Kapitel 1

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Ich war dafür bekannt, alles zu stehlen, was nicht niet- und nagelfest war. Und manchmal stahl ich selbst diese Dinge. Die Leute bezahlten gutes Geld dafür, dass ich ihnen die Dinge besorgte, die nicht einmal Geld ihnen erkaufen konnte. Unverkäufliche Objekte, die sie so unbedingt haben wollten, dass sie vor nichts zurück schreckten. Auch nicht davor, eine 17-jährige Meisterdiebin anzuheuern.

Deshalb stand ich gerade auch auf dem Dach eines Hochhauses und wartete darauf, dass ich endlich meinen jetzigen Auftrag beenden konnte. Mittlerweile waren einige Wochen vergangen und ich hatte so langsam die Nase voll von dem Kunden, da er mich beinahe jeden Tag fragte, wann ich ihm denn nun endlich das Objekt seiner Begierde beschaffen hatte. Ich arbeitete zum ersten Mal für ihn und er schien noch nicht viel Erfahrung damit zu haben Leute wie mich anzustellen. Denn dann wüsste er, dass diese Aufträge ihre Zeit brauchten.

Viele dachten es wäre total einfach für uns die Gegenstände zu stehlen, für die sie uns beauftragten. Was sie vergaßen war, dass ein Einbruch Grundsätzlich natürlich nicht besonders schwer war, aber die Kunst bestand ja auch darin, nicht erwischt zu werden. Und das war der Teil der viel Vorbereitung erforderte. Ich musste alles herausfinden über die Leute über das Gebäude und das Objekt. Seine Sicherung und wie ich sie am besten umging. Wenn man dabei gründlich vorgehen wollte, kostete das seine Zeit. Etwas das manche Kunden nicht zu verstehen schienen.

Dabei fand ich es nur fair meine Zeit zu nehmen, denn ich trug ja auch das Risiko für den Auftrag. Und dafür war die Entlohnung wirklich nicht gut genug. Wäre ich nicht auf das Geld angewiesen, da ich als Minderjährige irgendwie überlegen musste, hätte ich wahrscheinlich etwas anderes getan.

Ich war gut, die beste die es gab aber die Bezahlung war gemessen an dem Wert, den ich für die Leute stahl wirklich nicht angemessen. Aber wo hätte ich mich denn schon beschweren sollen. So etwas wie eine Trade union für Diebe gab es aus offensichtlichen Gründen nicht. Also machte ich weiter wie bisher und versuchte so unabdingbar für meine Kunden wie möglich zu werden, dann konnte ich meine Preise nämlich auch ein wenig erhöhen.

Zuerst musste ich jetzt aber in dieses Gebäude eindringen und die Brosche stehlen, die mein Kunde unbedingt von seiner Ex-Frau zurück haben wollte. Ich wusste zwar nicht, was genau er damit wollte, aber er war vermutlich einfach nur kleinlich genug sie ihr nicht lassen zu wellen und hatte das nötige Kleingeld übrig, sie mich stehlen zu lassen.

Ich blickte mich noch einmal um und checkte, dass alles so war wie es laut meinem Plan sein sollte, bevor ich mich an der Dachkante sicherte und mich auf den Weg hinunter zu dem Balkon der leeren Wohnung machte. Von dort aus dran ich leise in das Gebäude ein und wartete ein paar Sekunden um zu checken, dass ich die Alarmanlage auch wirklich effektiv aus dem Spiel genommen hatte. Es war viel zu einfach gewesen, die tägliche Wartung einfach ein wenig zu verlängern. Vielleicht hatte ich in Zukunft auch noch eine Karriere als Alarmanlagentesterin vor mir.

Nachdem ich sicher war, nicht gleich von einer heulenden Sirene gestört zu werden, fuhr ich mit meinem Plan fort und machte mich auf den Weg zu der Wohnung in der die Exfrau meines Kunden nun wohnte. Es überraschte mich ein wenig, dass sie in so einem normalen Gebäude lebte. Ich hätte erwartet dass bei der Scheidung für sie eine ganze Menge Geld herausgesprungen sein musste. Vielleicht war sie aber auch einfach clever genug mit dem Geld mehr als für den Rest ihres Lebens auszukommen.

Ein paar Minuten später war sie jedenfalls um eine Brosche ärmer und ich schlich mit meiner Beute bewaffnet in das Treppenhaus um dort die Treppen bis hinunter zur Garage zu nehmen. Meinen Berechnungen zufolge hatte ich noch genau fünf Minuten bis die Alarmanlage wieder funktionieren würde und ich dort sein musste um den Alarm an der Tür dort nicht auszulösen. Ich musste mich also ein wenig beeilen um aus dem sechsten Stock hinunter zu kommen, ohne ein Geräusch zu verursachen oder jemandem zu begegnen. Das Haus hier war noch klein genug, dass die Leute zumindest ungefähr wussten, mit wem sie zusammen lebten. Ich konnte also nichts riskieren.

Ich gelangte ungesehen zum Ausgang und machte mich von da aus auf den Weg zurück zu meiner Wohnung. Währenddessen schrieb ich meinem Kunden schnell eine Nachricht, dass ich das Objekt nun hatte und wir die Übergabe morgen erledigen konnten. Das kam genau zum richtigen Zeitpunkt, in ein paar Tagen war wieder Monatsanfang und meine Miete fällig. So musste ich nicht an meine immer weniger werdenden Reserven.

Dieser Gedanke ließ meinen Puls in die Höhe schellen als mein Kopf unweigerlich zu der Person wanderte, der ich diese Probleme zu verdanken hatte. Riley Montez. Noch nie war mir jemand so zuwider gewesen wie er. Ich war ihm erst einmal begegnet, hatte allerdings schon viel von ihm gehört. Außerdem hatte diese eine Begegnung gereicht um all die Gefühle von Unsympathie, die ich gegen ihn gehegt hatte, mehr als zu bestätigen: Riley Montez war ein totales, selbstverliebtes Arschloch, das mir zudem ständig die Aufträge wegstahl. Was ironisch war, wenn man bedachte, in welchem Gebiet wir beide tätig waren. Aber seit er vor einem dreiviertel Jahr auf der Bildfläche aufgetaucht war, hatte er mir immer mehr Aufträge weggeschnappt und sich einen ähnlichen Ruf wie meinen erarbeitet: alles zu stehlen, was die Leute wollten.

Und einen Konkurrenten konnte ich nicht gebrauchen.

Beziehungsweise, mittlerweile war Riley mehr als einfach nur ein Konkurrent, er war mein erbittertster Rivale, mein Erzfeind. Mehr als einmal schon, hatten wir uns gegenseitig die Aufträge weggeschnappt, in dem wir den Preis des anderen unterboten hatten oder schädliche Gerüchte über einander in die Welt gesetzt hatten. Deshalb gingen einige Menschen jetzt davon aus, dass ich nur eine unfähige Tussi war, und andere davon, dass er ein Fuckboy war, der für jedes Mädchen einen Auftrag sausen lassen würde.

Deshalb arbeitete ich gerade an meinem allergrößten Coup, da ich wusste, dass er für eine Gang arbeiten musste. Noch hatte ich nicht herausgefunden wen, aber ich war mir ziemlich sicher, dass dieses Wissen mir einen unendlichen Vorteil verschaffen würde. Die meisten Kunden sahen es nicht gerne, wenn zu viele Menschen von ihren Aufträgen wussten, weswegen ich für mich selbst arbeitete. Aber ich hatte Rileys Tattoos bei unserer Begegnung gesehen und ich war mir sicher, dass einige davon zu einer der bekanntesten Gangs New Yorks gehörten. Ich musste nur herausfinden zu welcher genau, da ich mich bisher noch nie näher damit beschäftigt hatte. Aber ich hatte sie definitiv schon öfter gesehen.

Dass ich diese Tattoos gesehen hatte, weil wir nach einem Streit quasi übereinander hergefallen waren, musste ja niemand wissen. Denn so bescheuert ich ihn auch fand, dass er ziemlich heiß war, konnte wohl niemand abstreiten. Aber letztlich war meine Abneigung doch größer gewesen, als die körperliche Anziehungskraft und so war es zum Glück nicht zu mehr gekommen als einer wilden Knutscherei in einer dunklen Straßenecke bei der wir beide unsere Oberteile verloren hatten.

Diese Begegnung war inzwischen schon drei Monate her und ich hoffte inständig, dass es nicht zu weiteren kommen würde. Da er mir allerdings weiterhin so viele Aufträge streitig machte, würde ich nicht darum herum kommen, meinen Coup auszuspielen und endlich herauszufinden, für wen er arbeitete. Denn dann hätte ich alles in der Hand, um seinen Ruf für immer zu zerstören. Und genau das war es, worauf ich hinarbeiten würde. Wenn ich erst einmal mit ihm fertig war, würde niemand mehr daran zweifeln, dass ich die Einzige in New York war, die man engagierte, wenn man etwas wirklich, wirklich haben wollte. Und glücklicherweise gab es in New York mehr als genug Leute die viel zu viel Geld hatten und einen gewissen Gegenstand unbedingt haben wollten.

Hallihallo ihr lieben :) ich hoffe euch hat dieses erste Kapitel von Maite und Rileys Geschichte gefallen.
Die Idee habe ich beim Kurzgeschichten Monat des maggieandbeths bekommen und dann mochte ich die beiden so gerne, dass ich beschlossen habe, ihnen ein ganzes Buch zu schreiben.
Ich würde mich freuen, wenn ihr mir euer Feedback da lasst und wenn alles klappt gibt es morgen das zweite Kapitel
Xx Sophia

Stealing the moonlightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt