5. Kapitel

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BLATTSEE MISCHTE Kräuter als der Schmerz, den sie schon den ganzen Tag im Bauch verspürte, plötzlich stärker wurde. Sie stöhnte auf, als die ersten schwachen Wehen aufkamen. Schnell raffte sie die, für die Geburt bereitgelegten Kräuter auf und schlüpfte aus dem Bau. Eichhornschweif war den Tag im Lager geblieben, da Blattsee schon vermutet hatte, dass die Jungen kommen würden. Sie fand ihre Schwester hinter dem Kriegerbau, wo sie Löcher in der Bauwand stopfte. Sie brauchte nichts sagen. Eichhornschweif ließ ihre Arbeit liegen und gemeinsam verließen sie das Lager. "Ich helfe Blattsee beim Kräutersammeln." Rief Eichhornschweif Borkenpelz zu, der ihnen einen misstrauischen Blick zugeworfen hatte. Die Schwestern liefen zu der versteckten Lichtung innerhalb des Territoriums, die Eichhornschweif vor ein paar Tagen gefunden hatte. Blattsee war froh Eichhornschweif bei sich zu haben. Unverhofft hatte sie zugestimmt die Jungen anzunehmen. Warum ihre Schwester ihre Meinung so plötzlich geändert hatte wusste Blattsee nicht. Sie hatten abgemacht zu behaupten, Eichhornschweifs Milchfluss würde ausbleiben. Glücklicherweise war Rauchfell vor einem viertel Mond in die Kinderstube umgezogen. Sie würde die Jungen säugen können.Eichhornschweif stoppte an einem Brombeerdickicht. „Wo lang jetzt?" fragte Blattsee. „Warum beim SternenClan bleiben wir stehen?" Fügte sie hinzu. Ihr Ton war bissiger als beabsichtigt, aber die Schmerzen machten die sonst sanfte Kätzin ungeduldig. Eichhornschweif jedoch ließ sich nicht beirren. „Der Eingang ist genau hier. Die Lichtung ist sehr versteckt. Ich glaube nicht, dass sie schon einmal jemand vor uns gefunden hat." Eichhornschweif hatte Recht. Als Blattsee durch einen verborgenen Tunnel, den sie zuvor nicht bemerkt hatte, die Lichtung betrat, riss sie erstaunt die Augen auf. Die Lichtung war viel größer als erwartet, fast so groß wie der Felsenkessel und vollkommen mit Schnee bestäubt. Nur hier und da waren die Spuren von Vogeln im Schnee zu sehen. An den Rändern standen Büsche, wie Baue und in der Mitte lag ein Felsblock. Umgeben war die Lichtung von dichtem Ginster- und Farngestrüpp und einer Dornenhecke. Wahrscheinlich war dies der Grund, dass noch niemand die Lichtung entdeckt hatte. Obwohl der ganze Aufbau nicht stimmte, fühlte sich Blattsee an das Lager im alten Wald erinnert. Sie unterdrückte einen Anflug von Sehnsucht, legte ihre Kräuter ab und wandte sich an ihre Schwester. „Wie hast du das gefunden? Es ist unglaublich versteckt." „Ich habe eine Maus verfolgt und bin mitten in die Dornen gelaufen. Als ich versucht habe mich zu befreien, habe ich einen grauen Schimmer entdeckt. Ich denke das war der Stein. Ich habe das Gebüsch genauer untersucht und den Eingang gefunden." „Bist du sicher, dass uns hier keiner findet? Wir sind mitten im Territorium." „Ganz sicher. Ich gehe gleich noch einmal zurück und verwische unsere Spuren. Und in den Fels dort ist ein Loch. Ich habe es ausgepolstert. Dort drin dürfte dich niemand hören und Schnee kommt auch nicht hinein."Blattsee nahm ihre Kräuter wieder auf und schob sich durch den Schnee zum Felsen, während Eichhornschweif noch einmal verschwand. Hinter dem Loch befand sich eine Höhle, die genügend Platz für zwei Nester bot. Der Boden war mit Moos und Federn gepolstert. Blattsee verstaute ihre Kräuter in einer Ecke und legte sich hin. Dankbarkeit für ihre Schwester überkam sie, die Höhle war fast so gemütlich wie die Kinderstube.Während Blattsee wartete wurden die Wehen heftiger. Stöhnend wand sie sich im Moos. Endlich kam Eichhornschweif zurück. Blattsee seufzte erleichtert, als sie sah, dass die Kriegerin an einen Stock und einen feuchten Moosball gedacht hatte. Gierig trank sie ein paar Schlucke, dann setzte die nächste Wehe ein und Blattsee krümmte sich unter Schmerzen. Sie hatte schon vielen Kätzinnen bei der Geburt geholfen, doch sie hätte nie gewusst wie groß ihre Qualen tatsächlich waren. Auf Blattsees Anordnung hin zerkaute Eichhornschweif einige der mitgebrachten Kräuter. Sie würden die Geburt erleichtern. Zwischen zwei Wehen beobachtete Blattsee ihre Schwester. Eichhornschweif führte Blattsees Anweisungen konzentriert aus, doch ihr Gesicht war angespannt. Vermutlich kämpfte sie damit, die Schmerzen ihrer Schwester auszublenden. Blattsee fühlte sich schuldig deswegen.Plötzlich fuhr eine besonders starke Welle durch den Körper der Heilerin und sie schrie auf. "Jetzt ist es soweit. Das erste Junge kommt." Eichhornschweif gab ihr den Stock und Blattsee bis darauf. Sie spürte durch den Schmerzensnebel hindurch, wie ein Junges ins Moos plumpste. Eichhornschweif bis die Fruchthülle durch und leckte es, wie Blattsee es ihr kurz zuvor beschrieben hatte. "Es ist eine Kätzin und sie ist komplett schwarz." miaute Eichhornschweif ergriffen.Kurz betrachtete Blattsee das Junge liebevoll, dann kündigte sich die nächste Wehe an. Dieses Junge war größter. Es brauchte länger. Blattsee kreischte und der Stock in ihrem Maul knackte. Dann war es geschafft. "Es ist ein goldener Kater." verkündete Eichhornschweif. Blattsee sah die Jungen liebevoll an. Sie bereute die Geburt nicht länger. Auch wenn Eichhornschweif die Jungen aufziehen würde, sie würde sie immer lieben. Noch eine schwache Wehe kam. Ihre Schwester wollte die Jungen an Blattsees Bauch schieben, doch diese wehrte sie ab. "Da kommt noch eins." stöhnte sie. "Woher soll ich das denn wissen, ich bin nicht die Heilerkatze." grummelte Eichhornschweif. Blattsee keuchte zur Antwort nur. Sie war unendlich erschöpft. Das letzte Junge war klein und glitt schnell ins Moos. Blattsee sank nieder. Sie brauchte einige Augenblicke um zu Atem zu kommen, dann bemerkte sie Eichhornschweifs Panik. "Was ist los?" "Das Junge atmet nicht!" 

Blattsees Geheimnis (Warrior Cats Short Adventure)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt