Kapitel 3 - Die Wahrheit.

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Mittlerweile sind fast 3 Wochen vergangen, ich komme in der "normalen" Welt immer besser zurecht und habe heute sogar meine ersten Arbeitstag in einem Café. Es läuft alles nach Plan, wahrscheinlich kann ich bald auf eigenen Beinen stehen. Es wird auch langsam Zeit dazu, da ich Youngjae auch nicht länger belasten und ihm etwas vorspielen will. Wenn er wüsste, was ich wirklich bin und wozu ich fähig bin, würde er sicher schreiend vor mir wegrennen. Ich muss es auf jeden Fall vor ihm verbergen, egal wie. 

Kaum ist der erste Arbeitstag beendet, mache ich mich so schnell, wie nur möglich, auf den Weg nach Hause, da Youngjae gerade mit einem angebrochenen Fuß und einer Grippe flachliegt. Somit mache ich gerade alles alleine, aber das ist kein Problem, da ich ja sowieso nicht schlafe. Auf dem Weg gehe ich noch schnell einkaufen, ehe ich mich zu Hause um den Haushalt kümmere, während Youngjae in seinem Bett liegt und schläft. Jeder andere würde sich vermutlich darüber beschweren, aber erstens geht es ihm gerade wirklich nicht gut und zweitens kann ich ihm somit etwas zurückgeben. Erst der Haushalt, dann mache ich eine warme Suppe, denn angeblich soll das sehr gut sein, wenn man krank ist. Beurteilen kann ich das nicht, da ich natürlich noch nie krank war.
Leise gehe ich mit der Suppe zu ihm rein und wecke ihn, er bekommt allerdings einen heftigen Schreck und schlägt nach mir, wodurch die ganze heiße Suppe auf mir landet. Sofort verliere ich die Kontrolle über mich und meine Fähigkeiten und friere seinen Arm ein. Er schaut mich nur geschockt an, ehe er vor Schmerzen wimmert und ängstlich zurückweicht, soweit er kann. Ich bin allerdings noch so geschockt, dass mir das passiert ist, dass ich erst nach ein paar Sekunden reagiere und ihn natürlich sofort wieder auftaue. Infolgedessen springt Youngjae auf, schnappt sich Coco und rennt panisch aus dem Zimmer, sofern das mit einem gebrochenen Fuß möglich ist. Ich bleibe nur sitzen und schaue ihm hinterher, da ich weiß, dass ich ihn lieber allein lassen sollte. Ich würde an seiner genauso reagieren, wahrscheinlich würde ich mich sogar rauswerfen. 
Nach einer Weile stehe ich auf, gehe in mein Zimmer und sammele meine wenigen Sachen zusammen. Ich sollte besser gehen, und ihn nicht weiter in Gefahr bringen. Dann aber kommt er rein, ganz leise und unsicher. "D-Du...was bist du...?", fragt er mich mit zitternder Stimme und krallt sich an seinen Pulli, er hat sichtlich Angst. Ich schlucke nur und senke meinen Blick, da ich absolut keine Ahnung habe, ob und wie ich es ihm erklären soll. Einerseits besteht die Gefahr, dass er es jemandem erzählt, wenn ich es jemandem sage, und die mich dann finden. Andererseits muss ich ihm irgendwas erzählen. Außerdem hat er so viel für mich getan, da war ich es ihm mehr oder weniger schuldig. Seufzend schaue ich auf meine Hände, ehe ich ihn ansehe und etwas von ihm wegrutsche. 

Ich atme tief durch, bevor ich zum reden ansetze: "Also...es gibt einen Grund, wieso ich das alles nicht kannte als wir uns kennengelernt haben. Ich habe dir ja erzählt, dass ich mein Leben lang nur an einem Ort war...Also...Naja...wie sage ich das am besten...", ich zögere, ehe ich eine kurze Pause mache. Dann atme ich tief durch und rede leider weiter: "Ich komme aus einem Labor...". Youngjae weicht weiter zurück und schaut mich noch ängstlicher an. Ich traue mich nicht weiter zu reden und sage nur, dass es besser wäre, wenn ich gehe. Also packe ich meine Sachen und verschwinde. Wohin? Keine Ahnung.
Ziellos laufe ich durch die Straßen, ehe ich mich in den Park unter einen großen Baum in den Schatten setze. Dort greife ich einen Zettel und einen Stift und schreibe alles auf. Den Brief werde ich ihm vor die Tür legen, denn egal wie, er verdient die Wahrheit. 


Hallo Youngjae,

ich traue mich nicht, es dir persönlich zu sagen. Dennoch will ich dir die Wahrheit über mich erzählen, du verdienst es. Du hast so viel für mich getan, obwohl ich eigentlich ein Fremder für dich bin. Ja, bin. Denn nachdem du diesen Brief gelesen hast, wirst du merken, dass du mich wirklich nicht kennst.
Wie bereits erwähnt, war ich mein Leben lang nur an einem Ort. Dort war es alles andere als lebenswert, deswegen bin ich auch gegangen. Oder eher geflüchtet. Auch das ist ein weiterer Grund, dass ich gegangen bin, da ich dich nicht noch mehr in Gefahr bringen will, als ohnehin schon. Nun zurück, zu dem Ort...Dieser Ort war ein Labor. Dort werden Menschen, oder eher Wesen, erschaffen. Wir besitzen bestimmte Fähigkeiten, einige können Gedanken lesen, andere was Wasser oder Feuer beherrschen. Ich besitze die Fähigkeit, alles was ich will, einzufrieren und auch wieder aufzutauen. Ich bin das erste Wesen von dort mir dieser Fähigkeit, wurde erschaffen um zu töten. Manchmal verliere ich die Kontrolle über meine Kräfte, dann passiert sowas, wie mit deinem Arm. Aber es ist nicht nur so, dass ich das Eis beherrschen kann. Ich bin ebenfalls aus Eis - ich fühle nichts. Ich besitze keine Emotionen, weder positiv noch negativ. Jedes Lachen oder Lächeln, dass du von mir gesehen oder gehört hast, war gelogen, um normal zu wirken. Es tut mir leid, dass ich belogen habe, aber ich wollte einfach versuchen, so normal wie möglich zu sein.
Du fragst dich bestimmt, wieso ich gegangen bin, oder?
Auch wenn ich nichts fühle, will ich kein Monster sein, dass nur dazu ist, zu töten. Wenn ich eins dort gelernt habe, dann dass man so mit anderen umgehen sollte, wie man selbst behandelt werden will. Dort wurden wir behandelt, wie Dreck, doch irgendwann bekommen diese Pisser es zurück, dafür werde ich sagen...
Wie auch immer, es tut mir leid, dass ich gelogen habe, aber es war besser so. Danke für alles, Youngjae... Versprich mir, nicht nach mir zu suchen, zu deiner Sicherheit.

Jackson.


Dann packe ich den Brief in einen Umschlag, den ich auch noch mitgenommen habe, und warte bis es Nacht ist und Youngjae sicher schläft. Mitten in der Nacht mache ich mich dann auf den weg und stecke ihm den Brief in den Briefkasten, ehe ich auch wieder so schnell wie möglich verschwinde. Und wieder laufe ich ziellos durch die Straßen, ohne zu wissen wohin. Wenigstens habe ich einen Job und finde hoffentlich bald eine eigene Wohnung. Solange muss ich wohl oder übel auf der Straße leben. Zum Glück verspüre ich weder kälte noch wärme, Hunger auch nicht, essen muss ich jedoch trotzdem, um nicht zu verhungern. Aber selbst wenn ich verhungere, vermissen würde mich sowieso niemand. Seufzend lege ich mich auf eine Bank im Park und schaue in den Himmel. "Ich hoffe einfach nur, dass er nicht nach mir sucht...", sage ich leise zu mir selbst und schließe die Augen, in der Hoffnung die Zeit vergeht schneller.

Let me freeze you [Jackson Wang X Choi Youngjae]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt