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Nebel.
Es wird nebelig.

Die Fratzen verschwinden in ihm. Eine angenehmer weißer Filter macht das Licht matt.
Die Luft wird dick.
Jemand sitzt neben mir. Seine Hand kommt aus dem Nebel, nährt sich mir langsamer als gwohnt.
Das Atmen ist schwer. Dicker Nebel rinnt in meine Lungen. Die Hand drückt auf meiner Brust herum.
Ich habe das Gefühl, den Nebel in ihr hin und her wallen zu spüren.
Wenn ich ausatme, schlüpfen helle Wölkchen aus meinem Mund.

Ich hebe die Hand. Es ist schwer, mein Arm wiegt mehr als ich in meinem Leben jemals wog.
Ich fahre mit der Hand durch die Fetzen, wische sie zur Seite. Der Nebel weicht ihr aus.
Trotzdem ist die Luft dicker, schwerer zu durchfahren als sonst.

Meine Hand gleitet an meinem Gesicht vorbei, langsam, schleppend.
Sie ist etwas farblos, der Nebel macht sie heller.

Als sie wieder auf dem Boden aufschlägt, spritzt es neblige Tropfen.

Und dann kommt die Stille.

~ ~ ~

Immer wenn ich Liebenspärchen auf der Straße sah, fragte ich mich, mit dem wie vielten Menschen sie jeweils schon zusammen waren. Dann bekam ich Angst, auch nur eine Zahl zu sein.

60 seconds till the sunWo Geschichten leben. Entdecke jetzt