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Seine Worte gingen mir einfach nicht aus dem Kopf.  Ich nicht. Natürlich braucht er das. Auch Tom Marvolo Riddle. Aber warum dachte ich überhaupt darüber nach? Es konnte mir doch egal sein. Schließlich hatte ich nichts mit ihm zu tun. Meine Gedanken sollten sich doch eigentlich um etwas ganz anderes drehen. Weihnachten und Ferien. Kleider und Shoppen oder so einen Blödsinn.
Aber doch nicht um unseren Vertrauensschüler.

In der großen Halle war fast niemand. An dem einen Tisch ein paar Ravenclaw und am anderen die zwei Slytherin zu denen Tom sich gesellte. Ob ich mich mit zu ihnen setzen sollte? Doch mein gesunder Menschenverstand war noch nicht endgültig verloren, weswegen ich mich doch zu den Ravenclaws setzte. Erst jetzt erkannte ich, dass Luna ebenfalls bei ihnen saß. Wir beide waren Zimmergenossen und waren früher richtig gut befreundet. Doch dieser Kontakt war mehr und mehr zurück gegangen und als meine Eltern dann starben komplett erloschen. Neben ihr saß ein Junge, der ihr wie aus dem Gesicht geschnitten war. Das musste Jenes sein, ihr Zwilling. Sie hatte oft von ihm erzählt, aber kennengelernt hatte ich ihn nie. ,,Oh hey Moreen, wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht es dir?" fragte sie mit einem Lächeln und betrachtete mich mit ihren waldgrünen Augen. ,,Gut und dir? Ich darf mich doch zu euch setzen, oder?" antwortete ich und lächelte sie an. Mir ging es eigentlich gar nicht gut, aber das merkte niemand. Wenn ich eine Sache konnte, dann meine Emotionen vor anderen verbergen und vorgeben es gehe mir gut. Ein verfluchtes Talent, wenn man mal so darüber nachdachte. Aber ich machte zu gerne Nutzen davon. ,,Das freut mich. Man sieht dir deine Freude immer an. Deine ganze Ausstrahlung lässt einen sehen, wie glücklich du bist. Mir geht's soweit auch gut. Jen und ich verbringen die Ferien hier, damit unsere Eltern einen schönen Urlaub zu zweit verbringen können. Warum bist du hier über die Ferien?" meinte sie freudestrahlend. ,,Das freut mich, dass zu hören. Ach ich wollte einfach mal Hogwarts zur Weihnachtszeit sehen. Ich hole mir kurz etwas zu essen und komme dann gleich zurück zu euch, dann können wir uns gerne noch etwas unterhalten." sagte ich und setzte ein Fakelächeln auf. Sie nickte zustimmend und sofort lief ich zu einem vorne aufgedecktem Buffet.

Nicht wie sonst hatte jeder Tisch eine gedeckte Tafel sondern einer der leeren Tische war reichlich mit Leckereien vollgestellt wo sich jeder etwas nehmen konnte. Eine schöne Idee. Ich war so damit beschäftigt meinen Teller zu bestücken, dass ich gar nicht realisierte, dass jemand hinter mir stand. ,,An deinem Fakelächeln musst du noch ein ganzes Stück arbeiten, Dolohow." flüsterte Riddle mir von hinten zu. Er hatte sich ebenfalls einen Teller voller Leckereien zusammengestellt und sah mich abwartend an. Hatte er aus der Entfernung erkennen können, dass mein Lächeln nicht echt war? Wie konnte er das überhaupt? Nicht mal meinem eigenen Bruder gelang das, wobei er sich echt Mühe gab es zu können. ,, Im Namen Salazars, hast du mich gestalkt?" fragte ich entgeistert und starrte ihn böse an. Das ausgerechnet Tom das erkennen konnte passte mir gar nicht. Wer weiß wozu er das ausnutzt, wenn er erstmal weiß was meine Schwäche ist. ,,Dazu muss ich dich nicht lange beobachten. Denkst du man sieht dir das nicht an? Es hat nicht einmal eine Minute gedauert bis ich dich durchschaut hatte." während seiner Worte schnaubte er verächtlich. ,,Trotzdem heißt das du hast mich beobachtet, wenn auch nur kurz. Und ja denke ich, denn im Normalfall merkt das keiner und kauft es mir ab." meinte ich schmunzelnd. Er hatte mich also beobachtet. Wie kam ich denn zu der Ehre? ,, Gut, dass mich das Leben oft genug gelehrt hat das ich nicht normal bin. Und bilde dir jetzt nichts darauf ein, kleines. Ich fand es einfach nur interessanter als mich mit den anderen beiden über ihre Sorgen und Probleme zu unterhalten." sagte Riddle mit einer unbeschreiblichen Kälte in der Stimme, dass mir ein Schauer über den Rücken lief. Deshalb war das Folgende sicherlich besonders dumm und unüberlegt, aber ich konnte nicht anders. ,,Nenn mich noch einmal Kleines und du wirst dir wünschen mir nie begegnet zu sein, Riddle."zischte ich unseren Vertrauensschüler an und griff bereits nach meinem Zauberstab. Tom jedoch fand meine Worte scheinbar einfach nur belustigend, da er herzlich auflachte. ,,Bei Merlin, du bist so ein arroganter Idiot, wie halten es alle mit dir aus? Was hat deine Mutter bei deiner Erziehung bitte alles falsch gemacht?" schrie ich den Slytherin schon fast an. Kurz war da ein erschrockener und verletzter Blick auf seinem Gesicht doch nur wenige Sekunden später hatte er sich wieder gesammelt und verdrehte nur die Augen. ,,Ich sage wenigstens immer was ich denke und versuche nicht allen anderen klar zu machen mir geht es gut, obwohl ich am Boden zerstört bin. Lass deinen Selbsthass nicht an mir aus, Dolohow. Ich habe deine Eltern nicht getötet." hauchte er mit einer bedrohlichen Stimme und kam mir dabei gefährlich nahe. Woher wusste er das alles? Mag sein, dass er hinter meine Maske sehen konnte, aber nie im Leben konnte er all das daher wissen. Das hat er nicht getan, oder? ,, Du wagst es! Wie kannst du nur, dazu hast du kein Recht !" rief ich ihm nach als er zu seinen, nennen wir es mal Freunde, zurücklief. Was du kannst, kann ich auch, Tom Marvolo Riddle. Konzentriert sah ich ihn an und schaffte es tatsächlich für ein paar Sekunden in seinen Kopf einzudringen. Doch unser Vertrauensschüler merkte es sehr schnell und brauchte mir nur eine Erinnerung zu zeigen um mich zu vertreiben. So viel Dunkelheit wollte ich nicht sehen. Erschrocken lief ich ein paar Schritte zurück und ließ fast meinen Teller fallen. Entgeistert sah ich ihm hinterher und sah das selbstgefällige Grinsen auf seinem Gesicht, als er sich setzte.

Schnell lief ich zu den anderen und begann auf meinem Teller herum zu stochern. Nach dem was ich gesehen hatte war mir der Appetit vergangen. ,,Hey Moreen, wir sehen uns. Jen und ich gehen noch ein bisschen Quidditch spielen." verabschiedete sich meine Hausmitbewohnerin nach einer Weile und winkte mir freundlich lächelnd zum Abschied. ,,Macht das, wir sehen uns die Tage bestimmt öfters nochmal." sagte ich zum Abschied und lächelte leicht. Die Halle war fast leer und ich saß nach wie vor an meinem unangerührten Teller.
Irgendwann merkte ich, wie sich gegenüber von mir jemand hinsetzt. Als ich aufsah bemerkte ich, dass es Riddle war. Erschrocken rückte ich mit meiner Bank soweit weg wie möglich.
Tom saß nur da und musterte mich zufrieden grinsend. ,,Hast du's? Lass mich in Ruhe! Ich will nichts mit einem Monster wie dir zu tun haben." fragte ich und sah ihn missfällig an. ,,Du weißt zu viel über mich."meinte er monoton und lehnte sich zurück. Derweil stützte ich mich auf den Tisch und sah ihn für wenige Sekunden verwundert an. ,,Das heißt jetzt was genau?" kam es von meiner Seite.
Der Slytherin lehnte sich ebenfalls vor und sah mich hinterlistig grinsend an.
,,Du stehst unter Beobachtung."

Die Schönheit der Toten (Tom Riddle FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt