Drei Tage später war es so weit und ich stand wieder vor Mrs Beauforts Haus. Der Anruf gestern, dass ich mich bei ihr einzufinden hatte, war wenig überraschend gekommen. Trotzdem wäre es mir lieber, sie hätte sich damit noch ein wenig Zeit gelassen.
Das würde nicht gut enden und ich musste mich wirklich zusammen reißen, nicht schnurstracks wieder aus dem Gebäude zu laufen, während ich hinter Mr Mueller hinterher lief, der mich zu ihrem Salon führte.
Riley war ebenfalls da, womit ich zwar gerechnet hatte, aber die Hoffnung, dass wir einzelnen Treffen hatten, war bis zuletzt aufrecht geblieben, nur leider vergeblich. Schon das Grinsen, mit dem er mich begrüßte, ließ mir das Blut hochkochen. Wie konnte er selbst jetzt noch so dämlich sein, und mich angrinsen. Er wusste genau, dass ich das nicht schätzte und wir befanden uns nun wirklich nicht in einer idealen Situation. Natürlich war ich es, die ihn sabotiert hatte, doch er hätte es nie soweit kommen lassen dürfen, dass ich ihn dabei erwischte. Und ich war mir sicher, dass Mrs. Beaufort das ebenso sah, doch Riley wirkte völlig unbekümmert. Zögernd stellte ich mich neben ihn und begrüßte Mrs Beaufort höflich. An Riley verschwendete ich keinen weiteren Blick.
„Ich bin mir sicher, ihr könnt euch denken, weshalb ich euch her beordert habe", begann Mrs. Beaufort und betrachtete uns beide. Betreten nickte ich und auch Riley hielt ausnahmsweise mal die Klappe. Wir, beziehungsweise ich, hatten es hochgradig verkackt.
„Nicht nur, dass ihr euch gegenseitig sabotiert habt, ihr wurdet auch noch fast erwischt und habt den Auftrag versaut. Riley, ich kann nicht glauben, dass du so wenig aufgepasst hast und", nun wandte sie sich an mich. Das würde sicher nicht gut enden. Ich wusste, das was ich getan hatte, nicht die feine Art war. „Und du Maite. Einen Auftrag zu sabotieren ist nicht in Ordnung und eigentlich sollte ich dich dafür an die Polizei ausliefern." Ich verkniff es mir, zu fragen, warum sie das nicht getan hatte. Zuzutrauen würde ich es ihr, und sie hatte genug Material um mich für sehr lange hinter Gitter wandern zu lassen. Wie es aussah hatte sie sich allerdings dagegen entschieden, und das musste einen Grund haben. Ich war mir noch nicht sicher, ob mich das nicht noch mehr beunruhigen sollte. Sie machte ein kurze Pause und musterte uns beide noch einmal eindringlich. Ich bemühte mich, mein bestes Pokerface aufzusetzen und ich war mir sicher, dass Riley sie einmal mehr unpassend angrinste.
„An dieses Objekt werde ich nun sicher nicht mehr heran kommen. Und dafür erwarte ich eine Entschädigung", fuhr sie fort, nachdem sie ihren Blick wieder von uns abgewandt hatte.
Erschrocken sah ich sie an. Ganz gleich was sie verlange, würde ich es mir nie leisten können. Die Dinge die wir für unsere Kunden stahlen, waren häufig mehrere Millionen Wert und das war nichts, was ich mal eben so auftreiben konnte.
„Mir ist natürlich klar, dass ihr das nicht bezahlen könnt, deshalb habe ich mir die Freiheit genommen, dass ihr in Zukunft nur noch für mich arbeiten werdet. Und zwar als Team, so lange, bis ihr mich abbezahlt habt. Und glaubt ja nicht, dass es einfache Aufträge sein werden."
Es dauerte etwas, bis ihre Worte wirklich bei mir ankamen. Sie wollte, dass ich mit Riley zusammen arbeitete. Riley und ich? War ihr nicht klar, dass das schief gehen würde. Mrs. Beaufort schien mir mein Zögern anzumerken. Außerdem konnte ich es mir nicht leisten, ohne Bezahlung nur für sie zu arbeiten.
„Bevor ihr mir widersprecht, meine Meinung wird sich nicht ändern. Und alle anderen Bestrafungen, die ich sonst noch im Angebot hätte, kämen euch noch viel schlimmer zu stehen."
Ich schloss meinen Mund wieder. Dagegen wollte ich nichts sagen. Ich zweifelte nicht an ihren Worten. Ich wusste, dass sie eine skrupellose Frau war. Ich würde wohl oder übel mit Riley gemeinsam arbeiten müssen. Dem Typen, den ich auf den Tod nicht ausstehen konnte. Dem Typen, den ich gerade versucht hatte, zu zerstören.
Er dachte offensichtlich ähnlich. „Ich bin sicher, wir werden viel Spaß zusammen haben, Schätzchen", sagte er an mich gewandt.
Ich nickte. Das würden wir sicher. Er wusste nur noch nicht, wie sehr ich ihm sein Leben zur Hölle machen werde.
Mrs. Beaufort ignorierte seine Bemerkung und fuhr fort, uns zu erklären, was wir alles nicht tun durften und was wir in Zukunft für sie tun würden, solange bis wir ihr eine Reihe an besonders gesicherten Objekten gestohlen hatten. Dann, würde sie die Schuld als abgegolten ansehen, erklärte sie und meine großzügigerweise würde sie so darüber hinwegsehen, dass sie das andere Objekt nie erhalten würde.
Ich traute mich nicht, auch nur irgendetwas zu sagen und hörte ihr stumm zu, nickte nur, wenn ich das Gefühl hatte, sie erwartete irgendeine Form von Zustimmung. Innerlich kochte ich und ich war mich ziemlich sicher, es würde nicht gut enden, wenn ich jetzt den Mund aufmachte. Das würde ich mir für später aufheben müssen, wenn ich jemanden dann fertig machte, war das Riley.
Schließlich hatte sie uns genug über die Rahmenbedingungen des Projekts erklärt und mehrfach klargestellt, dass wir praktisch ihre Sklaven waren. Sie sagte es zwar nicht so, doch es war klar, dass sie genau dieses Verhalten von uns erwartete. Wenn sie rief, hatten wir zu sputen. Und nichts anderes. Nachdem das geklärt war, kam sie nun auf die Einzelheiten der Aufträge zu sprechen.
„Um es kurz zu machen, ich möchte, dass ihr mir eine handvoll sehr gut gesicherte Gegenstände stehlt", erklärte sie. „Die Liste beinhaltet unter anderem alte Kronjuwelen, die sich momentan im Besitz der englischen Krone befinden und hier in New York bewacht werden. Außerdem gibt es da ein paar Gemälde, auf die ich mein Auge schon eine Weile geworfen habe und ganz zuletzt der wohl schwierigste Auftrag von allen. Ich möchte, dass ihr mir die Perlenkette besorgt, die Murphy Cristofaro vor ein paar Jahren gestohlen hatte."
Erschrocken sog ich die Luft ein. Alles andere war irgendwie machbar, gefährlich aber möglich. Das hier war einfach nur noch eine Selbstmord Mission. Murphy Cristofaro war der Anführer der gefährlichsten Gang in New York und obwohl es weithin bekannt war, dass er im Besitz eines der Wertvollsten Schmuckstücke überhaupt war, hatte nicht einmal die Kriminalpolizei New Yorks großartige Versuche unternommen, sie zurück zu bekommen oder ihn zu bestrafen. Mit ihm legte man sich nicht an und etwas von ihm stehlen zu wollen, war lebensmüde. Und absolut verrückt.
„Aber Mrs. Beaufort", wandte Riley ein, der offensichtlich genauso geschickt von diesem Auftrag war wie ich. Im Gegensatz zu mir war er aber nicht schlau genug die Klappe zu halten. Denn das würde uns sicher nicht aus dieser Situation bringen. „Diesen Auftrag werden wir nie ausgeführt bekommen."
„Sehe ich so aus, als würde mich das interessieren?", schnappte sie und zum ersten Mal sah ich sie so etwas wie Emotionen zeigen. Ansonsten war sie immer sehr kühl und beherrscht. „Ihr könnt mir auch gerne die fünfzehn Millionen für das Objekt bezahlen plus eine angemessene Entschädigung aber ich glaube uns allen ist klar, dass das keine Option für euch ist. Vor allem da ich nicht sehr geduldig bin."
Erschrocken zuckte ich zurück, froh, dass sie die dritte Option, die es gab, nicht erwähnt hatte. Ich hatte keinen Todeswunsch, im Gegensatz zu Riley wie es aussah, der immer noch nicht wusste, wann man besser die Klappe hielt.
Nachdem er nun aber auch endgültig still war, schien Mrs. Beaufort sich wieder zu beruhigen und erklärte uns die Details der einzelnen Aufträge. Stumm hörte ich zu und versuchte mir, schon jetzt so viele Details wie möglich einzuprägen. Gleichzeitig kreisten meine Gedanken wie wild um den letzten Auftrag. So dämlich es war, das auszusprechen, unrecht hatte Riley nicht. Die Perlenkette war nahezu unmöglich zu bekommen und wir würden wahrscheinlicher dabei draufgehen, als irgendetwas anderes zu erreichen. Aber vielleicht war es genau das, worauf sie abzielte. Oder, dass wir für immer in ihrer Schuld standen.
Egal wie man es jedoch drehte und wendete, wir waren komplett im Arsch und zusätzlich würde ich mit dem größten Idioten zusammen arbeiten müssen, den ich kannte.
Nach einer ganzen Weile doch mal wieder ein neues Kapitel. Ich habe leider immer vergessen, es hochzuladen, es tut mir leid.
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Stealing the moonlight
RandomMaite Adley ist dafür bekannt, alles zu stehlen, was nicht niet- und magelfest ist. Als bekannteste Meisterdiebin New Yorks hat sie jedoch hauptsächlich ein Ziel - ihren größten Rivalen Riley für immer los zu werden. Stattdessen muss sie nach einem...