Kapitel 11

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Nachdem wir Trainer Ukai Bescheid gegeben hatten, waren wir nun zum Krankenzimmer unterwegs.
Ehrlich gesagt...nur Hinata und ich.
"Geht es? Tut es sehr weh?", fragte ich den Kleinen, der auf meinem Rücken saß.
"Ich hab' doch schon gesagt...alles okay."
Er riss sich zusammen, aber ich wusste, wie sehr ihm sein Körper gerade wehtat.
Er wollte bloß nicht schwach wirken, doch ich wusste sowieso, dass er das nicht war. Körperlich war er vielleicht schwächer als ich.
Aber seine mentale Stärke...überstieg meine bei Weitem.
Ich klopfte an eine Tür und wir wurden hereingebeten.

"Hinata, sei ganz ehrlich. Was ist passiert?", fragte Ukai, der uns hinter der Tür begrüßte.
"Ich bin hingefallen."
"Okay. Ich kann aber auch gerne deine Mutter anrufen..."
Er zog sein Handy demonstrativ aus der Hosentasche.
"Nein! Nein, schon gut. Es gab nur eine kleine Auseinandersetzung."
"Willst du mir vielleicht mehr darüber erzählen?"
Hinata schüttelte den Kopf.
"Okay...aber wenn du reden willst, kannst du das jederzeit tun."
Hinata zupfte an meinem Hoodie herum, den er immer noch trug. Er war ihm deutlich zu groß. Er reichte ihm bis zu den Knien und seine kleinen Hände waren gar nicht mehr zu sehen.
Aber er sah ziemlich süß darin aus...

Mittlerweile saß Hinata auf meinem Schoß. Ich wollte ihn einfach nicht mehr loslassen.
"Kageyama?"
"Ja?"
"Wieviel hast du mitgehört?"
Viel...genug.
"Ich bin ziemlich spät dazugekommen. Also nicht viel.", log ich. Ich wollte das, was er dem Typen erzählt hatte, von ihm persönlich hören.
"Achso...verstehe."
"Warum? Sollte ich irgendwas gehört haben?"
"Ach nein..."
Er senkte den Kopf. Ich wuschelte ihm durch die Haare.
"Idiot.", flüsterte ich.
"Hm?"
"Gar nichts. Schon gut."

Er war mein Idiot.
"Es ist eine Knieprellung, wie man vielleicht auch schon erkennen kann. Und zwar eine ziemlich schwere. Du solltest deine Knie wenn es geht wenig belasten. Tut es sehr weh?"
Hinata sah mich an. Ich nickte ihm aufmunternd zu.
"Ziemlich.", antwortete er knapp.
"Und kannst du laufen?"
"Nur mit großen Schmerzen vielleicht."
Die Ärztin nickte verständnisvoll.
"Das glaube ich dir. Mein Mann spielte auch mal Volleyball und ist einmal richtig schlimm auf sein rechtes Knie gefallen. Mittlerweile spielt er nicht mehr."
"Warum nicht?", fragte ich.
Sie seufzte.
"Er darf nicht. Die Verletzung hat ihm zu sehr geschadet."

Hinata zitterte.
"Aber keine Sorge. Im Normalfall heilt so eine Verletzung problemlos ab. Willst du Schmerzmittel? Davon darfst du aber nicht zu viele nehmen."
Er nickte schüchtern. Er kam irgendwie immer noch nicht gut mit fremden Leuten klar...
Manchmal war er fast schon wie der Zuspieler von Nekoma...
"Danke."
Sie wird es wahrscheinlich kaum bemerkt haben, aber mit ihrer kleinen Geschichte hatte sie Hinata ganz schön Angst gemacht. Und mir ehrlich gesagt auch.
Jedenfalls konnte Hinata diesen Typen wegen Körperverletzung anzeigen.
Ich hoffte, dass er das auch tun würde.

"Du kannst dich gern erstmal hier ausruhen. Aber du solltest das nochmal röntgen lassen. Nur zur Sicherheit, ja?"
Er nickte.
"Bist du ein Mittelschüler, Kleiner?"
Oh nein...gar nicht gut.
"Ein was? Das ist ja wohl-"
"Nein, er ist ein Oberschüler. Er ist das Ass des Karasuno-Volleyballteams.", sagte ich und wuschelte ihm durch die Haare.
Ich liebte seine Haare und das niedliche Gesicht, das er immer machte, wenn ich sie ihm zerwuschelte. Ich wünschte, ich könnte das noch öfter machen.
"Wow! Echt jetzt? Und wie ist deine Position?", fragte sie und wirkte tatsächlich begeistert.
"Ich bin Mittelblocker. Aber Kageyama", er zeigte auf mich, "ist der Kapitän."
Schon war sein Frust von eben vergessen. Ich lächelte.

Warum hatte ich es damals nicht bemerkt? Damals...bevor er krank wurde...hatten wir uns geprügelt.
Warum hatte ich nicht bemerkt, wie süß und unschuldig dieses Wesen war?
Hinata war immer noch mit Abstand der kleinste Spieler in unserem Team.
Nur Nishinoya war noch kleiner.
Aber nicht seine Größe machte ihn so süß und unschuldig, sondern einfach diese zutiefst ehrliche, aufrichtige Art, wie Tsukishima es damals gesagt hatte.
Natürlich spielte auch sein Äußeres eine Rolle.
Seine fluffigen, orangen Haare, seine haselnussbraunen Augen, seine kleinen Hände, sowie seine makellos reine und schöne Haut.

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