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Tante Inko drückte mich zum Abschied wie immer und musterte mich mit einem wissenden Blick, strich mir dann über die Wangen.
„Ein Held weint doch nicht...", lächelte sie aufmunternd.
„Ich bin kein Held... Ich bin ein Idiot...", widersprach ich ihr.
Danach ging ich.
Fuku erwartete mich schon sehnsüchtig zu Hause, doch ich musste ihn enttäuschen.
Insgeheim hatte ich die Hoffnung gehabt, dass Izuku mir hinterher kommen würde, doch er hatte es nicht getan.
Vielleicht war es noch zu früh gewesen.

.~*~.

Wie ich die nächsten vier Tage überstanden habe kann ich im Nachhinein gar nicht sagen.
Ich fühlte mich leer. Und wahnsinnig einsam.
Überall in der Wohnung fand ich kleine Hinweise darauf, dass Izuku hier gewesen war.
Wehmütig dachte ich an den Morgen zurück, an dem wir im Bett herum gealbert hatten. An dem er mir diesen Kuss gegeben hatte.

Von Tante Inko wusste ich zumindest, dass er sich inzwischen aus seinem Zimmer getraut hatte und wieder regelmäßig etwas aß, doch sie war dennoch nicht zufrieden mit ihm.
Er aß zu wenig, lachte nicht und verließ nie das Haus. Manchmal saß er einfach nur auf dem Sofa und starrte an die Wand, dann wieder brach er einfach in Tränen aus ohne einen ersichtlichen Grund.
Es brach mir selbst das Herz, dies von ihr zu hören. Doch ich hielt es für besser, mich ihm nicht aufzudrängen.

Aber nicht nur ich vermisste ihn. Auch Fuku war traurig. Er spielte eher lustlos. Lag meistens auf der Couch und döste vor sich hin.
Das einzig Gute war, dass er wieder fast vollkommen gesund war. Die Wurmkur hatte angeschlagen und er verlangte wieder nach mehr Futter.
Natürlich sorgte ich gern für ihn, auch wenn es mir weh tat ihn zu sehen. Er erinnerte mich einfach zu sehr an Izuku.

.~*~.

Am fünften Tag saß ich gerade mit dem Kater auf dem Sofa und starrte vor mich hin, als er sich plötzlich aus meinen Händen wand und aufgeregt zur Haustür lief.
Er maunzte, lief zu mir zurück und wieder zur Tür.
Seufzend folgte ich ihm. „Fuku, was hast du denn?", fragte ich brummelig.
Er maunzte wieder und begann an der Tür zu kratzen.
„Hör auf, du machst sie noch kaputt...", tadelte ich ihn. So ein Verhalten hatte ich bei ihm noch nie erlebt.
Widerwillig öffnete ich die Tür und blickte hinaus, sah nur noch wie ein Schatten um die Hausecke zum Treppenhaus verschwand.
Fuku flitzte an mir vorbei dem Schatten hinterher.
„Fuku!", rief ich und nahm mir meine Schlüssel, hastete dem Kater hinterher.

Lange musste ich nicht suchen. Ich fand ihn am unteren Treppenabsatz in Izukus Armen, der ihn liebevoll und mit Tränen in den Augen an sich drückte.
In einigem Abstand blieb ich stehen. Innerhalb weniger Sekunden durchlief ich mehrere Gefühlszustände. Von Überraschung über Erleichterung zu Angst war so ziemlich alles dabei.
„Izuku...", flüsterte ich und machte ihn damit auf mich aufmerksam.
Schnell setzte er den Kater ab und drehte sich auf den Absätzen um.
Mit einigen großen Schritten war ich bei ihm und hielt ihn vorsichtig an der Hand fest. „Warte bitte..."

Er hielt inne, schüttelte meine Hand auch nicht ab.
Langsam drehte er sich zu mir um, wagte aber nicht mich anzuschauen.
„Wie geht es dir?", wollte ich wissen.
Tante Inko hatte nicht untertrieben. Izuku war blass im Gesicht. Er hatte dunkle Augenringe und damit eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Panda.
Ich widerstand dem Drang, ihn in den Arm zu nehmen.
„Ich weiß wieder alles...", murmelte er leise. „Und mir ging es schon mal besser..."
Ich nickte. „Das sehe ich... Möchtest du... vielleicht mit hoch kommen?"
Er entwand mir seine Hand und nahm Fuku wieder auf den Arm. Der Kater war ganz aus dem Häuschen und leckte ihm über das Gesicht.
„Wenn du Fuku holen möchtest... Seine Sachen sind noch oben...", sprach ich aus, was mir im Herzen weh tat.
Und endlich sah er mich an, schüttelte aber den Kopf. „Ich bin nicht hier um ihn zu holen... Ich... wollte mit dir reden... Hab mich aber nicht getraut zu klingeln...", gestand er und lächelte verlegen.
Ich fühlte wie mir zentnerweise die Steine vom Herzen fielen. Erleichtert lächelte ich ihn an und ging mit ihm hinauf in die Wohnung.
Vor der Tür hielt ich kurz inne. „Es... könnte etwas chaotisch sein...", warnte ich ihn vor.

Mein Herz für dein VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt