Kapitel 19

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Sinner setzte sich hinters Steuer und ich warf ihm einen vorsichtigen Blick zu. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er bereits den Führerschein besaß und den Blicken der anderen nach zu urteilen, sie ebenso wenig. Geübt bewegten wir uns durch den Stadtverkehr. Meine anfängliche Anspannung ließ nach und ich lehnte mich gelassen zurück. Als der Sunset-Tower vor uns auftauchte, beugte ich mich aufgeregt nach vorne. Wir fuhren zu einem Tor, welches vermutlich in die Tiefgarage führte. Sinner legte seinen Finger auf ein Gerät und gab einen Code ein nachdem ein Piepsen erklungen war. Kurz darauf leuchtete eine Lampe grün auf und das Tor öffnete sich. Ungläubig weiteten sich meine Augen, als ein weiteres Tor in Sicht kam. Ich hatte nicht mit derartig hohen Sicherheitsvorkehrungen gerechnet. Ein Mann saß in einem Häuschen und schaute in unseren Wagen, ließ uns aber mit einem freundlichen Nicken passieren als er Sinner sah. Als wir in die Tiefgarage fuhren starrte ich ehrfürchtig auf die anderen Autos. Noch nie in meinem Leben hatte ich so viele teure Autos auf einem Fleck gesehen. Die Parkplätze waren nummeriert wie ich bemerkte. Elegant parkte sich Sinner auf einen der fünf Parkplätze, die die Nummer eins trugen. Er stieg aus und schlug die Türe hinter sich zu. Wir warfen uns verstohlene Blicke zu bevor wir ebenfalls das Auto verließen. Der Parkplatz, auf dem wir standen, befand sich direkt neben dem Aufzug und wir räumten unsere Sachen alle auf einmal hinein. Sinner drückte auf eine große eins und ich fragte mich ob wir gleich im ersten Stock wohnen würden. Eine Lampe leuchtete auf und ein Fingerabdruckscanner verlangte erneut nach Sinners Finger. Er legte ihn auf den Sensor und mit einem leisen Ping schlossen sich die Fahrstuhltüren. Ich spürte ein Ziehen im Magen als es aufwärts ging. Mit absoluter Sicherheit fuhren wir nicht in den ersten Stock, dafür brauchten wir zu lange um anzukommen. Als sich die Türen öffneten, befand sich vor uns nur eine einzige Türe. Ich konnte nicht fassen das es anscheinend wahr war, dass sich eine Wohnung über eine ganze Etage zog. Auch hier öffnete sich die Türe erst, als Sinner einen Code eingegeben hatte und seinen Finger auf einen Scanner gelegt hatte. Erneut staunte ich über die hohe Sicherheit. Hier würde es unseren Fans nicht möglich sein bis an unsere Türe zu kommen, geschweige denn in die Wohnung. Sinner trat ein und öffnete eine Schiebetüre. In die Wand war ein Schuhregal eingebaut, in welches er jetzt seine Schule stellte. Wir folgten seinem Beispiel und schauten uns schüchtern um. Alles hier war riesig. Sogar die Decke war höher als ich es gewöhnt war. Sinner führte uns durch eine Türe aus dem Vorraum und wir betraten ein riesiges, offenes Wohnzimmer. Zwei Wände waren vollkommen aus Glas und boten eine atemberaubende Aussicht auf die ganze Stadt. Entgegen meiner vorherigen Annahme, befanden wir uns unglaublich weit oben. Ich hob den Blick. Die Decke befand sich jetzt noch ein ganzes Stück weiter oben und es wirkte beinahe so, als wären zwei Etagen zu einer zusammengeschmolzen. Meine Augen weiteten sich als ich feststellte, dass meine Annahme tatsächlich richtig war. Eine offene Treppe führte nach oben in ein weiteres Stockwerk. Ich senkte den Blick wieder und sah, dass das Wohnzimmer in eine offene Küche mündete. Sinner ließ uns kaum Zeit die ganzen Eindrücke zu verarbeiten, da ging er auch schon zu einer Türe, die weiter in die Wohnung führte. Er deutete auf zwei sich gegenüber liegende Türen.

„Das sind die Schlafzimmer. Es tut mir leid, dass ihr auch hier nicht euer eigenes Zimmer oder Bett haben könnt, aber diese Wohnung wurde als Frauenwohngemeinschaft eingerichtet. Es war geplant sie an die Studentinnen der nahegelegenen Privatuniversität zu vermieten, in die nur die Reichsten ihre Kinder schicken können. Die Wohnung sollte eine sogenannte Studentenwohngemeinschaft werden. In den Bau- und Wohnverträgen steht, dass diese Wohnung nur zwei Schlafzimmer, mit nur einem Bett pro Schlafraum, besitzen darf."

Sinner zuckte mit den Schultern und öffnete die Türe links im Gang. Das erste was meinen Blick auf sich zog, war das Bett. Es war riesig. Selbst vier Leute hätten ohne Probleme zusammen darin schlafen können. Gegenüber der Türe, in der wir gerade standen, befand sich eine weitere Glasfront, die die gesamte Wand einnahm und den Blick auf die Stadt ermöglichte. Rechts führte eine Türe in ein riesiges Badezimmer, in dem sich sowohl eine Badewanne als auch eine Dusche befanden. Drei Waschbecken waren auf einer Seite zu sehen. Auch hier war eine Wand vollkommen aus Glas. Auf der Linken Seite des Schlafzimmers führte eine Türe in einen begehbaren Kleiderschrank, der in drei gleich große Abschnitte aufgeteilt war. Wie unschwer zu erkennen war, war dieses Zimmer für drei Personen ausgelegt. Sinner deutete auf Ryan, Klyde uns Aron.

„Das ist euer Zimmer. Gegenüber ist das von Keen und mir. Es ist wie eures aufgeteilt, nur ein wenig kleiner."

Riesige Augen schauten sich in dem Zimmer um und mit einem glücklichen Aufschrei ließen sich die drei in das große Bett fallen. Ich musste lächeln. Sinner versuchte ihre Aufmerksamkeit zurückzugewinnen.

„Ich zeige euch noch schnell den Rest der Wohnung."

Er verließ das Zimmer. Ich war neugierig auf unseren Raum, aber Sinner ging den Gang bereits weiter, sodass ich ihm, gemeinsam mit den anderen, folgte.

„Links ist ein Fitnessstudio, rechts ein Musikzimmer. Dort steht auch ein Klavier und es gibt noch einige andere Musikinstrumente. Die Türe am Ende des Ganges führt in eine Galerie. Die geht genau wie das Wohnzimmer über zwei Stockwerke. Der Raum ist wirklich groß und drei Wände sind völlig aus Glas. Das ist mein Lieblingsraum. Momentan ist es noch ein Atelier und die Bilder, die ich gemalt habe, stehen auch noch dort, aber wenn ihr wollt, können wir es in ein Tanzstudio verwandelt."

Wir starrten ihn an und Aron wandte sich an ihn.

„Du malst?"

Sinner lächelte leicht und nickte. Neugierig warf Aron einen Blick auf die verschlossene Türe.

„Kann ich mir deine Bilder anschauen?"

Einen Augenblick dachte ich, dass Sinner verneinen würde. In seine Augen war ein Schatten getreten und ich war mir sicher, dass Aron unbeabsichtigt ein heikles Thema angesprochen hatte. Sinner griff nach der Türschnalle und stieß die Türe auf. Der Raum war lichtdurchflutet und als mein Blick auf die Bilder fiel, blieb mir die Luft weg. Noch nie in meinem Leben hatte ich etwas Vergleichbares gesehen. Bilder in alles Größen lehnten an den Glaswänden, jedes einzelne strahlte eine Tiefe aus, die augenblicklich Gefühle in mir weckte. Den anderen schien es ähnlich zu gehen, denn ich hörte ein kollektives nach Luft schnappen. Ehrfürchtig drehte ich meine Runde in dem Raum und bewunderte jedes einzelne Bild. Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

„Du hast diese Bilder gemalt?"

Ein zustimmender Laut kam von Sinner. Unbehaglich beobachtete er uns. Es schien ihm peinlich zu sein, wie begeistert wir von seinen Malkünsten waren, denn er scheuchte uns schnell wieder aus dem Raum. Als wir wieder im Wohnzimmer waren, stieg er die Treppe in den nächsten Stock hinauf. Ein langer Gang erstreckte sich über die gesamte länge des Stockwerks, vom dem rechts und links Räume abgingen. Sinner deutete auf die erste Türe rechts im Gang.

„Bis auf diese Türe, die in ein weiteres, bereits fertig eingerichtetes Tonstudio führt, sind die anderen Räume leer. Die können wir als unsere Studios verwenden, um Musik zu produzieren."

Ohne eine der Türen zu öffnen, verschwand er wieder die Treppe nach unten und rief, ohne sich noch einmal umzudrehen, über seine Schulter, dass wir auspacken gehen sollten. Noch immer schockiert, wie sehr sich unser Leben innerhalb weniger Tage verbessert hatte, folgten wir ihm nach unten und trugen die Koffer in unsere Zimmer, um endlich auszupacken.


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