Der Brief

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Ein handschliftlich verfasster Brief, den ich nach der Trennung an meine Freundin geschrieben habe. Ich habe ihn ihr nie gegeben und sie hat ihn nie gelesen. Niemand außer mir hat ihn je gelesen.

Ich habe ihren richtigen Namen durch Kalinka ersetzt.

Liebe Kalinka,

nein... wunderschöne, süße, perfekte Kalinka,
es tut mir so unfassbar leid, was ich dir angetan habe. Es tut mir so leid, dass ich dein Vertrauen missbraucht habe, dein liebevolles Herz gebrochen habe, deine wunderschönen, braunen Augen, die im Sonnenlicht aussehen wie ein Einblick in das Paradies, mit Tränen gefüllt habe. Ich wollte dich nie verletzen, es war wirklich nie meine Absicht. Du bist alles was ich habe und will... eher hatte... aber ich will dich immer noch. Ich brauche dich. Du musst mir auch nicht verzeihen, das würde ich niemals von dir verlangen, aber ich bitte dich um eine Chance, um eine Chance es irgendwie wieder gut zu machen, nochmal mit dir zu reden und selbst wenn du mir jemals verzeihen würdest, könnte ich es mir selbst nie verzeihen, dass ich dir sowas angetan habe. Ich wusste einfach nicht was ich in dem Moment mache, wirklich, ich weiß nicht wie ich es dir beweisen kann, aber ich will es auch nicht auf die Krankheit schieben... Verdammt ich habe die ganze Zeit dein trauriges, enttäuschtes Gesicht vor Augen, das sonst so wunderschön und glücklich strahlt und es ist meine Schuld, dass dein süßes Gesicht so gebrochen aussah und voller Tränen war. Gott ich könnte mich dafür 100 Mal schlagen. Ich will, nein, muss mit dir reden. Bitte gib mir diese eine Chance. Proszę kochanie, rede mit mir. Es tut mir doch so leid...

Ich liebe dich.

- Valerie

polnisch: Proszę kochanie = bitte, Liebling

„Naives Stück!"
„So ein Müll!"
„Das liest sie nicht!"

Nachdem ich diesen Brief geschrieben hatte, sind meine Gefühle aus dem Ruder geraten. Ich habe mindestens vier, fünf Stunden geheult und mein Zimmer total verwüstet. Danach habe ich den Brief auch noch zerrissen. Ich ging davon aus, dass sie ihn sowieso nicht lesen wollen würde.

„Ja richtig so, zerstör alles!"
„Den Spiegel!"
„Alles! Du brauchst das nicht!"
„Hör auf zu heulen!"
„Sie hasst dich!"
„Jeder hasst dich!"
„Lauf weg! Renn zu ihr, töte sie!"
„Sie oder du! Eine von beiden musst du umbringen!"

„Lass mich endlich in Ruhe! Verschwinde! Lass mich alleine!"

„Du bist schon alleine!"
„Schlampe!"

Ich konnte nicht mehr. Ich habe einfach losgeschrien. Trauer, Wut, Hass, Stress...

SchizophrenieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt