25. Die Beichte

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Andre", stotterte Joe, lief rückwärts, stolperte über etwas und fiel hin. „Warum seid ihr mir gefolgt?"

Du hast dich am Strand so merkwürdig verhalten", erklärte Andre. „Da hatte ich schon einen Verdacht. Deshalb sind wir dir gefolgt."

Also, auf was hättest du dich nicht einlassen dürfen?", fragte Annika nochmal nachdrücklich nach. Joe rappelte sich auf.

Ich erzähl es euch", meinte Joe. „Aber nicht hier."

Okay, dann gehen wir jetzt zu uns", sagte Annika. „Und dort erklärst du uns und den anderen alles." Also kletterten sie den Felsen wieder hoch, bogen auf die Straße und machten sich auf den Weg zum Haus. Andre behielt Joe die ganze Zeit im Blick. Er wollte nicht riskieren, dass dieser plötzlich türmte.


Finn und Emma waren gerade fertig mit Essen und Abspülen, als die Tür aufging und Andre, Annika und Joe hereinkamen.

„Hi, Joe. Was machst du denn hier?", fragte Finn überrascht. Doch Joe bemerkte ihn gar nicht, da Andre ihn sofort ins Wohnzimmer schob.

„Setz dich", befahl Andre und deutete auf den Sessel. Verdutzt folgten Emma und Finn ihnen und setzten sich auf das Sofa zu Andre und Annika.

„So jetzt erzähl mal", forderte Annika Joe auf.

„Moment", Emma hatte Joe unterbrochen, bevor er überhaupt anfangen konnte. „Erstens: Was macht Joe hier? Und zweitens: Was soll er erzählen?" Nachdem Annika und Andre den anderen erklärt hatten warum Joe hier war und was er erzählen sollte. Durfte Joe endlich anfangen: „Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut hab, aber das lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern. Alles hat damit angefangen, dass ich mir Geld von Dan geliehen habe."

„Doch nicht etwa von dem Dan", sagte Andre erschrocken.

„Ja, genau von dem Dan", meinte Joe bedrückt.

„Aber der nimmt doch teuflische Zinsen", stellte Finn fest.

„Ja, ich weiß", erwiderte Joe. „Ich brauchte das Geld aber dringen. Zurückgezahlt hätte ich es auch rechtzeitig, wenn meine Oma nicht gestorben wäre. Sie hatte mir nämlich zu meinem Geburtstag Geld versprochen. Dieses Geld hätte locker gelangt um meine Schulden auszugleichen, aber sie starb davor. Also musste ich Dan sagen, dass ich total blank bin. Er meinte darauf, wenn ich das Geld nicht zurückzahlen könnte, hätte er da noch einen anderen Vorschlag. Seine Idee war das die, die ihm sein Geld nicht zurückzahlen konnten stehlen gehen sollen. Das Diebesgut sollten alle in die Höhle bringen und mit Zetteln markieren. Da alle sich fürchten, dass Dan und seine Kumpels sie angreifen, gingen sie stehle. Ich auch."

„Das ist doch wahnsinnig", bemerkte Emma.

„Ja", stimmte Joe ihr zu. „Aber was sollte ich machen. Mein Leben will ich noch ein bisschen behalten."

„Es ist schon spät", meinte Finn. „Wenn du willst kannst du hier schlafen Joe. Morgen besprechen wir dann, was wir jetzt deswegen machen."


Emma hatte sich im Bett schon oft umgedreht, konnte aber trotzdem nicht schlafen. Ihr ging immer wieder Joes Geschichte durch den Kopf. Nach ein paar weiteren Minuten, die sie schlaflos verbrachte, stand sie auf und ging ins Wohnzimmer. In Gedanken versunken humpelte sie zum Sessel, legte ihre Krücken daneben und setzte sich. Ihre Augen starten ins Leere. Eine Tür schlug zu. Emma drehte sich um. Schritte auf der Treppe. Interessiert starte Emma in die Dunkelheit. Es war Finn, der auch nicht schlafen konnte.

„Na du, kannst du auch nicht schlafen", flüsterte Finn und lies sich aufs Sofa fallen.

„Ich muss die ganze Zeit an Joe denken", meinte Emma.

„Ach und nicht an mich", schmollte Finn gespielt.

„Und wie wir ihm helfen können", beendete Emma unbeirrt ihren Satz.

„Es steht auf jeden Fall fest, dass er aus dieser Gruppe raus muss", antwortete Finn ernst.

„Genau darüber denke ich die ganze Zeit nach", sagte Emma. „Aber ich komme auf kein Ergebnis."

„Wir könnten ja alle umbringen", schlug Finn vor.

„Ja genau. Und am besten klauen wir die Knarren von den Bullen", scherzte Emma. „Nein jetzt mal im Ernst wir könnten das Geld doch diesem Dan doch zurückzahlen."

„Wenn du gerade die Polizei erwähnst", Finn sah nachdenklich aus. „Wir könnten Joe doch dazu bringen sich selbst anzuzeigen."

„Und was soll das bringen", fragte Emma.

„Na wenn er sich selbst anzeigt bekommt er vielleicht nicht eine ganz so harte Strafe", erklärte Finn.

„Aber was ist denn mit Dan", fragte Emma weiter.

„Ja, den zeigen wir quasi damit auch gleich an. Joe muss ja erklären, warum er gestohlen hat", meinte Finn. Nun kapierte Emma es auch.

„Also dann können wir ja wieder ins Bett gehen", beschloss Finn. Er half Emma auf zu stehen und sie gingen die Treppe hoch zu den Schlafzimmern.


Als Andre am Morgen aufwachte bemerkt er, dass alle anderen noch schliefen. Er lief die Treppe runter und schaute sich um. Sein Blick blieb an Günthers Terrarium hängen.

„Guten Morgen, Günther", grüßte er und hob den Gecko hoch. „Na hast du auch so gut geschlafen." Der Gecko blinzelte verwirrt, da er aus seiner normalen Umgebung entfernt worden war. Doch lange konnten sich Günther und Andre nicht unterhalten, da Joe bald darauf die Treppe runter kam.

„Na auch schon wach", begrüßte Andre ihn.

„Was soll denn hier auch schon heißen", gähnte Joe. „Die anderen schlafen doch auch noch."

„Nicht alle", erwiderte Andre. „Ich und Günther sind schon wach."

„Wer ist Günther?", fragte Joe verblüfft.

„Ach du kennst in ja gar nicht", meinte Andre und stellte Joe Günther vor. Bis die anderen runter kamen spielten Joe und Andre mit Günther.

„Wie haben die Lösung des Problems", meinte Finn als er die Treppe hinunter kam.

„Welches Problem und welche Lösung?", wollte Andre wissen.

„Dein Kurzzeitgedächtnis ist echt so groß wie eine Erbse", meinte Joe.

„Wessen Gehirn ist so groß wie eine Erbse?", wollte Emma wissen, die gerade die Treppe runter humpelte.

„Andres", meinten Finn und Joe gleichzeitig.

„Das war mir schon lange klar", Emma grinste.

„Er weiß schon nicht mehr, was wir gestern besprochen haben", meinte Joe.

„Ach, das meint ihr", jetzt kapierte es auch Andre, die anderen lachten. Annika wurde von dem Gelächelter aufgeweckt und kam nun auch die Treppe runter.

„Was ist denn hier los?", wollte Annika wissen.

„Dein Freund ist mal wieder ganz schnell unterwegs", erklärte Emma ihr.

„Also wie immer", schlussfolgerte Annika.

„Danke, das wenigstens du zu mir hältst", schmollte Andre.

„Immer wieder gern", Annika lächelte verschmitzt.

„Und die Lösung des Problems kenn ich immer noch nicht", schmollte Andre weiter.

„Das erklären wir dir wenn wir gefrühstückt haben", beschloss Finn.

Nachdem sie alle gegessen und aufgeräumt hatten, setzten sie sich ins Wohnzimmer und ließen sich von Emma und Finn die Sachlage erklären.

„Schlussendlich läuft es darauf hinaus, dass du dich selbst anzeigen musst", beendete Finn die Erklärungen. Joe schaute erschreckt hoch.


Die Bucht (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt