Unser Bett

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Mit einem kleinen "Bling", löschen die Glühbirnen an meiner Lichterkette ihr Licht. Die einzige Lichtquelle ist noch die Taschenlampe an meinem Handy. Mit dieser stolpere ich zurück zu meinem Bett und kuschle mich in die warme Decke. 

Es ist sehr warm in Thailand, fast schon wieder zu heiß in den Nächten, doch ohne Decke schlafe ich nicht. Ich drehe mich auf die Seite, deaktiviere die Taschenlampe an meinem Handy und öffne Instagram. 

Einige Fans haben mich wieder auf Bildern verlinkt. Sie machen sich echt die Mühe und nehmen Fotos von mir, bearbeiten diese ganz aufwendig, fügen Texte und Sticker dazu. Ich habe sogar welche gesehen, die aus mehreren Bildern kleine Videos zusammenschneiden und dazu noch coole Musik drunter legen. 

Ich like einige, bis ich zu einem Foto scrolle, auf dem ich nicht allein darauf bin. Es ist dieses eine Event-Foto an dem das ganze 2Moons2 Team anwesend war. Am Ende durfte jeder noch ein paar abschließende Worte sagen. Ich kann mich noch ganz genau an den Tag erinnern. Wir waren alle ziemlich emotional und ich habe die ganze Zeit geweint wie ein kleines Mädchen. 

Während Joong seine Rede hielt und dadurch auch etwas emotional geworden ist, musste ich einfach nach seiner Hand greifen, was er ohne zu zucken zugelassen hat. Es war schon immer so, dass ihn Berührungen nie etwas ausgemacht haben. Er ist da ganz offen. 

Am Anfang fand ich das noch etwas sonderbar, doch mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Dadurch bin ich auch etwas offener geworden und gerade bei Joong stört es mich am wenigsten.

Er ist mir von den ganzen Jungs einfach am nächsten, nicht nur, weil wir in der Serie ein Couple sind. Nein, wir haben uns ab der ersten Sekunde einfach mega gut verstanden. Am Anfang dachte ich, Joong würde das Schlimmste werden, was mir hätte passieren können. Er war einfach noch so jung und unerfahren. 

Doch nach einer Weile musste ich mir eingestehen, dass er das Beste ist, was mir je passiert ist. Ich habe mich oft erwischt, wie ich beim Dreh einfach nur in der Ecke stand und ihm beim Spielen zusah. Er hat so eine natürliche Ausstrahlung, die jeden sofort in den Bann zieht. Gut aussehend ist er zu dem auch noch, weshalb die Fans auch so auf ihn stehen.

Auf dem Foto hier ist der Moment danach festgehalten. Ich habe meine Rede ein wenig in die Länge gezogen und ziemlich lange allen möglichen Leuten gedankt. Zuletzt kam allerdings die wichtigste Danksagung für mich. Die an Joong. 

Meine Tränen konnte ich schon vorher nicht zurückhalten und als ich da Joong gegenüber stand und ihm dafür dankte, dass er immer für mich da war, liefen sie gleich noch mehr. Am Ende konnte ich fast nur noch stammeln und er hat mich einfach befreit, indem er mich fest in seine Arme gezogen hat. 

Genau dieser Moment ist auf dem Foto zu sehen. Ich muss schon sagen, die Fotografin oder der Fotograf hat echt einen guten Winkel erwischt. Wie ich mich an Joong klammere und dieser mich mit seinen großen Armen umschlingt. 

Ein kleines Lächeln huscht über meine Lippen. Ein paar Minuten stöbere ich noch weiter unter dem #J9, bis ich irgendwann in einen traumlosen Schlaf übergehe.

Corona.

Die ganze Welt ist dicht. So habe ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. Wir hatten eigentlich einige Events und Shootings auf unseren Terminkalender, doch alle wurden sofort bis auf unbestimmte Zeit abgesagt. 

Ich sitze gerade an meinem Schreibtisch und schaue mir die News für meine Wohngegend an, als Joong zur Tür hereinkommt. Er schließt die Tür und schmeißt sich bäuchlings auf mein Bett. Unser Bett. 

Er ist die letzte Woche bei mir gewesen, um für einige Shootings nicht quer durch die ganze Stadt fahren zu müssen. Seine Tante wohnt etwas außerhalb und jetzt auch in einem Risikogebiet. Es war also einfacher für ihn bei mir zu übernachten. 

Jetzt da die Krise begonnen hat und jeder aufgefordert wurde zu Hause zu bleiben und soziale Kontakte zu meiden, haben wir beschlossen, Joong weiterhin hierzubehalten. Es wäre zu gefährlich ihn zu seiner Tante fahren oder ihn gar in die Türkei fliegen zu lassen. 

Seine Sachen waren schon bei mir, wir haben ihm nur noch ein paar Klamotten und sonstige Sachen geholt, als die Läden noch offen hatten. Meine Eltern haben kein Problem damit, sie waren sogar diejenigen, die mit dieser Idee zu uns kamen. Sie lieben Joong und sehen ihn schon als ihren Sohn an. 

Wir haben zwar ein Gästezimmer, aber er hat schon immer bei mir geschlafen, deshalb wollten wir das jetzt auch nicht ändern. Deshalb ist mein Bett jetzt nicht mehr länger meins, sondern unseres.

„Was machst du da?"

Ich schließe die News Seite und lege mein Handy auf den Tisch. In meinem Stuhl drehe ich mich, um ihn ansehen zu können. Er liegt auf dem Bauch quer über dem Bett, sein Gesicht zu mir gedreht, aber seine Augen geschlossen. Einen Augenblick nehme ich mir Zeit, um ihn zu beobachten. 

Er trägt nur eine kurze Sportshorts. Kein Wunder, denn es ist verdammt warm geworden in letzter Zeit. Ich selbst trage nur eine kurze Shorts und ein Oversized Shirt. Eigentlich müsste ich mich langsam an den Anblick gewöhnt haben, ihn Oberkörper frei zu sehen. Doch irgendwie ist es für mich immer wieder ein Erlebnis. 

Diese breiten Schultern, die muskulösen Oberarme und dazu die verwuschelten Haare, Shit. Innerlich schlage ich mir kurz ins Gesicht. Er ist mein bester Freund, der zufällig gut aussieht, nichts weiter. Nine, reiß dich zusammen. Er wartet geduldig auf meine Antwort und unterstreicht dies noch durch ein Gähnen.

„Ich habe mir nur ein paar News Meldungen angesehen. Nichts Neues. Und du? Bist du müde?"

Kurz öffnet er die Augen, sucht die meinen und lächelt. Dumme Frage, ich weiß. Ich bin nicht gerade der ruhigste Schläfer. Klar, ich habe ein sehr großes Bett, dennoch ist es nicht zu vermeiden, dass ich Joong manchmal im Schlaf schlage oder trete. 

Normalerweise macht ihn das auch nichts aus und er schläft einfach weiter, doch gestern Nacht hatte ich einen blöden Alptraum, sodass ich ihn fast die ganze Nacht wach gehalten habe. Nicht zuletzt, weil ich mittendrin auch noch anfangen musste zu weinen. Das schlimmste ist allerdings, dass ich keine Ahnung mehr habe, was ich eigentlich geträumt habe. Ich senke meinen Blick und fummle an meinen Nägeln rum.

„Hey, mach dir keine Sorgen, alles gut. Ja, ich bin ein wenig müde, aber es ist doch nicht so das wir morgen früh rausmüssen. Oder die ganze Woche, oder den Monat. Ich war gerade unten bei deiner Ma, sie hat das Abendessen fertig. Komm, wir gehen essen und danach wollten wir doch noch ein IG-Livestream machen." 

Mit diesen Worten wuchtet er sich wieder hoch und kommt auf mich zu. Ich hebe meinen Blick und sehe ihm dabei zu, wie er langsam näher kommt. Er lächelt leicht und reicht mir seine Hand. Kurz versinke ich in seinen Augen, ehe ich seine Hand ergreife und mich von ihm hochziehen lasse. 

Einen Moment stehen wir sehr dicht voreinander. Ich kann seinen Atem auf meinem Gesicht spüren. Er schaut mir tief in die Augen, lässt meine Hand dabei immer noch nicht los. Aber so schnell dieser Moment auch gekommen ist, so schnell vergeht er wieder. Er macht einen Schritt zurück, dreht sich Richtung Tür und zieht mich einfach mit sich. Meine Hand hält er immer noch fest.

Wie man vielleicht merkt, mag ich Joong. Ich mag ihn mehr, als man seinen besten Freund sollte. Durch all die Zeit, die wir zusammen verbringen, habe ich mich Stück für Stück mehr in ihn verliebt.

Sleepless Nights JoongNineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt