Tierliebe

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„Burt." Danny greift sich an die Stirn und schließt die Augen. „Dir ist klar, dass du der nutzloseste Informant auf der ganzen Welt bist?"

Als Danny die Augen wieder aufschlägt, sitzt Burt vor ihm und hüllt sich in eine Aura beleidigten Schweigens. Der Mann ist Ende Zwanzig, gebaut wie ein Zaunpfahl und in etwa so intelligent, aber er erwartet offenbar von Danny, dass er ihn mit höflicher Ehrerbietung behandelt.

Danny sieht nicht ganz ein, warum er das tun sollte, vor allem, wenn er an diesem Morgen gemeinsam mit Steve Schwimmen war und sich nach wie vor ein wenig neben der Spur fühlt. Es hätte allerdings schlimmer sein können. Mit Steve an seiner Seite ist Danny nicht mal richtig schlecht geworden. Außerdem hat er ein paar hübsche bunte Fische gesehen, von denen er Gracie erzählen kann. Alles in allem kein völliger Reinfall.

„Die letzten drei Male haben uns deine gloriosen Tipps auf direktem Weg in die Wüste geführt", macht Danny Burt ungeduldig aufmerksam. „Und doch kommst du immer wieder her und behauptest, diesmal sei die Spur so frisch wie nur was. Du bist praktisch der Münchhausen der Kriminalgeschichte."

Die Tür zu Dannys Büro öffnet sich, Steve tritt ein, und Burt setzt sich prompt gerade hin. Er hat nicht direkt Angst vor Steve, eher gesunden Respekt, außerdem hört Steve ihm immer zu und glaubt ihm, völlig egal, was für Unsinn er verbreitet. Danny findet, dass die Zwei eine sehr ungesunde Kombination darstellen.

Im Moment wird Burt von Steve jedoch gnadenlos ignoriert, denn Steve trägt eine Tasse Kaffee vor sich her, und die ist derartig voll, dass es seine komplette Konzentration braucht, nichts zu verschütten. Er ist erfolgreich, stellt die Tasse auf Dannys Schreibtisch ab, dreht sich zu Danny um und grinst.

Das Grinsen scheint auf seinem Gesicht festgewachsen zu sein, seit Danny sich an diesem Morgen um fünf Uhr aus dem Bett gerollt hat. Als sei Danny für ihn derartig früh aufgestanden. Lächerlich.

Danny rollt mit den Augen, wenn auch aus reinem Prinzip. „Danke. Dir ist klar, dass ich mich vor den Schreibtisch knien und was von dem Kaffee abschlürfen muss, ehe ich die Tasse bewegen kann?"

Steves Grinsen wandelt sich leicht, wird warm und liebevoll, und er nickt. „Das war der Plan, Danno."

Danny weiß nicht wieso, aber die Worte „Captain bitte – doch nicht vor den Klingonen!" flammen heiß vor seinem inneren Auge. Vielleicht war der Star Trek Marathon mit Toast eine dumme Idee. Aber Danny hegt die leise Befürchtung, dass wenn er den Burschen die ganze Zeit sich selbst überlässt, irgendwann nur noch ein verdächtig riechender Haufen Asche von ihm übrig sein wird.

„Burt", sagt Steve und lenkt Danny von diesen halluzinogen-verwandten Überlegungen ab, „du hast was Neues für uns?"

Danny kann ein Schnauben nicht zurückhalten. „Angeblich soll es sich ein Herr namens Gordon Shum mit nem hiesigen Waffenhändler verscherzt haben, und steht jetzt auf der Abschussliste. Burt hier ist überzeugt, dass Gordon uns einwandfreie Informationen liefern könnte, wenn wir ihn davon überzeugt kriegen, dass es auf unserer Seite des Gesetzes viel, viel schöner ist. Grüneres Gras und so. Größere Ananas."

Burt schmollt ganz offensichtlich ob Dannys ironischen Tonfalls und seiner exotischen Metaphern, nickt aber.

Steve legt leicht den Kopf schief und scheint nachzudenken. Danny zählt innerlich bis Drei.

„Adresse?", erkundigt Steve sich dann, und Danny unterdrückt ein Stöhnen. Burt weiß die Adresse nicht. Burt weiß die Adresse nie. Er gibt ihnen einen Namen und eine abstruse Geschichte, schickt sie auf eine Mission, die für gewöhnlich an einer Pizzabude oder in einem Frisörsalon endet, und konfrontiert sie mit Leuten, die der Information, dass sie von der Gangsterwelt gejagt werden, lediglich mit mildem Erstaunen begegnen – wenn sie sie nicht direkt und ganz offen auslachen.

ZwangsverhaltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt