Kapitel 9

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Manager Moon

Heute war es endlich so weit. Ich hatte über ein Jahr lang gekämpft, genügend Geld zusammen zu bekommen, um eine Crew einstellen zu können, die ab jetzt die Band FSL, was für Forever Secret Love stand, 24/7 filmen sollte. Ich war mir zwar noch immer nicht sicher ob das eine gute Idee gewesen war, aber um den Fans nahe zu kommen, mussten sie ihr tägliches Leben mit ihnen teilen. Die Bandmitglieder hatten von meinem Vorhaben nicht die geringste Ahnung, da dass als Überraschung vorgesehen gewesen war. Gemeinsam mit dem Kameramann, eilte ich den Gang des Hotels entlang in Richtung ihres Apartments. Vorsichtig schloss ich die Türe mit dem Zweitschlüssel auf und betrat leise die Wohnung. Zu meiner Überraschung war es noch ruhig. Alle schienen noch zu schlafen. Ich musste wegen meines Glücks grinsen. Für gewöhnlich war FSL eine Gruppe, die immer schon wach war, wenn ich kam. Ich betrat das vordere Zimmer und stellte perplex fest, dass das Sofa leer war. Dieses war eigentlich für Keen vorgesehen, da er an einer Berührungsphobie litt. Mein Blick wanderte zum Bett und meine Augenbrauen schossen in die Höhe. Dort lagen Ryan, Klyde und Aron, von Keen war nicht die geringste Spur. Ich weckte sie und als sie die Kamera bemerkten, gaben sie überraschte Laute von sich und versteckten sich unter der Bettdecke. Ich musste lächeln. Das war jedenfalls schonmal geglücktes Filmmaterial. Nachdem ich ihnen aufgetragen hatte, sich fertig zu machen, schloss ich die Türe wieder und ging zum zweiten Zimmer. Ich war gespannt, was mich hier erwarten würde. Ich konnte es nicht genau beschreiben, aber ich hatte schon immer das Gefühl gehabt, dass Si und Keen sich nicht ausstehen konnten. Nicht das sie es jemals gezeigt hätten, aber unterschwellig schien da sogar regelrechter Hass zu sein. Mir kam vor, dass auch die anderen Si nicht sonderlich mochten. Generell waren Si und Keen die Außenseiter der Gruppe. Keen wurde immer mit äußerster Vorsicht behandelt und nur selten angesprochen. Alle gingen sehr respektvoll mit ihm um, was mich immer wieder irritierte. Si wurde jedoch meistens einfach völlig ignoriert und weil er auch von sich aus nicht sprach, herrschte oft eisiges Schweigen zwischen der Gruppe und ihm. Als ich jedoch die Türe des Zimmers öffnete und mein Blick auf das Bett fiel, war ich sprachlos. Damit hätte ich absolut nicht gerechnet. Si lag auf seiner Hälfte des Bettes, Keen jedoch war zu ihm hinüber gerutscht und hatte seine Arme von hinten um ihn geschlungen. Friedlich schliefen die beiden. Ich starrte Keen an. Seine Berührungsphobie schien im Schlaf scheinbar nicht vorhanden zu sein. Ich fragte mich was passieren würde, wenn ich sie gleich aufweckte. Ich klatschte in die Hände. Verschlafen rührte sich zu meiner Überraschung zuerst Si. Er streckte sich, fuhr sich verschlafen durch die Haare und erschuf so unbewusst einen zerzausten, sexy Look. Überraschenderweise reagierte er überhaupt nicht auf Keens Nähe und setzte sich auf. Müde fuhr er sich übers Gesicht und schaute auf. Eine seiner Augenbrauen zuckte in die Höhe als er dem Kameramann erblickte, eine andere Reaktion kam jedoch nicht. Er wandte sich an Keen und tätschelte seine Wange, um ihn aufzuwecken. Unwillig drehte er sich von Si weg auf seine Seite des Bettes und zog sich die Decke über den Kopf. Ich musste grinsen. Als Si Keen plötzlich einen Tritt verpasste und dieser mit einem empörten Aufschrei aus dem Bett fiel, weiteten sich meine Augen erschrocken. Was zur Hölle.... Ich starrte die beiden an. Murrend wühlte sich Keen aus der Decke, in der er sich beim Sturz aus dem Bett verwickelt hatte und kroch wieder ins Bett. Beleidigt schaute er Si an, der jedoch nur grinste. Noch immer schien Keen den Kameramann nicht entdeckt zu haben und ich machte mich auf einen heftigen Streit zwischen den beiden bereit. Als Keen jedoch seinen Mund öffnete um etwas zu sagen, überraschte er mich aufs neue.

„Wieso musst du mich eigentlich immer aus dem Bett werfen?"

Beleidigt verschränkte er die Arme. Si beugte sich zu ihm und zerzauste ihm die Haare. Dann deutete er auf den Kameramann. Keen folgte seinem Blick. Seine Augen weiteten sich und mit einer Geschwindigkeit, die ich ihm nie zugetraut hätte, versteckte er sich auch schon unter der Bettdecke. Dumpf war seine Stimme zu hören.

„Löschen Sie das wieder. Ich bin gerade erst aufgestanden und sehe bestimmt schrecklich aus."

Si's Kopf fiel in den Nacken und er lachte. Noch etwas, dass ich von ihm noch nie gehört hatte. Nachdem ich ihnen aufgetragen hatte sich fertig zu machen, verließ ich verwirrt das Zimmer. Ich wusste zwar, dass sich die beiden auch im Dorm, der Wohnung in der FSL gemeinsam wohnte, ein Zimmer teilten, doch ich hatte immer angenommen, dass das eher unfreiwillig geschah. Nach diesem Erlebnis wenige Augenblicke zuvor, war ich mir da jedoch nicht mehr so sicher. Ich begab mich in eine Ecke, in der ich nicht im Kamerabild zu sehen war und wartete auf die Mitglieder. Überraschenderweise erschien zuerst Si, der wie ich jetzt wusste, Sinner Demond hieß. Er verbeugte sich höflich vor mir und ging dann in die kleine Küche. Er drehte sich zu mir um. Sein Gesicht wirkte entspannt und er lächelte leicht.

„Wollen Sie einen Kaffee?"

Ich starrte ihn an. Er war so anders als sonst. Bereits gestern war mir der Unterschied aufgefallen, als ich die Videos der Paparazzi im Internet durchgegangen war. Auch da schien Keen die Berührung von Sinner nichts auszumachen, als dieser ihn durch die Gänge des Hotels in Richtung dieses Apartments gelotst hatte. Fragend schaute mich Sinner an und ich erinnerte mich wieder an seine Frage ob ich einen Kaffee haben wollte. Dankend nickte ich. Ich beobachtete ihn, während er in der Küche stand. Als der Duft nach Kaffee bereits die Luft erfüllte, gesellten sich auch die anderen zu uns und warfen Sinner seltsame Blicke zu. Ryan ergriff das Wort und wandte sich amüsiert an Si.

„Du machst Kaffee?"

Der Unterton, der in Ryans Worten mitschwang, irritierte mich und ich wandte mich an Sinner.

„Kannst du überhaupt Kaffee kochen?"

Gespielt beleidigt drehte er sich zu mir und lächelte.

„Natürlich. Sonst hätte ich Ihnen wohl kaum einen angeboten."

Er warf den anderen einen erbosten Blick zu.

"Nur weil die anderen sich weigern meinen Kaffee zu kosten, heißt das nicht, dass ich schlecht im Kaffeekochen bin."

Skeptisch musterte ihn, ließ mich jedoch überraschen. Sinner schenkte zwei Tassen Kaffee ein und reichte mir eine davon. Entspannt ließ er sich auf den Stuhl neben mir fallen. Ich bemerkte die Blicke der anderen, die ihn anstarrten. Ich runzelte die Stirn. Irgendetwas ging hier vor sich, was ich nicht erfassen konnte. Ich warf einen vorsichtigen Blick auf den Kaffee. Und es hatte eindeutig damit etwas zu tun. Ich nippte zaghaft und meine Augen weiteten sich. Das war der beste Kaffee, den ich jemals getrunken hatte. Er entsprach genau meinem Geschmack und hatte eine seltsame Note an sich, von der ich nicht genug bekommen konnte. Ich starrte Sinner an.

„Was ist das für ein Kaffee?"

Er zuckte nur mit den Achseln und deutete auf eine schwarze Packung. Ich stand auf und begutachtete sie. Kein Logo oder Firmenname war auf der Verpackung zu sehen. Verwirrt starrte ich sie an, setzte mich dann jedoch wieder zu den anderen. Ich fing an ihnen den heutigen Tagesablauf zu erklären, doch sie schienen mir nicht ganz zuzuhören. Noch immer war ihre Aufmerksamkeit auf Sinner gerichtet, der davon nicht das geringste mitzubekommen schien.


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