Teil 1 - Born of the Blood

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Auf den letzten, kläglichen Resten der schwarzen Scheiterhaufen tanzten Rauch und sterbendes Feuer umeinander. Die gekreuzigten Körper von widerwärtigen, kaum menschlichen Kreaturen standen in den Resten der Flammen. Am roten Horizont verendete die Sonne und tauchte die Silhouetten der archaischen Bauwerke in blutrotes Licht. Erker und Türme streckten ihre Klauen dem Himmel entgegen, als wollten sie sich befreien von den eisernen Gittern vor ihren Fenstern, als wollten sie entkommen von den Leichen, die an ihren Dächern gehängt worden waren.

Knurren oder Schluchzen hallte durch die verlassenen Straßen. Bestien zogen ihre Klauen über gesprungene Pflastersteine, wandelten entlang an massiven Statuen von betenden und klagenden und jammernden Gläubigen, schon lange unfähig die traurige Schönheit dieses Ortes zu begreifen.

An diesem Ort gab es nur noch Feuer. An diesem Ort gab es nur noch Bestien. An diesem Ort gab es nur noch Djura.





Vor einer Unendlichkeit hatten sie alle in der Großen Kathedrale gestanden. Ihre Körper waren warm von den Echos des Blutes gewesen und hatten doch nichts gegen die heilige Kälte des göttlichen Bauwerks ausrichten können.

Djura hatte in seiner grauen Jägeruniform gefroren, seine Hände leer durch den Verlust seiner Waffen und er hatte sich zurückgesehnt nach seinen Pulvern und den Flammen, die er damit füttern würde, wenn er endlich wieder hier raus war.

Ihm Gegenüber auf der anderen Seite des spiegelnd sauber geputzten Kirchenbodens hatten sich die Jäger der Werkstatt versammelt, ihr Sägen-Jägerabzeichen hatte sie als solche gekennzeichnet und natürlich hatte Djura die meisten von ihnen gekannt. Sie füllten ihre Träume nur leider mit Blut und den Echos ihrer erlegten Beute und nicht mit der Schönheit oder dem Feuer ihrer Waffen.

Weiter vorne am Altar hatten sich die Jäger der Kirche versammelt gehabt, Kleriker und Doktoren, erkennbar an ihren schwarzen und weißen Uniformen und ihrem erhabenen Gebaren mit dem sie immer so taten, als wären sie am Ende der Nacht nicht, wie sie alle, in Blut getränkt.

Aus den Augenwinkeln hatte Djura das Kichern in den Schultern der Menschen auf der anderen Seite der Kathedrale gesehen. Einige der Werkstatt-Jäger hatten scheinbar Freude an etwas gehabt. Die Jäger der Kirche hatten ihnen wütende Blicke zugeworfen, aber es war für sie alle wichtig diese Gefühle zu zeigen, das wussten sie. Die nächste Nacht der Jagd hatte draußen auf sie gelauert und mit ihr der unstillbare Blutdurst.

Yharnamiten die erkrankten, die dem Bestientum verfielen und Sklaven ihres Wahnsinns wurden, wurden von ihnen allen zur Strecke gebracht, auf dass sie in der Läuterung ihres Blutes Frieden fanden und nicht zurückkehren vermochten. Doch einen Jäger der dem Rausch verfallen war, hatten sie nicht jagen können. Nein. Djura hatte allein der Gedanke angewidert, einen Kameraden zur Strecke zu bringen wie ein ordinäres Biest, egal ob mit Feuer, den traditionellen Waffen der Werkstatt oder den silbernen Schwertern der Kirche. Nein, dafür waren die anderen da. Die Jägerin der Jäger war damals auch anwesend gewesen, aber keiner hatte gewusst wieso. Niemand hatte ihr die Klingen der Gnade abgenommen gehabt, aber sie hatte sowieso still im Hintergrund gestanden, ihr Krähenfedergewand hatte nicht ein Geräusch von sich gegeben, als sie sich bewegte und allein das hatte ihm mehr Furcht eingeflößt, als er hatte zugeben wollen. In der letzten Nacht der Jagd hatte sie einen von Djuras Freunden von seinem Blutwahn erlöst gehabt.

Er hatte die beiden in einem See aus Blut angetroffen, ihre Gnade hatte dem anderen Jäger bis zum Schaft im Hals gesteckt und hustend war er zusammengebrochen, von seinem Wahnsinn und seinem Leben befreit.

Asche und BlutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt