Prolog

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Es ist schwer sich auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. Schule, gute Noten, mein Abschluss und mein zukünftiger Job. Alles Dinge die mir, also meinen Eltern, am wichtigsten sind.

Na klar ist es wichtig eine Perspektive zu haben, aber wenn ich mich tagtäglich mit dem „morgen" befassen muss, vergesse ich das hier und jetzt. Ich habe mir deshalb vorgenommen einen Kompromiss zu finden. Lernen und in meinen Fantasien abdriften.

Ich bin gerade einmal siebzehn und lebe in den Tag, um am Nachmittag zu lernen und in der Nacht zu feiern. Eindeutig nennenswert.

Als ich gerade in Gedanken schwelge, werde ich mit einem Kissen abgeworfen und meine Mum fängt lautstark an zu lachen.
Wir haben ein echt gutes Verhältnis, fast schon zu gut könnte man meinen, dafür kenne ich meinen Vater jedoch nicht, was mich weniger stört.

„Was ist denn?" fauche ich erschrocken zu meiner noch lachenden Mum. Sie ist echt unglaublich

„Du hast mir überhaupt nicht zu gehört. Man Violett ich versuche dir doch nur eine bessere Sicht auf die Dinge zu geben"

Da haben wir es wieder. Die bessere Sicht. Ihre Sicht. Ich kann verstehen, dass sie Angst um mich und mein Leben hat, aber es ist doch nur ein Umzug. Wir ziehen andauernd um, also warum macht sie sich eigentlich immer diese Mühe?

„Alles gut Mum. Ich komm schon klar" erwiderte ich seufzend.

Es ist echt nicht leicht in meinem Körper zu stecken.
Wir ziehen gefühlt 1 mal im Jahr um, was es verdammt schwierig macht Freunde zu finden. Man könnte zwar meinen, dass es mega vorteilhaft ist, wenn man einfach abhaut, wenn es einem nicht passt, aber eigentlich will ich einfach nur ankommen. Irgendwo möchte ich ankommen und sagen
-ich bin endlich daheim-

Leider gab es das noch nie.
Meine Mutter gab es auf mit mir zu reden, weshalb sie einfach die Autoschlüssel nahm und sie vor meiner Nase herumwedelte. Ein anders Wort für „Abfahrt" bei uns in der Familie.

Ich stand genervt auf und befreite mein Oberteil von Fusseln des geworfenen Kissens. Danach drehte ich mich nochmal um meine eigene Achse und beobachtete die kahlen weißen Wände und die viel zu hohe schwarze Decke.

Wir blieben zwar nie lange an einem Ort, aber meine Mutter wusste steht's im Luxus zu leben.

Ich prägte mir noch einmal jeden Zentimeter ein und tat das, was ich immer nach einem Abschied tat.

Ich warte bis meine Mum das Haus verließ und nahm die Hausschlüssel in die Hand. Danach verschloss ich die Tür und schloss für einige Sekunden die Augen.

Oregon hat mir noch nie gefallen, jedoch waren hier die freundlichsten Menschen, die ich jeh getroffen hatte.

Ich seufzte und drehte mich zum Combi meiner Mum um. Sie lächelte mich aufmuntern an und stieg vorne ein. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und stieg ebenfalls mit mulmigen ein.

Mach's gut Simone und Clark. Danke für die Zeit, in der ihr mich heil durch die Schule geschleift habt und dass ihr mich immer zum Lachen bringen konntet. Ich hab euch lieb und werde euch nie vergessen.

Ich schnallte mich mit Tränen in den Augen an und schaute aus dem Fenster, während Mum los fuhr.

Ich wusste garnicht, wohin wir diesmal fahren würden, weshalb ich grübelte.
Ich dachte kurz nach, aber konnte mich nicht erinnern, dass es mir Mum gesagt hätte.

„Mum, wo fahren wir eigentlich diesmal hin?" ich blickte sie an und konnte genau erkennen, welche Emotion gerade überwiegte.

Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder und lächelte, während sie mich ansah.
Oh nein, das war kein gutes Zeichen. Ich konnte die Sorgenfalten auf ihrer Stirn erkennen.

„Dir wird es gefallen Liebes. Es ist, also wie soll ich sagen..."

Sie schaute wieder auf die Straße um sich konzentrieren zu können

„ Wir ziehen zurück nach Florida"
Ließ sie die Bombe platzen.

Ihr müsst wissen, dass das der Ort ist, an dem ich geboren wurde und bis zu meinem 13 Lebensjahr aufwuchs. Es schockierte mich zu tiefst, weil ich nicht damit gerechnet habe, diese Stadt jemals wieder zu sehen.

„Wirklich?" ist das einzige, was ich herausbringe. Man merkt an meinem Geflüster meine Furcht.

Wir zogen damals nicht grundlos von Florida weg. Meine Mum und ich führten dort ein schreckliches Leben. Dort wurde sie von Josh ihrem 3. Ehemann verlassen und ich wurde in der Schule aufs schlimmste gelobbt.

Damals war ich noch etwas breiter und trug Brille plus Zahnspange. Meine Haut war wie die Oberfläche des Mondes. Wie eine normale 13 jährige eben.

Dafür wurde ich jedoch sehr gemobbt. Nur dank meiner besten Freundin Sally überlebte ich das alles.

Apropos. Ich werde alle Wiedersehen...
Was werden sie sagen?
Werden sie mich erkennen?
Wird Sally noch immer Sally sein?

So viele Fragen, die mein Kopf zum schmerzen brachten.

Nein Vio, nicht drüber nachdenken. Sei einfach stark.

„Ich hör etwas Musik, wenn etwas ist, tippe mich an" sagte ich schlicht zu meiner Mum.

Ich konnte ihre Sorge in ihren Augen erkennen, aber ich nahm meine Kopfhörer und steckte sie in mein Ohr.

Während „in your Eyes" von Robin Schulz lief, schlief ich allmählich mit dem Gesicht an der kühlen Scheibe ein.

Don't trust me Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt