»Wir haben einen neuen Lehrer in Geschichte«, informierte Scott seinen besten Freund. Stiles hörte auf mit der elektrischen Kopfstütze seines Krankenhausbettes zu spielen und blickte Scott skeptisch an. Mit ihren Geschichtslehrern hatte sie immer ein sehr kurzweiliges Vergnügen. Die Stelle schien irgendwie verflucht zu sein.
»Er hat mit was für dich mitgegeben«, sprach Scott weiter und kramte in seiner Tasche. Wenig später lagen drei Arbeitsblätter und das Geschichtsbuch auf dem Bett, zusammen mit einer handschriftlichen Anweisung des Lehrers.
»Ist das sein Ernst? Ich lieg in Krankenhaus«, motzte Stiles.
»Er sagte, solange du nicht im Koma liegst gibts keine Entschuldigung.«
»Klasse!« Kopfschüttelnd nahm Stiles die Blätter zu Hand. »Er will das auch noch benoten?«
»Das Schuljahr ist fast zu Ende und er muss dich irgendwie benoten. Du fällst noch mindestens eine Woche aus.«
Stiles verdrehte die Augen. War nicht seine Schuld, dass es bei ihm eine Blinddarmentzündung derart viele Komplikationen hervorrief. Eigentlich war es ein Standarteingriff.
»Nächstes Jahr wird er auch Sport unterrichten.«
»Das interessiert mich nicht, Scott.«
Beleidigt packte Stiles sein Geschichtszeug an die Seite. Der Typ war jetzt schon unten durch bei ihm. Wenn Stiles erstmal zurück in der Schule war, würde der Kerl keine ruhige Minute mehr haben. Stiles würde seinen Unterricht sabotieren - jawohl!
Da Scott sich nicht sonderlich gut fühlte, blieb er an diesem Tag nicht lange. Viel zu schnell musste Stiles sich der typischen Langeweile hingeben. Er hatte nicht mal einen Bettnachbarn und scheinbar war Scott wirklich sein einziger Freund, denn jemand anders kam ihn nicht besuchen.
Er versuchte die Zeit mit lesen und fernsehen rumzukriegen, doch die Langeweile blieb. Irgendwann gab er auf und schloss einfach die Augen. Er döste vor sich hin, hörte sogar wie die Schwester das Tablett mit dem Abendessen abstellte, aber das motivierte ihn nicht dazu die Augen zu öffnen. Sein Geschmackssinn war hier regelrecht unterfordert und er würde so ziemlich alles für ein Stück Pizza oder eine Portion Curly Fries tun.
Ein lautes Poltern ließ ihn dann doch die Augen aufreißen. Ohne Vorwarnung wurde das Licht angeschaltet und Stiles kniff die Augen zusammen. Trotzdem erkannte er seinen Vater im Zimmer und sein dümmliches Grinsen, den leblosen Blick. Mit einem leisen Seufzen öffnete Stiles die Augen.
»Hey Dad«, begrüßte er den Mann.
»Na mein Junge. Wie gehts dir gut?«, sagte er mit zittriger Stimme. Er versuchte nicht zu lallen, aber Stiles hörte es doch heraus.
Skeptisch blickte er seinen Vater an und nickte.
»War nun'n Feierabendbierchen mit den Kollegen«, beteuerte sein Vater und machte eine ergebende Geste mit seinen Händen. Er schritt unsicher auf Stiles zu und setzte sich fast neben den Stuhl. Alarmiert richtete Stiles sich auf, ein Schmerz durchzog seinen Unterbauch und er ließ sich wieder zurück sinken.
»Ganz langsam Jung«, sagte sein Vater.
»Dann brech' dir nicht vor meinen Augen den Hals«, murrte Stiles.
Er hasste es dass sein Vater dachte er könnte ab und zu ein Bier trinken.
Er hasste es, dass es nicht bei einem blieb.
Er hasste es, dass sein Vater es immer herunterspielte.
Am schlimmsten aber war, dass Stiles im Moment nichts tun konnte und auch nicht wusste, was zu hause passierte. Sein Vater müsste nur betrunken die Treppe runterfallen und keiner würde es mitbekommen oder er döste auf der Couch ein, während der Backofen oder der Herd an war. Hatte es alles schon gegeben und immer hatte Stiles Schlimmeres verhindert. Stiles hatte dafür gesorgt, dass sie was im Kühlschrank hatten, Stiles hatte hinter seinem Vater aufgeräumt und sauber gemacht. In welchem Zustand das Haus wohl war, wenn er zurückkam?

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Du darfst mich nicht lieben
Fiksi PenggemarStiles wollte seinen neuen Lehrer nicht mögen und ganz sicher, wollte er sich nicht in ihn verlieben. Aber wann lief schonmal etwas so, wie Stiles es wollte?