Der Tag X (Kapitel 6)

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Alia und ich standen in einem weißen Raum, von welchem man die Größe von außerhalb nicht erahnen hätte können. Das Zimmer besaß fünf Sitzreihen mit je zwölf Plätzen. Die Reihen waren nach Treppenprinzip nacheinander aufgestockt, sodass man problemlos nach vorn, an die riesige, grüne Tafel, direkt hinter dem Lehrerpult schauen konnte. Von den kahlen Wänden waren je zwei Meter Abstand bis zu den Tischen. Außerdem wurden die Sitzreihen nach sechs Plätzen von einem, ein Meter breiten, Gang getrennt.

Ich sah mich um und musste feststellen, dass es nicht lang gedauert hatte bis ich Tränen in den Augen hatte, denn schon nach wenigen Blicken sah ich, in der letzten Reihe, Elina, Läticia, Jamie und ein blondes Mädchen, welches ich nicht kannte. Ich zog Alia am Arm ein wenig hinter mir her, denn in der letzten Reihe waren noch genau zwei Plätze, am Rand des Ganges, neben den anderen frei. Ich setzte mich, mit geradlinigen Blick, neben Elina.

Ich hätte in diesem Moment nix lieber getan als meine ganzen Freunde zu umarmen, doch dieses Risiko wollte ich nicht eingehen. Nicht, dass es mir es nicht wert gewesen wäre eine Strafe zu bekommen, sondern ich hatte Angst davor, dass meine Freunde mit leiden müssten.

Nach dem ich es geschafft hatte, mich ein wenig zu beruhigen, merkte ich Blicke auf mir sitzen. Ich drehte mich zu Alia welche rechts von mir, ganz außen am Gang saß und merkte, dass sie gerade dabei war ihr Mathematikbuch, ihr Mäppchen und den karierten Block aus dem Rucksack zu hohlen.

Somit drehte ich mich in die andere Richtung und blickte in strahlend blaue Augen. Ihr Blick schnürte mir die Luft ab und ich musste schlucken um ihm stand zu halten. Ich sah wie sich Tränen in ihren Augen bildeten und sich ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen breit machte. Ganz unbemerkt kullerte auch eine Träne meine Wange hinunter.

Ich bin mir nicht sicher, ob es Freudentränen waren denn, obwohl ich glücklich war, meine Freunde wieder zu sehen, konnte ich den Gedanken nicht verdrängen, vielleicht für immer hier fest zu sitzen.

Wir starrten uns noch eine Weile so an bis eine etwas kleiner gehaltene Frau, Mitte 50, mit Brille auf der Nase und brauner Ledertasche in der Hand, den Raum betrat. Sie war zwar nicht besonders dünn aber dick war sie auch nicht, ich würde meine ein gesundes Mittelding.

Sie trug weiße Schuhe, eine rote Hose, ein weißes Oberteil und darüber eine schwarze Jacke. Sie hatte hellbraune Haare welche ihr bis zu den Schultern gingen. Die Frau stellte ihre Tasche auf den Lehrertisch und begann zu sprechen.

"Guten Morgen. Für die, die mich noch nicht kennen, mein Name ist Miss Major und ich unterrichte euch im Fach Mathematik und Physik. Na dann wollen wir dann wollen wir mal beginnen. Ich spreche, ihr schreibt mit. Gequatscht wird nicht! Was sonst passiert wisst ihr ja"

Mit einem leichten Hauch eines Lächelns wendete sich Miss Major von der Klasse ab. Erst jetzt bemerkte ich dass so gut wie alle Stühle im Raum besetzt waren. Jetzt entdeckte ich auch Marc neben einem rothaarigen Jungen, doch ich kam gar nicht erst dazu, die anderen Schüler großartig zu beachten denn so wie das Stundenklingeln ertönte begann unsere Mathematiklehrerin mit dem Unterricht.

Ich versuchte mich so gut es ging zu konzentrieren und alles wichtig erscheinende mitzuschreiben. Ich spürte eine sanfte Berührung an meiner linken Hand, welche mir eine Gänsehaut verpasste. Ich schrieb einfach weiter um nicht auffällig zu wirken und steckte kurze Zeit später den kleinen Zettel von Elina in meine Hosentasche.

Das Timing hätte nicht besser sein können, denn nach dem wir fertig waren, alles von der Tafel abzuschreiben, wurde die Stunde von dem bekannten Gong beendet. Ich packte meine Sachen zusammen, stellte meinen Stuhl gerade an den Tisch und zwinkerte den anderen, bevor Alia und ich gingen, zu. Als wir zwei wieder draußen auf dem Gang standen mussten wir beide erst mal kurz verschnaufen.

"Also wenn die anderen Lehrer auch so nett sind und die restlichen Stunden auch so entspannt sind haben wir eine Chance hier zu überleben"

Mit einem schmunzeln blickte ich zu Alia welche daraufhin mit einem lächelnden 'Ja' antwortete.

Wir entschlossen uns dazu runter ins Foyer zu gehen, in der Hoffnung, dass weitere Mitglieder aus unserer Gruppe die gleiche Idee hatten und dies bestätigte sich, als wir Annika und Merit vorm Gebäudeplan erblickten.

Wir stellten uns zu ihnen und ich begrüßte sie mit einem leisen 'hey', nicht, dass sie sich unnötig erschrecken. Wir tauschten uns schnell über unsere erste Unterrichtsstunde aus, beschlossen aber aus zeitlichen Gründen dieses Gespräch auf die Mittagspause zu verschieben. Alia kundschaftete unser Deutschzimmer aus und wir machten uns auf den Weg ins Zimmer 325 D -Dritter Stock, Westflügel.

Das Zimmer war genauso weiß und kahl wie alle anderen. Die Sitzordnung war ein wenig anders, sodass hier immer zwei Tische zusammen gestellt waren und einen geringen Abstand zum nächsten hatten.

Der Raum war bereits rappel voll und es war nur noch ein Tisch frei, da sich wahrscheinlich alle immer neben die eine Person aus ihrer Truppe setzten, welche ebenfalls im selben Jahrgang war. blieb automatisch immer ein Doppelplatz frei.

Alia und ich setzten uns hin und legten unsere Deutschsachen bereit. Es dauerte nicht lang bis ich die anderem im Raum erspähte. Läticia neben Elina relativ weit vorn im Zimmer, Jamie neben dem selben Mädchen und Marc neben dem rothaarigen Kerl von vorhin.

Nachdem sich unser Deutschlehrer kurz vorstellte und anfing über berühmte Autoren zu sprechen war die Stunde schneller vorbei als erwartet.

Mister Dixon beendete seine Deutschstunde und entließ uns in die nächste kurze Pause. Ich wollt soeben sagen, dass ich irgendwie ganz zufrieden bin mit dem bisherigen Unterricht hier, als mir unser nächstes Fach in den Kopf schoss.

"Alia wir haben jetzt... Französisch"

Sie drehte ihren Kopf zu mir und sah mich überrascht an. Ihre Augen wurden immer größer und ich sah wie ihr Gesicht immer röter wurde. Ich war komplett überfordert mit der Situation und starte Alia nur an, bis sie wieder anfing zu atmen und sich ihr Gesicht wieder den Weiß Tönen näherte.

"Wenn wir irgendwas von der Tafel abschreiben müssen ist alles okay aber ich befürchte in Französisch gestaltet sich das ein wenig schwierig"

sprach sie vorsichtig mit emotionslosen Blick.

"Die Befürchtung habe ich leider auch aber wir haben glaube ich keine wirkliche Wahl oder?"

fragte ich zögerlich, worauf ich nur ein zögerliches Nicken als Antwort bekam.

Wir liefen erneut ins Foyer um herauszufinden wo sich unser nächstes Zimmer befand. Läticia und Elina hatten wahrscheinlichen den selben Plan. Als ich anfangen wollte zu suchen, sagte Elina

"Na dann auf in das Zimmer 475 F im Ostflügel"

Ich nehme an, dass der etwas lauter gewählte Ton gewollt war, denn Alia und Ich wussten sofort wo wir als nächstes hin mussten und folgten den Beiden im selbem Moment.

Wir standen nun zu viert vor unserem Französisch Zimmer und es machte sich ein ganz mieses Gefühl in mir breit, doch wir hatten keine Wahl wir mussten hier durch- Gemeinsam!.

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