Kapitel 4

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Aufstehen, duschen, anziehen, Zähne putzen, essen und zum Bus laufen. Das ist meine Morgenroutine die ich immer mache und von der es keine Abweichungen gibt. Doch seit einigen Wochen hat sich das Ritual ein geschlichen meiner neuen Bekanntschaft zu schrieben. Jeden Morgen schrieben wir was wir den Tag über machen werden und nie habe ich das Gefühl ausgelacht zu werden. Auch er wünscht mir immer einen guten Morgen und erzählt was er so vor hat. Ich fühle mich so Sorglos wenn ich mit ihm schreibe, dass ich eigentlich Respekt davor haben sollte einer mir völlig fremden Person, soviel von mir zu erzählen. Doch irgendwie fühlt es sich richtig an. 

Ich schultere meine Tasche und verlasse den Bus. 

Auf ein neues. 

Ich laufe ins Gebäude und begegne so vielen glücklichen Menschen die die Aufmerksamkeit lieben. Bei meinem Spint verstaue ich alle Bücher und mache ihn wieder zu. Auf einmal höre ich Grölen und Jubeln den Gang runter und nun weiß ich auch warum. Noah Baker und die anderen Footballer laufen den Gang entlang und sie schlagen mit jedem ein und werden gefeiert wie Weltstars. Ich kann nicht verstehen was man an denen toll finden soll. Sie ächzen nur so nach Aufmerksamkeit. Sie wollen im Mittelpunkt stehen und von jedem vergöttert werden. Ich verstehe das einfach nicht. Sie stehen permanent im Rampenlicht und werden immer beobachtet, doch sie lieben es. Ach sollen die doch nur machen. Ich brauche diese Aufmerksamkeit nicht und bleibe lieber ein Schatten. 

Nach der Mittagspause beschließe ich einen Abstecher in den Aufenthaltsraum zu machen. Hier befinden sich immer nur wenige Schüler und diese sind so ins lernen vertieft das sie mich nicht beachten. Ich klappe meinen Laptop auf und checke den Posteingang meines Blogs. Einige schreiben wie schön meine Bilder sind und andere was für ein gutes Auge ich für die Bilder habe.  Da plopt eine neue Nachricht auf.

Theboynextdoor: Na wie läuft dein Tag bis jetzt? Ich sitze in Astronomie und könnte gerade einschlafen. = ( 

Ich antworte

Dream: Eigentlich ganz gut. Ich habe gerade eine Freistunde und arbeite am Blog. Weißt du warum machen Menschen freiwillig im Mittelpunkt stehen wollen?

Theboynextdoor: Naja manche wollen einfach nur Anerkennung finden, andere wiederum machen es nicht freiwillig. Warum?

Dream: Ach hier auf meiner Schule gibt es einige Footballer die nur so nach Aufmerksamkeit ächzen.

Theboynextdoor: Okay. Hast du was gegen Footballer?

Dream: Nein, aber die sind immer so Aufmerksamkeitsgeil und wie du weißt habe ich etwas gegen diese Aufmerksamkeit. Sag mal hörst du dem Lehrer überhaupt zu?

Theboynextdoor: Der ist gerade nicht da ; )  Warum genau magst du die Aufmerksamkeit nicht?

Dream: Ich rede eigentlich nicht so gerne darüber.

Theboynextdoor: Okay du musst es mir nicht erzählen wenn du nicht willst

Dream: Doch, ich glaube es ist an der Zeit das ich jemandem davon erzähle. Ich trage das schon so lange mit mir rum. Es begann alles auf meiner alten Highschool. Ich hatte zwei beste Freundinnen. Mit ihnen habe ich alles gemacht. Klischeehaft ich weiß aber so war es nun mal. Wir haben alles miteinander geteilt, selbst unseren dunkelsten Geheimnisse. Das dachte ich zumindest, doch sie haben hinter meinem Rücken über mich gelästert und anderen von meinen Geheimnissen erzählt. In wenn ich verliebt war und der ganze Mist. Ganz schnell wurde ich zum Mobbingopfer, nie war ich gut genug. Meine Familie hat Geld, mein Vater ist Anwalt, aber ich habe es nie so gezeigt und tue es immer noch nicht. Mal waren meine Haare scheiße, mal meine Klamotten. Sie haben einmal absichtlich ein Essenstablet über mich gekippt. Ich wurde zur Lachnummer der Schule. Auf einmal haben alle mitgemacht. Ich hatte niemanden. Ich habe so lange auf meinen Eltern eingeredet das ich auf meiner alten Highschool nicht gut lernen kann, dass sie mich auf meiner jetzigen angemeldet habe. Kurz danach habe ich meiner Mum von allem erzählt und sie war nicht glücklich. Einmal ging es so weit das ich Suizid Gedanken hatte. Ich wollte mir die Pulsadern durch schneiden. Ich bin nicht gut genug für diese Welt. Ich habe es nicht verdient zu leben, dachte ich. Doch dann habe ich es nicht getan. Ich habe mit diesem Blog begonnen und  somit jetzt einen Zufluchtsort geschaffen an dem ich ich selbst sein kann. Vor zwei Monaten dann hat meine Mum, meinen Dad mit seiner Sekretärin in seinem Büro erwischt. Es kam raus das diese Affäre schon etwas länger ging. Jetzt lebe ich mit meiner Mutter alleine und sie versucht mir ein tolles Leben zu bescheren. Doch ich merke das es ihr auch nicht gut geht. Ich bewege mich unter dem Radar der anderen und vertraue niemandem, weshalb ich überrascht bin das ich dir das alles erzähle. Wie kaputt ich doch eigentlich bin. Was für ein Emotionales Wrack ich bin.

Senden. Ich atme tief ein und warte auf eine Antwort. Die Antwort ist etwas anderes als ich erwartet hätte. Ich dachte es kommt etwas wie Oh du arme oder so der Standartspruch wenn ich auch nur andeute was ich durch gemacht habe. Noch nie habe ich jemandem so detailliert davon erzählt.

Theboynextdoor: Oh, jetzt kann ich nachvollziehen warum du Aufmerksamkeit zu verabscheust. Ich kann nicht verstehen wie sich Menschen so ändern können. Menschen werden zu Arschlöchern und niemand tut etwas dagegen. Ich würde deine alten Freundinnen am liebsten umbringen. Sie sollen auch erleben was sie dir angetan haben. Sie sollen büßen. Und Sorry aber dein Dad ist ein Arschloch. So was macht man nicht wenn man Familie und Kinder hat. Ich finde dich so mutig mir davon zu erzählen obwohl du mich nicht kennst.

Dream: Genau das ist es. Die Wahrscheinlichkeit das wir uns im wahren Leben treffen liegt bei Null und somit kann ich dir davon erzählen. 

Theboynextdoor: = )JA da hast du recht. Ich glaube ich sollte doch mal am Unterricht teilnehmen.

Dream: Mach das.

Ich klappe den Laptop zu und atme aus, als ob ich seit ich die Nachricht gesendet habe die Luft angehalten habe. Ich weiß nicht warum aber wenn ich mit diesem Jungen schriebe vergesse ich für eine Weile meine kaputte Welt. Das ich ihm von meiner Vergangenheit erzählt habe ist ein großer Schritt für mich gewesen und er hat mich nicht dafür verurteilt. Nein er hat mich gestärkt und zu mir gestanden. Doch es war nötig, damit er weiß mit was er zutun hat wenn er mit mir schreibt. Mit was für einer Versagerin er schreibt. Ich konnte mich nicht einmal gegen meine Freundinnen wehren. Ich habe es einfach über mich ergehen lassen. Jetzt vertraue ich Niemandem das es gar nicht mehr zu so etwas kommen kann. Naja außer ihm. Doch er kann mir nichts anhaben. Er kennt nicht einmal meinen echten Namen oder wie ich aussehe. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 05, 2020 ⏰

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The shadow that I amWo Geschichten leben. Entdecke jetzt