Kapitel 1.

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Gegenwart (20.05.2017):

Ich sitze im Behandlungsraum meines Gynäkologen. Bei meiner letzten Routineuntersuchung ist ihm etwas aufgefallen, was er als "nicht normal" betitelt hat. Also habe ich einige Test machen lassen und heute bekomme ich die Ergebnisse.

Ich rutsche unruhig auf meinem Stuhl hin und her, als Dr. Miller die Tür öffnet und eintritt. Er hat meine Akte unter dem Arm und kommt mit großen Schritten auf mich zu. "Guten Tag Miss Flynn." Begrüßt mich der großgebaute Mann. "Hallo Mr. Miller" Grüße ich ihn zurück. "Also, dann fangen wir mal an, um sie nicht weiter auf die Folter zu spannen." Ja bitte, denke ich mir. Er räuspert sich, um weiter zu reden. Die Sekunden die er nichts sagt, kommen mir wie Minuten vor und ich werde immer nervöser. Was er wohl gefunden hat?

Er öffnet meine Akte, legt sie vor sich ab und guckt mir direkt in die Augen. Seine Augen sind blau grün, was mir heute das erste mal bewusst auffällt und seine Haare werden an den Seiten schon leicht grau. "Nun Miss Flynn, durch die Tests ist rausgekommen, dass sie eine übergangene Eileiterentzündung hatten." Fängt er an. "Übergangen? Hätte ich nicht etwas davon merken müssen?" Frage ich ihn etwas entsetzt. "Müssen nicht. In der Regel haben die betroffenen Patientinnen Unterbauchschmerzen und zwischen Blutung. Aber es gibt auch Patienten wie sie, die keine Symptome aufweisen." Erklärt er mir sachlich. "Und was heißt des jetzt für mich?" Frage ich immer Unsicherer. Irgendeinen Hacken muss das ganze ja haben. "Nun dadurch, dass die Entzündung übergangen ist und nicht Behandelt wurde, kam es bei ihnen dazu, dass sich in den Eileitern Verklebungen gebildet haben. Durch diese Verklebungen ist es bei ihnen dazu gekommen, und das fällt mir jetzt nicht leicht zusagen, dass sie Unfruchtbar geworden sind." Bei diesen Worten guckt er mich entschuldigend an, doch ich nehme nichts mehr um mich rum war. In meinem Kopf kreist nur ein Wort. UNFRUCHTBAR. All die Pläne, die ich mit Liam in den letzten Monaten gemacht habe, sind durch ein Wort Überflüssig geworden. "Es tut mir wirklich aufrichtig leid für sie Miss Flynn." Holt mich Dr. Miller aus meinen Gedanken. "Es gibt seltene Fälle, in denen sich die Verklebungen lösen und die Eierstöcke sich wieder regenerieren. Doch wie gesagt, dass ist sehr selten und die Medizin kann in diesem Fall nichts mehr führ sie tuen." Ich nicke leicht benommen. "Hier habe ich einen Flyer für sie für eine Beratungsstelle, falls sie sich an jemanden wenden wollen. Ich weiß, dass ist eine sehr schwere und überraschende Situation für sie." Dr. Miller reicht mir den Flyer, den ich mit zittrigen Fingern entgegen nehme. "Reden sie mit jemanden Miss Flynn." Wieder nicke ich nur. Das kann doch alles nicht wahr sein. Warum ich? Warum jetzt?

Nach dem Dr. Miller mehrmals auf mich eingeredet hat und mich noch weiter über diese Erkrankung und deren Folgen Informiert hat, bin ich aus der Praxis rausgeeilt. Und nun steh ich hier auf der Straße. Passanten rennen über die Straße und Autos ziehen verschwommen an mir vorbei. Meine Gedanken kreisen nur um dieses eine Wort. Was Liam wohl sagen würd? Doch die viel schwierigere Frage ist, wie sage ich ihm, dass ich Unfruchtbar bin?

Ich laufe wie ferngesteuert durch die Straßen von Brooklyn. Ich weiß überhaupt nicht, wo hin ich soll. Zuhause ist noch keiner und um ehrlich zusein, will ich noch gar nicht nachhause. Zuhause zusein bedeutet, Liam bald zusehen und das kann ich in diesem Moment einfach noch nicht. Also Lauf ich ohne einen Plan durch die Stadt. Als ich irgendwann stehen bleibe und aufgucke, blicke ich auf das riesen Gebäude, in dem meine Zwillingsschwester lebt. Sie ist die perfekte vorzeige Tochter. Sie ist bereits Verheiratet, hat einen angesehenen Job in einer der besten Anwaltskanzleien und hat bereits eine 1 Jährige Tochter. Lili ist die süßeste Maus, die ich je gesehen habe. Dafür, dass sie erst ein Jahr alt ist, kann sie schon richtig viel.

Ich gehe zögernd auf die Tür zu und drücke den Knopf, an dem ihr Name steht, Maya Thomsen. Ich höre den Ton der Klingel bis auf die Straße, da sie ihre Fenster geöffnet hat. Keine Minute später, meldet sich die Stimme meiner Schwester über die Gegensprechanlage. "Hallo?" Fragt sie. "Hey Maya, ich bins Kate." Antworte ich ihr mit möglichst fester Stimme. "Oh Hey" Sagt sie. Das Summen der Tür erklingt und ich trete ein. Um zu der Wohnung von Maya zu gelangen, muss ich zwei Etagen nach oben gehen, da dieses Haus keinen Aufzug besitzt. Doch ich finde diese Tatsache gar nicht mal so schlimm, da ich es hasse Aufzug zu fahren.

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