autodestruktives Verhalten

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Selbstverletzung. Das fängt bei kleinen Dingen an. Man ist es sich nicht mehr wert. Bei mir persönlich ging es damit sozusagen los, dass ich mir, um Weinen zu unterdrücken, in die Finger gebissen habe. Das habe ich seit ich klein war jahrelang gemacht, bis ich irgendwann nicht mehr vor anderen weinen konnte. Natürlich hätte ich es damals nicht so genannt (ich war da 10 oder 11) und auch hätte ich diesen Begriff gekannt. Ein anderes Beispiel ist, dass ich mir immer auf das Handgelenk geschlagen habe, um mir Dinge zu merken. Nie habe ich es da als Strafe angesehen aber schon dort habe ich verinnerlicht, dass Schmerz ja auch positive Seiten in sich trägt. Irgendwann kam ein zweiter Schlag auf das Handgelenk dazu, wenn ich die Sache, die ich mir eigentlich merken wollte, vergessen hatte. So wurde dennoch eine Art Bestrafung daraus. Das klingt für Außenstehende absurd. Ich für meinen Teil habe das anfangs auch so genannt. Irgendwann reichte mir das nicht mehr. Mit meinen Fingernägeln kniff ich mich in das Handgelenk. Immer und immer wieder. Erst zu diesem Zeitpunkt kam der Druck hinzu. »Mach das. Dann geht es dir besser!« Seit einem guten halben Jahr mache ich das nun nicht mehr. Spuren und Narben hat diese Form auch hinterlassen. Ich wollte mehr und kam dann darauf, dass auch ein Rasierer geeignet ist, um sich Schaden zuzufügen. Das tat ich jedoch am Bauch. Unsichtbar für alle. Mama dachte eine Zeit lang ich hätte damit aufgehört. Ich habe sozusagen Glück. Bei mir verheilen Schmarren und Kratzer zunächst sehr schnell. (Wenn ich nicht auf die dumme Idee komme, sie wieder aufzukratzen). So gibt es auch Phasen, in denen man auf meinem Bauch nur eine etwas dunklere Verfärbung sieht, von der nur ich weiß, dass sie nicht naturell bedingt ist. Gestern, als ich mit einer Freundin darüber gesprochen habe, ist mir aufgefallen, wie vielfältig meine Gründe für autodestruktives Verhalten sind.
- Bestrafung für eigene Handlungen
Ich habe etwas gemacht, weshalb ich denke ich sei nicht fähig überhaupt etwas zu machen
- Bestrafung des eigenen Aussehens
Einfach gesagt habe ich das Gefühl zu dick zu sein und mache das an den Werten, die die Waage zeigt aus. Heißt im Klartext, dass ich mich für zu wenige Disziplin beim Essen strafe.
- Bestrafung für die Probleme anderer im Grunde genommen mache ich mich selbst für die Probleme anderer verantwortlich und strafe mich, da ich es nicht geschafft habe, zu helfen. Rational gedacht ist es oft nicht möglich, dass ich auch nur ansatzweise Schuld bin. Jedoch rede ich es mir an manchen Tagen selber ein
- 'Druckausgleich'
Was gibt es da zu sagen? Ich mache mir sehr hohen Druck in der Schule und auch zu Hause läuft nicht alles glatt. Es geht mir für ein paar Minuten besser

Mir geht es gerade einigermaßen gut. Das Kapitel habe ich vor einer Woche geschrieben und jetzt noch einmal überarbeitet. Das ist meine Meinung und auch meine Sicht der Dinge. Trotzdem würde ich gerne wissen, was ihr so darüber denkt

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