19. In dem ganzen Chaos fehlt etwas

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Alle saßen nach dem Frühstück noch am Küchentisch, als Andre plötzlich aufschaute: „Wo ist der Nintendo?"

„Der liegt bestimmt unter einem Kissen", meinte Annika. „Komm wir zwei räumen die Küche auf."

„Ich bring das Wohnzimmer in Ordnung", sagte Finn.

„Ich helfe dir", Emma lief hinter ihm her. Sie legten die Decken wieder zusammen und sammelten alle Kissen wieder ein.

„Äh, Finn", Emma sprach ihn von hinten an. „Der Nintendo ist wirklich weg." Finn drehte sich um.

„Tatsache. Andre, Annika kommt mal her", rief er in die Küche. Annika kam und Andre folgte ihr.

„Warum habt ihr den Nintendo weggeräumt?", wollte Andre wissen.

„Wir haben ihn nicht aufgeräumt", antwortete Emma.

„Aber wo ist er...", Annika stockte. „Er wurde geklaut."

„Endlich", freute sich Andre. „Dann haben wir heut was zu tun."

„Wehe, wenn das nicht klappt", Annika meinte es ernst. Sie hatte von ihrem Onkel die Aufsichtspflicht über das Haus bekommen. „Dann musst du einen neuen Supernintendo zahlen."

„Nein, muss er nicht. Wenn wir jetzt zur Polizei gehen und ihn gestohlen melden", erklärte Finn.

Emma meinte: „Wir sollten erst mal überprüfen ob noch andere Sachen fehlen." Sie durchsuchten alle Schränke und Schubladen. Am Ende kamen sie zu dem Schluss, dass nicht nur der Nintendo, sondern auch 7 Spiele für ihn und alle Wii-Spiele fehlten.

„Also gut, dann geh ich mal zur Polizei und melde den Diebstahl", beschloss Emma.

„Wir können ja solang schon mal den Palisender orten", schlug Andre vor, meinte damit aber nur Annika und sich.

Finn bemerkte das: „Ich begleite dich Emma. Wie willst du denn bitte einem griechischen Polizist erklären, was passiert ist?" Die beiden gingen los. Auf dem Weg unterhielten sie sich weiter über Jugendcamps und Christliche Jugendarbeit. Als sie bei der Polizei ankamen waren sie beide bester Laune.

Freundlich sagte Finn zum Polizist: „Hallo, wir haben, nochmal, einen Diebstahl zu melden." Dieser schaute nur blöd und füllte das Formular aus.

„Mann, der Polizist hat bestimmt noch keinen gesehen, der so gut drauf ist nachdem er bestohlen wurde", lachte Finn, auf dem Weg nach Hause.

„Na und, einmal ist immer das erste Mal", grinste Emma zurück. Auf dem Weg unterhielten sie sich über Finns Umzug. Als sie nach Hause kamen, erwarteten Andre und Annika sie schon im Flur.

„Ihr habt aber lange gebraucht, wir wollen los", begrüßte Annika sie.

„Wir haben das Signal hier im Umkreis war genommen, gar nicht so weit weg", erklärte Andre. „Sogar so nah, dass wir hinlaufen können."

„Worauf warten wir dann noch", meinte Emma, drehte auf dem Absatz um und ging wieder aus der Tür. Sie liefen die Straße runter und bogen zum Strand ab. Auf den Surferstrand zu.

„Oh, Mist. Ich glaube wir brauchen ein Boot, für den weiteren Weg", bemerkte Finn.

„Wir sind doch ganz in der Nähe von Chris, hat der vielleicht ein Boot", überlegte Annika.

„Ja der hat ein kleines Motorboot. Den könnten wir fragen", dachte Andre laut nach.

Als sie bei Chris ankamen wurden sie freudig empfangen: „Hi, Leute. Wollt ihr wieder Boards?"

„Nop, heute wollen wir dein Motorboot", Finn grinste.

„Mein Boot", Chris stutzte „Könnt ihr haben. Wozu braucht ihr das denn?"

„Wir wollen nur ein bisschen raus fahren und den Mädels das offene Meer zeigen", antwortete Andre.

„Ihr müsst nur aufpassen, die Wellen sind ziemlich groß da draußen", warnte Chris sie. „Du weißt ja wo es liegt. Holt es euch einfach."

„Danke", sagte Emma und sie zogen ab.

„Chris hat dir sehr interessiert nachgeschaut", Annika grinste Emma an.

„Soll er doch", antwortete Emma gelangweilt. Ihr war es egal was Chris von ihr dachte. „Ist mir doch egal."

„Könnt ihr mal mithelfen", Andre und Finn zogen das Boot in Richtung Strand. Als das Boot endlich im Wasser war, ließ Andre den Motor an und alle setzten sich rein.

„Los geht's", meinte er und gab Gas. Nach kurzer Fahrt merkten sie, dass das Peilsendersignal nicht aufs Meer hinaus sondern in eine kleine abgelegene Bucht führte. Der Eingang war von spitzen Felsen umgeben. Von der Landseite aus waren nur steile Klippen zu sehen.

„Das Signal kommt vom Festland", stellte Finn fest.

„Dann müssen wir halt da hin", beschloss Annika.

„So leicht ist das nicht", erklärte Andre. „Die Strömung zwischen den Felsen ist ziemlich stark. Wenn wir da durchfahren können wir kentern."

„Aber versuchen können wir es doch", versuchte Finn Andre zu überreden. „Du kannst doch gut fahren. Wir könnten es schaffen."

„Versuchen könntest du es ja mal, wenn die Strömung zu stark wird könntest du noch umdrehen", schlug Emma hoffnungsvoll vor. Andre überlegte kurz, dann lenkte er auf die Felsen zu.

„Scheiße, die Strömung ist zu stark. Wir treiben ab", fluchte Andre.

„Dann dreh um", schrei Emma erschreckt.

„Geht nicht mehr", meinte Andre. „Das Boot treibt auf die Felsen zu. Wir müssen abspringen. Sonst haben wir eine unfreiwillige Begegnung mit dem Felsen." Andre sprang ab, das Boot wackelte. Annika, die am Rand saß, fiel rückwärts ins Wasser. Emma schrie erschreckt auf. Finn nahm sie bei der Hand, sprang ebenfalls aus dem Boot und zog Emma mit sich. Ohne die zusätzliche Last trieb das Boot von den Felsen weg und wieder aufs offene Meer hinaus. Das Wasser war sehr kalt in der Bucht, da die Sonne hier kaum zu sehen war. Annika, die im Schwimmverein war, hatte schon fast das Ufer erreicht. Andre und Finn konnten auch gut schwimmen, da sie oft surften und kamen deshalb auch gut voran. Emma konnte noch nie gut schwimmen, deshalb hatte sie auch so schnell Windsurfen gelernt, da sie nicht schwimmen wollte. Mit der starken Strömung kam sie überhaupt nicht klar. Emma kämpfte sich an die Oberfläche, sie konnte aber nur kurz Luft holen, bevor sie wieder nach unten gezogen wurde. Ein Schmerz durchfuhr ihr Bein, sie war gegen einen spitzen Fels gestoßen. Sie versuchte wieder nach oben zu kommen, aber jede Bewegung tat weh. Nun versuchte sie nur mit ihren Armkraft voran zu kommen, doch auch das war vergeblich. Sie kam immer wieder an die Oberfläche um Luft zu holen, aber voran kam sie nicht. Ihr Bein schmerzte immer stärker und die Strömung zog sie wieder raus aufs offene Meer. Immer wieder kam sie hoch und wurde wieder nach unten gedrückt. Die Strömung wurde noch stärker, nun kam Emma gar nicht mehr an die Oberfläche. Doch auf einmal packte sie jemand am Handgelenk und zog sie nach oben. Ein tiefes Durchatmen und schon klatschte wieder eine Welle in ihr Gesicht. Sie blinzelte, es war Finn. Er war zurück geschwommen, als er bemerkt hatte, dass Emma ein Problem hat. Er schob seinen Arm unter ihren und schwamm ins seichte Wasser. Finn richtete sich auf. Auch Emma versuchte es, ein Schmerz durchfuhr ihr Bein und sie sackte zurück ins Wasser. Finn streckte ihr die Hand hin doch selbst mit seiner Hilfe kam sie nicht hoch.

„Was ist los?", fragte Finn besorgt.

„Ich habe mir mein Bein angeschlagen", antwortete Emma mit Tränen in den Augen. „An einem Fels oder so. Es tut höllisch weh."

Finn kniete sich neben sie: „Leg deine Arm um meinen Hals." Emma tat was er gesagt hatte. Dann griff Finn unter ihre Knie und hob sie hoch. Er trug sie zum Strand und setzte sie auf einen Stein. Annika und Andre hatten auch bemerkt dass etwas nicht stimmte und liefen zu ihnen. Finn betrachtete währenddessen Emmas Bein. Eine tiefe stark blutende Wunde klaffte zwischen Knöchel und Wade.

„Scheiße", Annika war bei Emma angekommen und hatte sich neben sie gesetzt.

„Wir müssen die Blutung stoppen", meinte Andre.

Finn zog schnell sein T-Shirt aus und band es um Emmas Bein: „Das sollte erst mal reichen."

Emma biss die Zähne zusammen vor Schmerz: „Danke." Finn und Andre setzten sich nun auch erschöpft in den Sand.


Die Bucht (Teil 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt