Madlene sah sich in ihrer Kabine um. Sie war groß, hatte ein Doppelbett und in dem Nebenzimmer nochmals zwei kleinere Betten. In einer Ecke stand ein großer Schminktisch, daneben ein Spiegel. Madlene ging langsam auf dem Spiegel zu. Mit ihren zarten Fingern strich sie über den Goldenen und wunderschön verzierten Rahmen. Das Gold war glattgeschliffen und keine einzige Kante war mit den Fingern zu spüren. Dann sah sie in ihr Spiegelbild. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte ihren Körper. Sie hatte es geschafft, trotz ihrer Angst vor dem Ozean und dem ungewissen, was sie in Amerika erwarten würde. Sie blickte runter. Auf dem Schminktisch lag eine Bürste mit feinen Borsten, sie griff vorsichtig danach. Sie nahm ihren violetten Federhut ab und setzte sich auf den nahegelegenen Hocker. Sie strich ihr ebenso violettes Kleid glatt und setzte die Bürste vorsichtig an ihren Haar Ansatz. Langsam und geschmeidig glitt die Bürste durch ihr Braunes Lockiges Haar. Erneut sah sie in den Spiegel und blickte sich selbst tief in die Augen. Sie waren tief Braun und erzählten ihre Geschichten. Ein kurzes lächeln umfuhr ihre Lippen. Madlene sah ihrer Mutter Dorothee zum Verwechseln ähnlich. Seufzend lies Madlene die Bürste sinken. Sie würde ihre Mutter jetzt brauchen, Dorothee war wie ihre beste Freundin. Erinnerungen kamen hoch, an vergangene Abende. Lachend saßen beide auf dem Sofa vor ihrem Kamin und belustigten sich an den Spökereien ihrer kleinen Schwestern. Sie spürte die Wärme ihrer Mutter. Sie hatte immer kalte Hände, daran erinnerte sie sich. Ganz weiche und schmale Hände, sie war eine kleine und zart gebaute Person. Doch wenn Dorothee lachte, wurde alles ganz warm und der Saal wurde hell erleuchtet durch ihre glockenklare Stimme. Und dann wurde alles schwarz. Die letzten Erinnerungen ihrer Mutter überschritten sich mit neuen. Ebenso düstere Gedanken. Sie spürte wie ihr Körper anfing zu beben Doch sie konnte sich wieder fangen. Ein klopfen ließ sie zusammenzucken. Madlene räusperte sich. "Ja bitte?" Die Türe wurde geöffnet und ein Schiffsjunge stand im Türrahmen. "Mam das Essen steht bereit, würden Sie sich jetzt bitte in den Speisesaal begeben?" Sie legte die Bürste auf den Tisch zurück und stand auf. "Danke!". Der Schiffsjunge nickte ihr zu und schloss die Tür. „Ida, Henriette! Kommt! Umziehen!". Nach einer Weile erschienen die Mädchen in Samt und Seide eingekleidet vor Madlene. Madlene lächelte. "Brave Mädchen." Sie selbst hatte ein Hellblaues Samt Kleid mit einer üppigen Schleife an der rechten Seite an. Sie nahm ihre beiden Schwestern an die Hand und schritt zur gegenüberliegenden Kabine. Dort war ihr Vater untergebracht. Sie klopfte sachte. "Dad kommst du bald? Es wurde zum Abendessen geläutet." Ein Murmeln drang aus der Kabine und nach kurzer Zeit stand ihr Vater im Festlichen Smoking vor ihnen und zupfte sich die Schleife zurecht. Ida lachte kurz auf, erntete aber einen bösen Blick ihrer großen Schwester. Lass mich das mal machen." sagte Madlene schmunzelnd und zupfte an der Schleife des Smokings herum. Ihr Vater seufzte. "Warum im Gottes Namen musste ausgerechnet unser Dienstmädchen so kurz vor der Abreise versterben?" Madlene lächelte schwach. "Dad es ist der Kreislauf des Lebens. Betty war doch schon fast siebzig Jahre alt." Er sah sich etwas hilflos um. „Kommt Kinder setzt eure gute Miene auf und folgt mir artig in den Speisesaal. Wie ich hörte werden Madlene und ich mit Molly Brown, John Jacob Astor und seiner Gemahlin an einem Tisch sitzen. Eigentlich eine Schande das J.J eine so junge Frau geheiratet hat. Hast du gehört das sie ganze zwei Jahre jünger ist als sein Sohn?" Henriette zupfte an Madlenes Schleife. "Du Maddie wo sitzen denn Ida und ich?" "Daddy hat für euch einen extra Tisch serviert. Er ist nicht weit von uns entfernt und ihr habt dann sogar ein extra Kindermädchen, das auf euch aufpasst. "Etwas geknickt liefen Henriette und Ida ihrer großen Schwester und ihrem Vater hinterher. Als sie die große Eingangshalle betraten kam Madlene aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie betrachtete die wunderschön aus Eichenholz geschnittene Holztreppe. Die Treppe erstreckte sich vom Bootsdeck bis hin zum Boden des E-Decks. Als sie diese hinunterschritt und nach oben sah bewunderte sie, die Riesige üppige Glaskuppel, die die gesamte Eingangshalle krönte. Ida und Henriette rissen sich los und rannten die Treppe hinunter. "Stehen bleiben!" rief ihr Vater doch als sich die Mädchen zu ihm umdrehten geschah es, mit voller Wucht, prallten sie gegen eine Frau. Madlenes Vater wurde ganz bleich und als sie merkte das er keine Anstalt machte zu seinen Kindern zu gehen, rannte Madlene los. „Mam es...es tut mir so unverzeihlich leid wirklich. Die kleinen hatten sich los gerissen ich hatte keine Chance sie aufzuhalten. Oh, wenn Sie wirklich wüssten wie leid es mir tut dann..." "Nana jetzt mach mal kein Drama draus ich lebe ja noch.", sagte die Frau und lachte schrill. Madlene sah auf und blickte in das Gesicht von Molly Brown. Molly Brown gehört zu den sogenannten Neureichen. Ihr Mann war in Leadville in Colorado auf Gold gestoßen und hat sich so, zu einer der wohlhabendsten Männer hochgearbeitet. "Oh Mam...Mrs. Brown ich wusste ja nicht..." "Was denn? Wir Landesleute sind doch alle gleich!", sagte Mrs. Brown lachend und grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Wie ist denn dein Name Kindchen?" "Mad-Madlene Brown." Mrs. Brown lachte wieder. "Dann haben wir ja schon eine Gemeinsamkeit. Und jetzt kümmre dich mal um deinen Vater. Der arme ist ja ganz grün um die Nasenspitze!" Madlene zwang sich zu einem nicken, nahm ihre beiden Schwestern an die Hand und eilte zu ihrem Vater. Die Ausdrucks und Benehmens weise von Mrs. Brown hatte sie doch direkt die Sprache verschlagen lassen. "Wie konntet ihr nur!", schimpfte ihr Vater. "So ein unanständiges benehmen kann ich nicht akzeptieren. Sollte dies noch einmal passieren bekommt ihr es mit mir zu tun! Und jetzt Abmarsch in den Speisesaal!" Er hakte sich bei Madlene ein und schritt, immer noch was grünlich, in den Speisesaal. Die beiden Mädchen hinter ihnen her, mit etwas abstand. Die ersten Gänge vergingen schnell und Madlene musste sich die kuriosesten Geschichten anhören. Jedoch sprachen sie alle im Prinzip von dem gleichen. Geld, Politik, Umsätze ... die Gespräche hatten laut Madlene kein Ende. Plötzlich räusperte sich jemand hinter ihr und ließ sie aus ihrer Träumerei wieder in die Realität einkehren. „Verzeihung Miss, aber es ist Zeit für das Dessert was möchten Sie...oh Madlene. Ich meine Miss Brown welche Ehre Sie hier anzutreffen!" Madlene drehte sich um und sah in das Gesicht des Schiffsjungen, der sie noch heute Morgen empfangen hat. "Richard!" rief sie erfreut doch ein "Mr. Newcomer!" zerstörte diesen Moment. Hinter ihnen stand ein groß gebauter Mann in einem weißen Anzug. Es war Gaspari Gatti, der Besitzer und Chefkoch des Restaurants À la Carte. Seine Miene war düster. "Mitkommen!" rief er mit einer rauen Stimme. Er zerrte Richard Newcomer in die Ecke des Restaurants. Angewiderte Blicke der Passagiere folgten ihn und ließen ihn dadurch wissen das er nur ein Teil der unteren Schicht war. "Was fällt Ihnen ein, eine erste Klasse Passagierin anzusprechen und zu belästigen?" "Verzeihung Sir aber Madlene, ich meine Miss Brown und ich hatten schon die Ehre uns kennen zu lernen. Ich hatte nicht den geringsten Eindruck, dass sie sich Belästigt gefühlt hat Sir. Wenn doch tut es mir natürlich aufs äußerste Leid." Richard machte eine kleine und klägliche Verbeugung. Mit Zusammengekniffenen Augen begutachtete sein Chef ihn. "Das will ich auch meinen mein Junge sonst heißt es nämlich Bye Bye New York und Hello Queenstown! Haben wir uns verstanden? „Richard schluckte. „Natürlich Sir!" Sein Chef nickte. "Und unterlassen Sie jeden Kontakt mit der Jungen Dame. Sonst sehe ich mich gezwungen Sie auszusetzten. Sei es auch in den Tiefen des Atlantiks!"
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Titanic-Liebe bis auf den Grund
RomanceEs war ein Wunderwerk. Das größte von Menschenhand gebaute Schiff. Es hieß es sei unsinkbar! Doch das war alles Humbug für Madlene. Sie und ihre Familie wollten in New York ein neues Leben anfangen und das alte voller Trauer und Kummer hinter sich b...