Nightmares

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Trigger Warning:
Dieses Kapitel enthält Alkohol, Selbstmordversuch und Angststörungen

Bitte nicht lesen, wenn es dir nicht gut geht!

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Es war mitten in der Nacht, als Thor hochschreckte. Irgendetwas stimmte nicht. Er fühlte es. Vorsichtig knipste er das Nachlicht an und sah sich in seinem Zimmer um. Es war alles in Ordnung. Alles wie immer. Dennoch, etwas war falsch. Thor runzelte die Stirn und stand auf.

Das Avengers Hauptquartier lag friedlich und verschlafen da. Alle waren in ihren Räumen und schlummerten. Hoffentlich. Thor schlich sich hinaus in den Flur, zu Lokis Zimmertür. Er wohnte mit seinem Bruder wieder bei den Avengers, nachdem sie den Kampf gegen Thanos gewonnen hatten. Thor war unendlich froh Loki wieder zuhaben, doch der war nicht mehr der selbe. Thanos hatte Lokis Leben verändert. Und das zum negativen.

Thor wusste, dass Loki oft Albträume hatte und schlecht schlief. Einmal hat er ihn erwischt, wie er sich nachs aus seinem Zimmer schlich.

Thor öffnete die Tür einen Spaltbreit und lugte hinein. Sein Bett war zerwühlt und es war leer. Thor fluchte lautlos. Er sah sich suchend um und richtete seinen Blick dann zu Decke. "Friday? Wo ist mein Bruder?" Es war immer noch ungewohnt für ihn mit der Decke zu sprechen, aber Tonys KI war ihm schon oft hilfreich gewesen. "Mr Odinsson befindet sich im dritten Stock auf dem Balkon." Thor nickte. "Ah, danke."

Da er nicht den Fahrstuhl nutzen wollte, nahm er die Treppe nach oben. Schon nach wenigen Stufen schnappte er nach Luft, doch er hielt nicht an. Clint und die anderen neckten ihn immer damit, dass er abnehmen sollte, aber Thor hatte im Moment andere Sorgen. Außerdem war Abnehmen so schwierig, wenn Stark heinlich Gummibärchen hortete. Thor hatte das Versteck schon am ersten Tag gefunden.
Im dritten Stock angekommen verschnaufte er kurz und lehnte sich gegen die Wand. Verfluchte Treppen!

Als er beim Balkon ankam, sah er Lokis Gestalt bereits. Thor runzelte die Stirn. Er hätte schwören können, dass Loki nie so dünn gewesen war. Doch die Person vor ihm war fast nur noch Haut und Knochen. Loki lehnte am der offenen Balkontür und sah zu den Sternen hinaus.

"Loki?" Der Angesprochene erschrak und zuckte zusammen. Thor konnte im Dunkeln gerade noch den Schimmer von Lokis Magie sehen. Sie kroch wie ein Schauer über seinen Körper und plötzlich sah Loki wieder ganz normal aus. Thor blinzelte verärgert. Hatte Loki gerade sein Aussehen verändert, nur weil Thor kam? Der Donnergott setzte sich neben ihn. "Es ist fast zwei Uhr morgens, was tust du hier?" Loki zuckte die Schultern. "Konnte nicht schlafen. Hab alles probiert."

"Schon wieder nicht?" Loki sah ihn von der Seite an. "Immer noch nicht." Thor schluckte. "Warum hast du da eben deine Magie benutzt? Was verheimlichst du, Loki?" Sein Bruder senkte den Blick. "Komm schon, ich find's eh raus.", sagte Thor mit Nachdruck. Loki ließ die Illusion fallen. Eine leere Whiskey Flasche erschien neben seinen Füßen. Thor erschrak, als er Loki ansah. Seine Augen hatten sich nicht getäuscht, er war dünner geworden. Sein Gesicht war mager und er hatte dunkle Ringen unter den Augen, die einen starken Kontrast zu seiner noch blasseren Haut bildete. Seine dunklen Haare waren zerzaust und einzelne Strähnen hingen ihm ins Gesicht. Es sah aus wie ein Gespenst.

"Wann hast du zuletzt geschlafen!?", Thor war besorgt. Loki zuckte wieder nur mit den Schultern. "Is schon 'n paar Tage her. Keine Ahnung."
"Und du hast uns allen mit deinen Tricks was vorgemacht!"
"Mir geht's gut.", sagte Loki lahm. "Hör auf mir zu sagen, dass es dir gut geht! Dir geht es offensichtlich nicht gut!" Thors Blick fiel auf die leere Flasche. "Du hast getrunken?", er war entsetzt. Er wusste selbst am besten, was Alkohol anrichten konnte. Zum Glück hatten ihn Steve und Tony dazu gezwungen aufzuhören.

Loki hatte noch nie zur Flasche gegriffen. Selbst nicht, als es schwierig wurde. Sogar bei den Festen in Asgard damals hatte er sich zurückgehalten. Warum jetzt? Doch Thor wusste die Antwort bereits.
"Ich dachte, es würde helfen. Is leider die letzte.", murmelte Loki. Thor konnte seinem alkoholgeschwängerten Atem riechen. "Du solltest keinen Alkohol trinken!", sagte Thor streng. "Es wird dich nicht vergessen lassen." Loki grummelte und schloss die Augen. "Es muss." Er sah gequält aus und Thor biss sich mitfühlend auf die Lippe. "Loki bitte, sei vernünftig. Du kannst lieber Schlaftabletten nehmen, wenn du schlafen willst."

"Ich will nicht schlafen, hörst du?" Loki sah ihn an. Panik stand in seinen Augen. "Wenn ich versuche zu schlafen, kommen die Albträume. Und dann... kommt ER. Das halte ich nicht aus. Da schlaf ich lieber gar nicht mehr, ok!?"
Seine Hände zitterten und Thor griff nach ihnen. Lokis Haut war ungewöhnlich heiß. "Fass mich nicht an!", schrie Loki und zuckte zurück. Doch Thor hatte es gesehen. Er packte Lokis Handgelenke und drehte sie zu sich um. Dunkle Male prangten auf der beinahe weißen Haut.

Die blauen Adern schimmerten hindurch, wurden jedoch von den blutigen Schnitten und Wunden verdeckt. Thors Herz zog sich zusammen. Wieso tat sein kleiner Bruder sich so etwas an? "Wo hast du das her? Wo hast du das her!?", er schrie seinen Bruder an und Loki rannen Tränen über die Wangen.
"Du wolltest dich umbringen!?"

Wutentbrannt starrte Thor seinen Bruder an. Ihn würde es nicht wundern, wenn von seinem Geschrei alle anderen wach wurden, aber es war ihm egal. Loki hatte versucht sich umzubringen!
"Bitte, ich bin zu müde um mit dir zu streiten.", brachte dieser erstickt hervor. "Wieso!?", rief Thor. "Wieso Loki!?"

Sein Bruder schluchtzte jetzt. "Niemand schert sich um mich! Ich bin doch hier jedem egal! Niemand kümmert sich darum, was ich mache! Ob ich schlafe, oder Albträume hab! Ob ich jede Nacht sein grauenvolles Gesicht sehe, und er mir droht mich umzubringen! Sie freuen sich nur gewonnen zu haben. Niemand fragt sich, wie ich mich fühle! Ich will das nicht mehr! Ich kann nicht mehr!"

Am Ende wurde Loki immer lauter und schrie heiser. Thors Kehle schnürte sich zusammen als er seinen Bruder so sah. Er hatte gewusst, dass Loki sensibel war, hatte ihn jedoch nie für so verletztlich gehalten. Zögernd streckte er die Hand aus und legte sie beruhigend an Lokis Nacken. Wie früher. "Ich schon.", sagte er sanft. "Ich sorge mich um dich Loki. Ich will nicht, dass du dich so quälst. Und ich will nicht, dass du dein Leben einfach so wegwirfst. Du bist mein Bruder, ich liebe dich!"

"Ich will nicht mehr so weiter leben, Thor", schluchtzte Loki und vergrub seinen Kopf an Thors Schulter. Dieser umarmte ihn fest. Ihre erste Umarmung seit Jahrhunderten. "Ich weiß", flüsterte er. "Und das musst du auch nicht. Ab jetzt werd ich dir helfen."
Thor legte sein Kinn auf Lokis Kopf und schloss die Augen. Behutsam wiegte er sie hin und her.

"Du bist nicht alleine. Es ist okay, ich bin hier." Lokis Schluchtzer wurden immer abgehakter, bis er irgendwann nur noch schwer atmete. Thor strich liebevoll über sein verknotetes Haar. Er würde dafür sorgen, dass es ihm besser ging. Er würde nicht zulassen, dass Loki sich je wieder so schlecht fühlte. Dass er schlaflos war und Albträume hatte.
Koste es was es wolle.
"Komm, wir holen dir Schlaftabletten."

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