Der Name Catos Schwester war ein recht einfacher Name, so im Gegensatz zu seinem.
Emma lautete er und als die Beiden noch Kinder waren hatte sie sich immer darüber beschwert warum ihr Name so langweilig wäre und Catos so einzigartig.
Cato hatte sie dann immer ‚Ems' genannt und dann war das pubertierende Mädchen zufrieden gewesen.
Mit ihren sieben Jahren Altersunterschied trennten sich ihre Wege Catos Meinung nach viel zu früh.
Als Ems ihren jetzigen Mann kennenlernte war sie gerade mal siebzehn gewesen. Mit neunzehn waren sie dann zusammen gezogen und somit ließ sie ihren Bruder mit zwölf alleine Zuhause.Sie dachte sich nie viel dabei. Sie war glücklich und lebte ihr Leben.
Der Kontakt zwischen den Beiden schrumpfte und Cato wurde zu einem zurückhaltenden Jungen.
Er hatte es schwer Freunde zu finden und stieß letztendlich jeden weg, welcher ihm zu nahe kam.Als Cato sie dann damals weinend anrief bekam seine Schwester ein ziemlich schlechtes Gewissen.
Sie entschuldigte sich tausende Male, dass sie nicht für ihn da war, dass sie ihn immer lieben würde und versuchte mehrmals ihre Eltern umzustimmen.
Dass sie ihren sechzehn jährigen Sohn rausschmissen hatte sie nie verstanden.Die ersten Monate lebte er bei Ems, aber irgendwann wurde Cato die Situation zu doof. Er schrieb seinen Eltern er bräuchte Geld für Essen, eine Wohnung, sowie andere lebensnotwendige Dinge.
Er wollte seiner Schwester nicht länger als nötig auf der Tasche sitzen und seine Eltern zahlten ihm eine großzügige Summe, natürlich nur damit sie ihn nicht mehr sehen mussten.Möglicherweise war er nun froh, dass er alleine lebte und die Chance bekam diesen wunderbaren Jungen kennenzulernen.
Cato wollte mehr über Filip erfahren als nur seinen Namen.
Banale Dinge. Dinge die sonst keiner wusste. Und am liebsten wäre ihm sogar, er würde seine Gefühle erwidern.Ob das Liebe auf den ersten Blick war?
Cato war noch nie verliebt gewesen.
Das vor einem Jahr konnte man nicht als verliebt sein bezeichnen. Diesen Jungen den er mal getroffen hatte. Er war nett gewesen und Cato mochte ihn, aber das war keine Liebe.
Cato war nicht gut darin seine Gefühle zu zeigen. Er machte eigentlich immer einfach das was er für richtig hielt und wenn er dann seine Gefühle zeigte, war es gut. Einen genauen Plan wie das funktionierte hatte er jedoch nicht.„Wieso nennst du einen männlichen Hund ‚Voca'? Ist das nicht eher ein Mädchen Name?", fing Filip auch schon ein Gespräch an.
Lachend blickte Cato erstmal zu seinem Hund.
„Naja. Eigentlich heißt er auch nicht ganz ‚Voca'", lachte er weiter und schaute mit funkelnden Augen zu Filip.„Sein Name ist Avocado. Aber der ist mir zu lang.", grinste er und entlockte Filip ein Lachen.
„Du stehst echt ziemlich auf grün was?", fragte er und brachte die Situation genau auf den Punkt.
„Ich liebe grün.", sagte Cato dazu nur und war erstaunt wie einfach es war mit Filip zu reden.
Er mochte seine tiefe Stimme, welche ihm einen angenehmen Schauer über den Rücken jagte und seine Muskeln entspannen ließ.Filip ging es genauso. Auch wenn Catos Stimme nicht ganz so tief war. Alleine schon ihn anzuschauen zauberte Filip ein Lächeln aufs Gesicht.
Er wusste, dass sie zusammen den Kunstkurs belegt hatten. Ebenso wusste er, dass Cato ihn immer beobachtete, aber es gefiel Filip. Er fühlte sich wohl dabei, wenn Catos Augen auf ihm lagen und ihn auf eine absurde Art zu beschützen schienen.
Nicht, dass er beschützt werden müsste.Nachdem sie sich eine Minute lang intensiv entgegengeblickt hatten, senkte Cato als Erster den Blick und führte eine weitere Gabel mit seiner überaus leckeren Gemüselasagne in den Mund.
„Wie alt bist du?", murmelte Cato mit vollem Mund und schaute Filip erneut an, welcher seinen Blick nicht von ihm genommen hatte.
„19.", sagte er leise und erfasste das Glas Wasser rechts von ihm.
Seine Augen leuchteten Cato weiterhin entgegen als er das Glas an seinen Mund ansetzte und ein paar Schlücke daraus trank. Cato musste schlucken, als er ihn dabei beobachtete und sich ziemlich schnell sicher war, dass das gerade extrem heiß aus gesehen hatte.„Lass mich dir ein wenig von mir erzählen.", sprach Filip weiter.
Sein Teller war bereits leer und somit beugte er sich ein wenig mehr zu Cato rüber.Mit einem Grinsen im Gesicht fuhr er fort.
„Mein Name ist Filip Campbell. Ich habe am 24. April Geburtstag und ich gehe gerne laufen, sowie ab und zu mal boxen. Meine Lieblingsfarbe ist blau und ich liebe Gemüselasagne. Besonders deine."
Er scannte Catos Gesicht einmal und strich ihm eine verloren gegangene Strähne von der Stirn.„Meine Eltern sind vor fünf Jahren ums Leben gekommen als sie mit einem Flugzeug abgestürzt sind. Dann habe ich bei meiner Großmutter gelebt und bin mit achtzehn in meine erste Wohnung gezogen. Ich bin Einzelkind und bisexuell, stehe aber eher auf Männer. Meine letzte Beziehung ist fast zwei Jahre her und die war mit einem Mädchen, welches mich betrogen hat."
Filip bekam mit wie Catos Augen ein wenig mehr funkelten bei der Erwähnung seiner Sexualität. Es war seine Absicht gewesen, um herauszufinden ob er von ihm abgeneigt war oder nicht.
Zudem hoffte er nun ebenfalls so eine Geschichte zu bekommen.Cato seufzte einmal und entschied sich dann, einfach genauso offen zu sein wie Filip und ihm alles anzuvertrauen.
Also lehnte sich Cato ebenso ein wenig mehr nach vorne und schaute sich für kurze Zeit das Gesicht von Filip an.„Mein Name ist Cato Sullivan. Ich wurde am 1. Juni geboren und bin noch achtzehn Jahre alt. Meine Schwester Emma ist 25, verheiratet und erwartet ihr erstes Kind. Ich gehe fast täglich boxen und liebe die Spaziergänge mit meinem Hund. Grün ist meine Lieblingsfarbe und am liebsten esse ich Avocados."
Cato leckte sich einmal über die Lippen, ehe er weitersprach. Was sollte schon schief gehen, wenn er Filip von seiner Vergangenheit erzählte?
„Mit sechzehn haben mich meine Eltern auf die Straße gesetzt. Ich hatte ihnen erzählt, dass ich schwul bin und das hat ihnen nicht gefallen. Meine Schwester nahm mich eine Zeit lang auf, bevor ich hierher zog und mir diese Wohnung mit Lucy teilte. Von Beziehungen habe ich keine Ahnung, genauso wenig wie von Gefühlen wie Liebe, Zuneigung oder anderen ähnlichen. Meine Eltern gaben mir dies nie, nur meine Schwester. Freunde habe ich keine, da ich jeden von mir stoße und du bist der Erste der diese ganzen Dinge erfährt. Mein Hund hat mich von meinem ersten und einzigen Suizidversuch abgehalten, weshalb ich ihn mehr liebe als alles andere und er mich seitdem nicht mehr aus den Augen lässt. Womöglich reagiert er deswegen so aggressiv auf andere Menschen."
Mit schief gelegtem Kopf beobachtete Cato Filips Reaktion. Das von dem Suizidversuch wusste nur Lucy und das war auch schon eine Weile her.
So ungefähr vierzehn Monate.„Was für eine Art Suizidversuch?", flüsterte Filip und kniff die Augen ein wenig zusammen.
„Ich wollte vom Dach springen. Hätte mir wahrscheinlich eh nur was gebrochen und wäre dann gelähmt gewesen oder so. Voca hat mich gesucht und ist mir dann wohl aufs Dach gefolgt. Er hat sich bellend vor mich gestellt und mich an meiner Hose zurück gezogen."
Cato fühlte sich befreit als er dies erzählte. Er hatte noch nie jemandem so ausführlich davon erzählt.
„Als Lucy nach Hause kam saß ich heulend auf der Couch und hab ihr nur gesagt, dass ich mich umbringen wollte, aber dieser äußerst wahnsinnige Hund mich gerettet hat. Sie wollte mich zum Psychologen schicken, aber stattdessen habe ich angefangen zu boxen. Es half.", lächelte Cato und blickte kurz darauf beschämt auf seine Hände.
„Das ist mehr als nur beeindruckend, Cato. Dass du mir das einfach so erzählst und dass du damals stark geblieben bist."
Eine warme Hand legte sich auf Catos und eine andere umschloss sein Kinn. Filip zwang ihn wieder aufzuschauen und strich ihm wie zuvor eine Strähne aus dem Gesicht. Seine Hand ruhte auf Catos Wange und lächelnd strich er mit seinem Daumen über die weiche Haut.
„Es ist irgendwie so einfach dir das zu erzählen. Ich bin nicht stolz darauf damals solche Gedanken gehabt zu haben. Deine Anwesenheit beruhigt mich und eigentlich sollte genau das mich beängstigen. Ich kenne dieses Gefühl nicht, Filip.", nuschelte Cato und Filip schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln.
„Das nennt sich Liebe, Cato. Du verspürst Geborgenheit und gerade weil du dies nicht kennst, kannst du es nicht zuordnen."
„Liebe?"
Ungläubig blickte er den Braunhaarigen an, während seine Augen immer größer wurden. Konnte man hier denn schon von Liebe reden? Genau das Thema hatte Cato doch schon in seinem verwirrten Köpfchen.
Bestätigend nickte Filip und fuhr Cato noch ein weiteres Mal über die Haare.
„Lass mich dir zeigen was es bedeutet geliebt zu werden."
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it's called love
Short Story*Kurzgeschichte* „Das nennt sich Liebe, Cato. Du verspürst Geborgenheit und, gerade weil du dies nicht kennst, kannst du es nicht zuordnen." Ungläubig blickte er den Braunhaarigen an, während seine Augen immer größer wurden. Konnte man hier denn sch...