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Da ich wenig Zeit habe, mach ich's kurz und knapp: Danke an all jene unter euch, die mir zum letzten Kapitel einen Kommentar geschrieben haben :D Rückmeldungen freuen mich wirklich immer, glaubt mir! Auch die Votes freuen mich natürlich. Also wenn ihr es nicht so mit Kommentaren habt, lasst mir doch zumindest ein Sternchen da, ja? Danke!

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Als er nach Hause kommt, öffnet niemand die Arme für ihn. Keiner möchte ihn an sein Herz drücken. Niemand hat ihn vermisst und keiner ist über seine Anwesenheit glücklich. Es ist merkwürdig still im Hausflur. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen, obwohl Till im Gefühl hat, dass jemand Zuhause.

„Hallo?", ruft er also prüfend, indessen er seinen Rucksack von den Schultern gleiten lässt und auf dem Treppenabsatz abstellt.

Neckisches Sommerlicht flutet durch die Fenster, erzählt von einem astreinen Himmel, unter dem man stundenlange Radtouren machen kann. Im Gesicht lauer Wind, auf den Armen dicker Stoff. Till schwitzt verstärkt, als er weiter durch den Flur schreitet. Die Türen in alle anliegenden Räume sind geschlossen, doch von irgendwoher dringen Stimmen, die sich vergnügt unterhalten. Der Geruch von frisch Gegrilltem kriecht Till in die Nase; aus dem Augenwinkel erhascht er sein Ebenbild im schmalen Garderobenspiegel. Sein Gesicht ist sonnengebräunt, seine Locken vom vielen Training im Freien ausgebleicht. Die Sommerferien sind beinahe zu Ende. Oder sind sie sogar schon vorbei? Till weiß es spontan nicht, aber seine Gestalt im Spiegel wirkt gedrungen. Seltsam klein und komprimiert, als wäre er geschrumpft, nicht gewachsen. An seinen Füßen glänzen weiße Sportschuhe, die gegen sein dunkles Langarmshirt anzuleuchten versuchen.

Till könnte schwören, er wäre gerade erst vom Ausdauertraining zurückgekehrt, so erschöpft ist er. Aber sein Rucksack und seine Bekleidung sprechen eine andere Sprache. Irritiert lässt er seinen klobigen Schlüsselbund in der rechten Tasche seiner Shorts verschwinden und wendet sich von dem unförmigen Spiegeljungen ab. Sein Antlitz ist Till zuwider. Es erinnert ihn daran, dass er noch immer läuft und läuft und läuft und dass immer noch niemand Anstalten macht, ihn zu stoppen.

Bei dem ernüchternden Gedanken drückter schnell die Klinke zur Wohnzimmertür hinab und betritt den Raum. Über die kühlen, hellen Fliesen fließen die Stimmen seiner Familie geradewegs auf ihn zu. Er schaut durch den weitläufigen Raum, am terrakottafarbenen Sofa vorbei, zur halb offen stehenden Schiebeglastür, die auf die Terrasse hinausführt. Im Schutze der meerblauen Markise stehen Tisch, Stühle und Grill im Schatten. Till kann die heitere Runde von seinem momentanen Aufenthaltsort nicht komplett überblicken. Aber er erkennt Lutz, der zwischen Tisch und Grill wechselt. In der Hand eine Grillzange, mit der er ein Würstchen auf einem Teller ablegt. Auf den Lippen das unbeschwerte Lachen, das seiner Frau und Tills Geschwistern vorbehalten ist.

Hinter Lutz im Garten wiegt der Wind die Schaukel sanft hin und her. Das Radio läuft, wie Till erst jetzt bemerkt. I'm walking on sunshine. Seine Mutter hat wahrscheinlich den Sender ausgewählt, denn plötzlich hört er ihr feines Singen. Automatisch dreht er sich halb herum, in Richtung des Durchgangs zur Küche, aus dem er ihre Stimme und Schritte vernimmt.

Eine große Salatschüssel in den Händen, kommt ihm seine Mutter in einem geblümten Sommerkleid entgegen. Ihre gute Laune verschlägt Till den Atem, da er sich nicht erinnern kann, wann er sie zuletzt so ausgelassen und fröhlich erlebt hat. Von der Falte, die sich sonst immer zwischen ihren Augenbrauen aufstaut und von unterdrückten Sorgen berichtet, fehlt jede Spur – bis sie mit einem Male den Blick von der Salatschüssel hebt und ihren ältesten Sohn entdeckt.

„Till..." Die Art und Weise wie seine Mutter seinen Name sagt lässt die Musik verstummen, die Schaukel erstarren und die Sonne erkalten. Till spürt sich frösteln. Nicht zuletzt, da Lutz plötzlich auf der Schwelle zur Terrassentüre steht und dem Sonnenlicht den Weg versperrt.

(K)Einer von Ihnen [Schloss Einstein FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt