Southampton

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Schritt für Schritt und mit immer größer werdenden Augen kam Madlene Brown mit ihrem Vater und ihren zwei kleinen Schwestern am Kiel der Titanic an. Prachtvoll stand sie am Hafen von Southampton und sah hochachtungsvoll auf deren Volk nieder. Dieses Schiff wurde laut der New York Times, als "Unsinkbar" bezeichnet. Humbug nannte Madlene dies. Es ist für ein Schiff nicht möglich unsinkbar zu sein. Sie sah dies als Verspottung an, und bei Verspottung wartete das Unglück nicht lange. Nicht viele Leute sind abergläubig, jene die es nicht sind, verhöhnen diese. Schnell wird man ausgelacht und für unglaubwürdig gehalten. Stattliche Menschen, die aus sich etwas machten, sollten sich mit sowas nicht beschäftigen. Aberglaube ist eher was fürs niedere Volk. Sie sah sich nach ihrer Familie um. Madlenes Vater strahlte. Er ging zu ihr und legte einen Arm um ihre Schulter. "Ist es nicht herrlich? Madlene Schatz dieses Schiff wird uns nach New York führen. Nach New York, da wolltest du doch schon immer mal hin!" Stumm starrte Madlene auf das Schiff und dann zu ihrem Vater. "Es ist ganz nett ja!" In ihrem Bauch drehte sich alles. Das Gefühl auf einem Schiff dieser Größe zu reisen und einen Ozean zu überqueren, größer als man es sich je vorstellen konnte, machte ihr zu schaffen. Ihr Vater sah sie zuerst gedankenverloren an, doch dann kniete er sich zu ihr hinunter. "Schatz du musst mir glauben. Dieses Schiff ermöglicht uns alles. Ich habe meinen Job als Kopist bei Harland&Wolf aufgegeben damit wir in New York etwas Neues anfangen können, ein neues Leben!" Ihr Vater lächelte ihr gutmütig zu. "Und nun komm. Wir müssen uns beeilen sonst schaffen wir es nicht mehr!" Marlene nickte schwach und übergab einem Schiffsjungen ihre beiden Koffer. Er stand auf und rief seine zwei kleinsten Töchter herbei. "Ida! Henriette! Kommt Kinder, es geht los!". Die zwei Mädchen kamen lachend angerannt. Madlene nahm ihre zwei Schwestern an die Hand und ging mit ihnen den Steg, der auf die Titanic führte nach oben. Der Steg war nicht besonders breit. Dunkles und ungeschliffenes Holz sollte Familien auf den Weg in ein neues Leben schreiten lassen. Um auf das richtige Deck zu gelangen, mussten sie den Steg wählen, der am steilsten nach oben ragte. Das Holz knarzte, als Madlene ihren ersten Schritt Richtung Zukunft machte. Unter ihr schäumten sich die Wellen des Ozeanes. Kristall klar schlugen sich die Wellen um die Mauern des Hafens. Sobald ein Sonnenstrahl das Wasser berührte, fing es an zu schimmern und gab einem das Gefühl, das die Erde kurz aufgehört hatte, sich zu drehen. "Nun seid doch nicht so langsam! Es gibt Leute, die haben es eilig!" Ein Mann im schwarzen Anzug drängelte sich an Madlene vorbei und riss sie somit aus den Gedanken. "Also hören Sie mal Miss. Sowas dürfen Sie sich doch nicht gefallen lassen!" Madlene sah die Frau mit dem großen Federhut an. Verwirrt von beiden Menschen und schon wieder in Gedanken, bekam sie das Geschehen um sich herum nicht mehr mit. Ida zupfte Madlene am Ärmel. "Maddie da will ein Mann was von dir!". Madlene sah nach vorne. Ein Schiffsjunge stand am Eingang, der in den Bauch des Schiffes führte und sah sie aufdringlich an. "Guten Tag Mam, Willkommen auf der Titanic! Dürfte ich Ihren Namen erfahren?" Madlene fing an zu lachen. Die Aufregung und das Gesülze des Schiffsjungen brachte sie dazu. "Entschuldigen Sie bitte vielmals." Der Schiffjunge schmunzelte. "Darf ich jetzt bitte Ihren Namen erfahren?" "Darf ich vorstellen: Meine kleinste Schwester Henriette. Sie ist acht Jahre alt." Henriette gab dem Schiffsjungen die Hand. "Und das ist meine kleine Schwester Ida sie ist elf Jahre alt." "Na du bist ja eine süße" Der Schiffsjunge lachte. "Und ich bin Madlene Brown. Ich bin zwanzig Jahre alt!" "Richard Newcomer!" Sie gaben sich die Hand. "Mein Gott Madlene musst du immer den Verkehr aufhalten? Komm!" Ihr Vater nahm sie am Oberarm und zog sie weg.

Titanic-Liebe bis auf den GrundWo Geschichten leben. Entdecke jetzt