zwischen dem ersten und zweiten Stock einholte, auf die selbe Idee gekommen.
"Hey!", rief Alina von oben. Ich wartete. "Auch geflüchtet?", fragte ich mit einem leicht sarkastischen Unterton.
"Ja", gab Alina zu und lachte. "Die sind einfach schrecklich!"
Ich konnte ihr nur zustimmen. Wo sie recht hatte, hatte sie recht. Zusammen liefen wir durch die Flure, über die roten Teppiche. Den gleichen Weg wie gestern, und diesmal fand ich ihn sogar ohne Hilfe. Im Speisesaal war es noch sehr leer, da niemand freiwillig vor dem Glockenschlag kam. Lieber genossen sie die restliche Freizeit auf ihren Zimmern. Mir gefiel diese Leere sehr, da ich wenigstens den Beginn meines Frühstücks so in Ruhe genießen konnte. Ich nahm mir eines der noch warmen Brötchen aus dem Korb auf dem Tisch und ein wenig Marmelade.
Alina aß Eier mit Speck.
"Wenn man schon was gutes haben kann, sollte man es sich auch nehmen!", sagte sie mit vollem Mund. "Wie kannst du dich mit einem Brötchen mit Marmelade begnügen wenn du auch Eier und Kuchen haben kannst?". Ich lachte.
"Den Hunger bewahre ich mir fürs Mittagessen auf", erklärte ich der verwirrten Alina und biss in mein Brötchen.
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Traumwelt
Fantasy»"Ich möchte fliegen", sagte ich zu dem feenblauen Falter auf meiner Handfläche. "Wie ein Vogel. Hoch über den Wolken, so dass mich keiner mehr sehen kann." Und er antwortete mir.« Tiana ist überglücklich als sie am Rosenschloss, der Schule ihrer Tr...