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» lewis capaldi - hold me while you wait

„Sie hat es nicht geschafft", sagt Denis, der gerade mit zwei Plastikbechern voll Kaffee auf mich zukommt. Einen davon drückt er mir in die Hand, während er mich mit müden Augen mustert.

Hast du gehört, Savannah? Sie hat es nicht geschafft. Bitte nimm sie gut auf bei dir und pass auf sie auf.

„Das habe ich mir fast gedacht. Bei den inneren Verletzungen wäre es ein Wunder gewesen, zu überleben", murmele ich und nehme einen großen Schluck aus dem heißen Becher. Das ist mir wohl geblieben - diese endlose Hassliebe zu 1€-Kaffeeautomaten-Kaffee.

„Die Schicht ist gleich vorbei. Bin ich froh, wenn ich heimkomme", meint Denis schließlich und ich nicke zustimmend. Zwölf Stunden Arbeitszeit sind hart. Und egal wie viele es auch behaupten, man gewöhnt sich nicht daran.

Ich beobachte die vielen Leute im Krankenhausgang. In der Notaufnahme ist meist mehr los, als man es sich vorstellen kann. Überall sieht man Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger von Zimmer zu Zimmer und Stuhl zu Stuhl springen. Ich liebe die wenigen Minuten, die wir nach Einlieferung ins Krankenhaus dort verbringen. Auch wenn es komisch klingen mag, ich mag den Trubel. Es zeigt mir, dass es dort draußen noch Leben gibt. Richtiges Leben. Menschen, die für das Leben kämpfen und es nicht kampflos aufgeben.

„Punkt 18 Uhr. Auf geht's!", ruft Denis erfreut und macht sich auf dem Weg zum Ankleideraum. Grinsend folge ich ihm. „Manchmal frage ich mich wirklich, wieso ich diesen Job gewählt habe. Ein einfacher Bürojob mit sechs bis acht Stunden Arbeitszeit hätte es auch getan", meint er und stoßt die Durchgangstüre zur Rettungswache auf.

„Du kannst ihn immer noch ändern", schlage ich vor, denn Denis ist noch jung. Gerade mal 22, jedoch hatte dieser Kerl schon einen Karriereweg hinter sich, der es in sich hat.

Lachend winkt er ab und betritt die Männerkabine. „Ach quatsch. Ich liebe doch meine quietschenden Reifen und das Blaulicht. Wenn schon kein Rotlicht, dann wenigstens blaues", antwortet er lachend und ich schaue ihn leicht fassungslos, aber dennoch grinsend an. Diese Art von Humor habe ich in den letzten Monaten zu lieben gelernt.

„Tu doch nicht so. Du würdest doch alles für deine Stella geben", sage ich lachend und nehme meine Tasche aus meinem Spind. Denis zuckt mit den Schultern und nickt. „Ja, das schon. Aber manchmal wünsche ich mir die Freiheit des Singledaseins wieder. Einfach mal in den Club gehen und die Schönste aufreißen", er stockt und schaut sich schnell um. „Aber psht, bevor sie das hört."

Lachend gebe ich ihm einen Klaps auf den Oberarm und verabschiede mich. Ich weiß, dass er sich auf zuhause freut, denn dort wartet seine Verlobte Stella und sein zweijähriger Sohn Daniel auf ihn. Wenn ich in meiner Zwei-Zimmer-Wohnung ankomme, wartet niemand auf mich. Meine potentielle Verlobte ist nämlich tot.

Seufzend verlasse ich das Gelände und mache mich zu Fuß auf den Weg nach Hause. Es ist bewölkt und riecht nach Regen - kurz gesagt, das Wetter ist scheiße. Manchmal hasse ich Deutschland dafür, jedoch kann ich nicht behaupten, dass die Hitze damals in Orlando zu Frühlings- und Sommerzeiten besser war.

Als mein Handy anfängt zu vibrieren, blicke ich genervt auf den Bildschirm und rolle mit den Augen.

„Ich habe seit vierzehn Minuten aus und du rufst mich direkt an? Womit habe ich das verdient?", sage ich und höre ein Kichern auf der anderen Seite der Leitung.

AustinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt