kapitel 23

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Heute war ein langweiliger Tag. Anders konnte man es gar nicht beschreiben. Ich hatte in den letzten Tagen intensiv nach Wohnungen gesucht, die nicht allzu teuer waren und mir jetzt vier Besichtigungstermine organisiert, bei denen ich mir sicher war, mindestens eine Wohnung nehmen zu würden. Auch hatte ich mit meiner Mutter ausgemacht, dass sie Jamie kommenden Samstag endlich kennen lernen durfte. Nach unserem Treffen hatte sie mich tatsächlich täglich gefragt, wann sie denn nun ihren Enkel kennenlernen durfte. Mit so viel Aufmerksamkeit war ich definitiv überfordert gewesen und nach kurzer Zeit auch genervt, weswegen ich ihr versprochen hatte, dass es diesen Samstag klappen würde. Jamie hatte ich noch nichts davon erzählt, ich wusste auch gar nicht wie.

"Hey, das ist übrigens deine Oma. Du kennst sie noch nicht, weil sie mich damals rausgeschmissen hat, als ich ihr von dir erzählt habe."

Eher nicht...

Und da mir die blanke Angst ins Gesicht geschrieben stand, sobald ich an Samstag dachte, verdrängte ich den Gedanken so gut es ging in die hinterste Ecke meines Gehirns. Von daher war heute auch ein langweiliger Tag. Ich hatte alle Sachen für den Start meines Studiums organisiert, ich hatte Wohnungen rausgesucht und ich bekam keine minütlichen Nachrichten meiner Mutter mehr. Arbeiten musste ich heute auch nicht, da ich meinen Job als Empfangsdame offiziell an den Nagel gehängt hatte und somit nur noch als Aushilfe im Puzzles half, allerdings auch nicht heute. Ich wollte diesen Job nicht auch schon aufgeben, da ich mich nicht nur von dem Geld meiner Mutter ernähren wollte, doch sollte ich merken, dass entweder Jamie oder mein Studium aufgrund dieses Jobs zu kurz kommen würden, musste ich auch den wohl oder übel kündigen. Eigentlich schade, ich arbeitete gerne mit Chloe zusammen. Apropos Chloe, ich könnte sie eigentlich anrufen und endlich von den guten Neuigkeiten erzählen. Sie steckte gerade in ihrer Klausurenphase, weswegen ich sie zuvor nicht unnötigerweise stören wollte, doch jetzt wo es wirklich real wurde, konnte ich es ihr nicht länger verschweigen.

Also erhob ich mich vom Sofa und schlurfte Richtung Küche, wo mein Handy momentan am Aufladen war. Ich sah an mir herunter und erkannte, dass mein Outfit ebenso langweilig war wie dieser Tag. Eine einfache Jogginghose und ein ausgeleiertes T-Shirt. Ich hatte schon schöner ausgesehen. Chloe würde mich aber sowieso nicht sehen, also konnte mir das getrost egal sein.

Nach kurzem Tuten ertönte dann auch schon die Stimme der wie immer fröhlich gelaunten Blondine:

"Hey Schwesterherz!"

Chloe hatte sich irgendwie angewöhnt mich so zu nennen und ich musste gestehen, dass es mich nicht störte. Im Gegenteil es gefiel mir sogar ziemlich gut. Irgendwie weckte es auch in mir wieder dieses Familiengefühl, was ich so viele Jahre lang nur bei Jamie verspürte. 

"Hey Chloe, störe ich dich gerade?"

fragte ich vorsichtig, schließlich wollte ich sie keinesfalls vom Lernen ablenken.

"Ach Quatsch, nein, ich mache gerade eh eine Lernpause. Noah holt uns gerade ein Eis vom Italiener gegenüber. Ist er nicht ein Schatz?"

Bei ihren Schwärmereien über ihren Freund wird mir ganz schwer ums Herz. Wie gern hätte ich auch wieder dieses Kribbeln im Bauch, nur weil man einer ganz bestimmten Person nahe ist. Schon viel zu lange hatte ich das nicht mehr. Mit 25 sollte man eigentlich noch genau in dieser rosaroten Phase stecken, doch ein Kind kann einem die Tour ganz schön versauen. Dennoch würde ich Jamie nie dafür eintauschen. 

"Auf jeden Fall, das hast du dir aber definitiv auch verdient, so viel wie du ackerst. Und das kommt irgendwie auch mir zu Gute."

fing ich vorsichtig an in das Thema einzuleiten. Ich konnte mir nicht wirklich ausmahlen, wie Chloe reagieren würde, auch wenn ich mir zumindest sicher war, dass ihre Reaktion positiv ausfallen würde.

"Äh, wie meinst du das? Hab ich was verpasst?"

Man erkannte an Chloes Stimme, wie verwirrt sie war, doch an ihrer Stelle wäre ich es auch, sodass ich es ihr nicht übel nahm. 

"Allerdings hast du was verpasst, denn in wenigen Wochen werde ich genau wie du ein Jurastudium an der Loyola Universität New Orleans antreten."

Im ersten Moment herrschte noch Stille, doch dann begann Chloe auch schon aufgeregt zu quietschen und ich musste lachen. Sie war so ein lebensfroher Mensch, das riss einen einfach mit. 

"Wie aufregend, Amalia! Und das erzählst du mir übers Telefon?! Jetzt kann ich dich ja gar nicht drücken!"

beschwerte sie sich lachend bei mir, doch ich wusste, dass sie es nicht Ernst meinte. Vermutlich konnte Chloe einem nie wirklich böse sein und wenn doch, dann hatte man definitiv einen Fehler begangen. 

"Ich hätte ja schlecht einfach vorbeischneien können, oder?"

gab ich grinsend zurück, was Chloe auch zum Kichern brachte. Sie war irgendwie schon so reif, aber im nächsten Moment doch noch das kleine Kind, was an den Weihnachtsmann glaubte. Unfassbar. Wie es wohl gewesen wäre, wenn wir gemeinsam groß geworden wären. 

"Ach, du bist immer willkommen. Apropos, hast du nicht wirklich Lust herzukommen? Dann kannst du Noah auch ganz offiziell kennenlernen und er bringt dir bestimmt auch ein Eis mit."

Spätestens bei dem Wort Eis war ich vollkommen von Chloes Vorschlag überzeugt, weswegen ich keine 20 Minuten später in meinem Auto saß. Dieses Mal allerdings mit alltagstauglichen Klamotten, ich wollte schließlich nicht wie ein Penner aussehen, wenn ich den Freund meiner kleinen Schwester kennenlernte. Und da ich auch an meine Manieren dachte, hielt ich an einer kleinen Bäckerei, um Kuchen mitzubringen. Wir hatten zwar auch schon das Eis, aber heute hatten wir allen Grund zu feiern. Kurz überlegte ich, ob ich nicht noch Mom einladen sollte, doch da ich wusste, dass es mir nicht zustehen würde, ließ ich es bleiben.

In der Bäckerei hatte sich schon eine kleine Schlange gebildet. Anscheinend war ich nicht die einzige, die sich heute etwas gönnen wollte. Allerdings ging die Wartezeit auch schneller um als gedacht und schnell stand ich wieder vor meinem Wagen. Nachdem ich den Kuchen verstaut und wieder einsteigen wollte, vernahm ich plötzlich kurz hinter mir eine bekannte Stimme. Und als ich mich umdrehte, wusste ich auch, woher ich die Stimme kannte.

Es war Blaze. Doch er war nicht alleine, an seinem Arm hing eine lächelnde und (leider) wunderschöne Brünette, welche ihm wie gebannt lauschte. Dieser Anblick versetzte meinem Herz einen ziemlich großen Stich und auch wenn ich eigentlich einfach hätte in mein Auto steigen sollen, konnte ich meinen Blick nicht von den beiden lösen. 

Seit wann hatte er denn eine neue Freundin? 

Er hatte doch vor kurzem noch mit mir geflirtet. 

Und warum um Himmels Willen war ich so eifersüchtig?


Hey!

Ich habe gerade gesehen, dass "My First Love" die 4.000 Reads geknackt hat. Wow, einfach wow. Vielen vielen Dank an alle die diese Geschichte unterstützen und ebenso mit Amalia, Jamie und allen anderen mitfiebern wie ich. 

Daher hier auch schwupps ein neues Kapitel, was ich schnell aus meinen Fingern gezaubert habe. Bald geht es weiter, also bleibt dran.

Ein fettes DANKE kommt auch noch an die, die sich die Mühe geben und mir Kommentare schreiben oder die Geschichte liken. Das motiviert einen enorm! DANKE!

Tschö mit Ö!

my first loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt