Kapitel 2

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Pip Pip Pip 

"Nein!", stöhne ich in mein Kissen. Wenn ich eine Sache nicht bin dann ein Morgenmensch. 

Ich rolle mich in meinem Bett herum, doch es bringt nichts ich bin wach und werde nicht mehr einschlafen können. 

Ich steige aus meinem Bett und meine nackten Füße berühren den kühlen Boden. Ich muss mir umbedingt einen Bettvorleger zulegen. Ich bin eine solche Frostbeule.

Schnell schnappe ich mir meinen Bademantel und gehe ins Bad um mich fertig zu machen. Meine blonden schulterlangen Haare stehen in alle Richtungen und ich bändige sie in einem Zopf, danach wasche ich mein Gesicht und schminke mich dezent. Die Wahl meiner Klamotten fällt auf eine schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt. Darüber trage ich eine graue Strickjacke.

Ich liebe den Herbst, aber ich mag es nicht wenn man morgens friert und mittags schwitzt. Gott sei dank ist das nur am Anfang des Herbstes der Fall, bis sich alles einpendelt.

In der Küche schnappe ich mir einen Apfel und laufe zur Bushaltestelle. Niemals hätte ich gedacht ich würde vor meinem Abschluss die Highschool wechseln. Aber so ist es besser. Und auch jetzt trotz der neuen Umgebung werde ich mich unter dem Radar der Anderen bewegen. Der Bus kommt und ich steige hineien. Bei meinem Dad steht noch mein Auto, aber ich möchte nicht mehr dort hin. Da bevorzuge ich lieber den überfüllten Bus. Keiner beachtet mich. Ich möchte nicht mehr der Mittelpunkt sein. Hier kennt mich keiner und so soll das auch bleiben.

In Geschichte bin ich sehr gut, doch ich melde mich nie.  Keiner soll sich für mich interresieren und fragen über meine Vergangenheit stellen.

In der Mittagspause setzte ich mich an einen Einzeltisch und schlinge mein Essen hinuter. Ich möchte so schnell wie möglich hier weg. Da ich noch etwas Zeit habe gehe ich in die Bibliothek und stöbere durch die riesen Auswahl. Wenn ich nie wieder fotografieren dürfte würde ich die ganze Zeit lesen, um in eine andere Welt zu tauchen und aus der Realität flüchte.

 Ich bin in eines der Bücher vertieft und bekomme erst in letzter Minute mit das die nächste Stunde begonnen hat. Ich sprinte durch den Flur und komme in die Klasse bevor der Lehrer die Tür schließen kann. Niemand im Kurs schenkt mir Aufmerksamkeit und ich fühle mich sicher.

Drei Stunden später sitze ich auf meinem Bett und überlege was ich tun soll. Da kommt mir eine Idee. Ich schnappe mir mein Fahrrad und fahre hinaus in den Wald. 
Der Wald ist mein Zufluchtsort, meine Ruheinsel. Mit meiner Kamera im Gepäck fahre ich an den  angrenzenden See. 

Ich suche mir seine Parkbank und lasse mich darauf nieder. Einfach mal die Seele baumeln lassen. So liebe ich es. 
Dann schnappe ich mir die Kamera und suche nach passenden Motiven. Die Blätter der Bäume verfärben sich langsam und durch die Sonne glitzert der See, wie ein Kristall der seine ganze Schönheit zum Ausdruck bringt. Das perfekte Motiv. Ich positioniere mich und kipse das erste Bild. Ich vergesse alles um mich herum und schieße weitere Bilder. Ich lasse mich ganz in meine Kreativität fallen und genieße die Ruhe die mich um gibt. Nichts kann mich jetzt aus der Ruhe bringen.

Ich vergesse die Zeit, sodass ich etwas später als sonst nach Hause komme, doch Mum weiß immer bescheid wo ich bin, weshalb sie sich keine Sorgen macht. Ich pflanze mich mit einer Tasse Tee, meinem Laptop, sowie meiner Kamera auf mein Bett. Jetzt wird bearbeitet. Ich hole die Speicherkarte aus meiner Kamera, um diese kurze Zeit später in meinen Laptop zu stecken. Heute war ein guter Tag und es sind einige gute Bilder raus gekommen, ich passe Helligkeit, Kontrast und Sättigung an. Anschließend lege ich einen leichten natürlichen Filter über die Bilder, um den Farben des Bildes mehr Ausdruck zu verleihen. 

Als ich alle Bilder durch habe suche ich mir ein paar aus und poste diese auf meinem Blog. Hier habe ich meine eigene Community doch keiner weiß wie ich mit echtem Namen heiße oder aussehe und so soll dies auch bleiben.

Unter die Bilder schreiben ich:

Heute war ein erfolgreicher Fototag. Ich war im Wald am See und das ist dabei raus gekommen. Was haltet ihr von diesen Bildern?  Die Farben haben meiner Meinung nach so gut harmoniert. Was macht ihr um euch von etwas abzulenken? ich flüchte mich hierher oder in die Natur um für mich alleine zu sein. Bis zu nächsten Schnappschuss. xoxo eure Dream 

Schon nach ein paar Minuten kommen die ersten Kommentare 

Cutegirl123: OMG sind die Bilder schön 

Photographylove: Diese Farbgebung ist ein Traum

Loveisintheair70: Ich möchte auch so schöne Bilder machen könne. Du bist mein Vorbild. Ich  lenke mich immer mit meiner Katze ab oder zeichne etwas.                     

Das sind nur ein paar der Kommentare die ich bekomme. Zwar sind auch ab und zu ein paar nicht so nette dabei, aber diese versuche ich einfach so gut wie möglich zu ignorieren und meine Community steht zu mir und verteidigt mich. Der Blog war immer mein Zufluchtsort, hier hat mich niemand verurteilt und die Menschen auch wenn sie mich nicht kennen stehen sie zu mir und beleidigen mich nicht. 

In meiner alten Highschool hatte ich anfangs noch beste Freundinnen, ich habe ihnen Geheimnisse anvertraut, ihnen von meinen Problemen erzählt. Sie haben sich verständlich gezeigt und ich habe daran geglaubt. Doch sie haben allen von meinen Geheimnissen erzählt, in wen ich verleibt bin, was bei mir zu Hause abgeht und noch andere viele unschöne Sachen, die ich zu verdrängen versuche. Ich war das Gespött der Schule, alle haben über mich gelästert und ich hatte niemanden an den ich mich wenden konnte. Ich war das Mobbingopfer. Alle waren gegen mich. Seither vertraue ich mich niemanden an und bewege mich unter dem Radar der Anderen und bin so unauffällig wie möglich. Der einzige Ort an dem ich, ich selbst sein kann ist mein Blog, ich bin als Dream ich selbst und muss mich nicht verstellen, meine Community kennt mein Wahres ich. 

Da erregt eine Nachricht im privaten Postfach meine Aufmerksamkeit. Sie ist von einem Theboynextdoor18. Er schreibt: 

Hey Dream, ich habe deine Bilder gesehen und wollte dich fragen ob du mir ein paar Tipps zum fotografieren geben könntest. - Theboynextdoor18 

Ich antworte ihm 

Klar gerne was möchtest du denn wissen? - Dream

Ich schließe meinen Blog und räume meine Kamera auf. Für heute ist genug und ich bin fix und fertig. Müde falle ich in mein Bett und schließe die Augen. 


The shadow that I amWo Geschichten leben. Entdecke jetzt